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Everest und die Hoffnung auf 3D-Eventfilme

03.09.2015 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
EverestUniversal Pictures
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Am 17. September 2015 startet mit Everest die wahre Geschichte eines Unglücks bei der Besteigung des Mount Everest 1996 in den Kinos. Der Film mit Jason Clarke, Josh Brolin und Jake Gyllenhaal lockt die Zuschauer mit Imax 3D zum höchsten Punkt der Erde.

Wer Lust und Zeit hat, kann sich dumm und dämlich googlen nach Meldungen über den Tod und die wundersame Wiederauferstehung von 3D. Sechs Jahre nach Avatar - Aufbruch nach Pandora befinden sich die Analysten im fliegenden Wechsel zwischen Jenseits und Diesseits, wenn es um den Stand der 3D-Dinge geht. Seitdem ist der Hype um die Technik in den USA abgeflaut, während anderswo auf der Welt 3D ein essenzieller Bestandteil wachsender Märkte geworden ist. Von einer Konsolidierung der 3D-Technik können wir in diesem turbulenten Hin und Her noch längst nicht sprechen. Doch zum Start des Bergsteigerfilms Everest am 17. September 2015 blicken wir auf die gegenwärtige Situation und eine Art Subgenre, das sich des dreidimensionalen Effekts wie kaum ein anderes bedient.

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In Everest werden zwei Bergsteigerteams bei der Rückkehr vom Gipfel des Mount Everest von einem schrecklichen Sturm erfasst. Mit dem Überlebenskampf, der auf der wahren Geschichte eines Unglücks im Mai 1996 basiert, wagt sich der isländische Regisseur Baltasar Kormákur erstmals in die Gefilde des großen Blockbuster-Kinos. Schon in The Deep hatte er 2012 von einem Seemann erzählt, der sechs Stunden allein in der eisigen Kälte des Atlantik überlebte, bevor er gerettet wurde. In Everest steht Kormákur nun der große Rahmen einer Hollywood-Produktion zur Verfügung, inklusive Stars wie Jason Clarke, Keira Knightley und Jake Gyllenhaal sowie natürlich des 3D-Effekts. Mit seiner Position als Eröffnungsfilm des diesjährigen Festivals in Venedig liegen die Vergleiche zu Gravity von Alfonso Cuarón nahe, dem diese Ehre 2013 zu Teil wurde und der von Verteidigern des 3D-Einsatzes als Vorzeigebeispiel für die Attraktivität des Formats angeführt wird.

Doch die Zahlen in den nordamerikanischen Kinos liefern wenig Anlass, auf eine Renaissance innerhalb der Renaissance zu hoffen. 2014 machten die Einnahmen durch 3D-Filme 14 Prozent des Gesamtumsatzes in den Kinos der USA und Kanada aus (Quelle: MPAA-Statistik ). 1,4 Milliarden Dollar kamen so zusammen, der jährliche Trend gibt indes Anlass zur Sorge. Seit 2010, als 3D 21 Prozent der Einnahmen ausmachte, geht der Anteil jährlich um 1 bis 2 Prozent zurück. Gemessen an der Gesamtbevölkerung sahen 2010 fast 60 Prozent der 12- bis 17-Jährigen einen 3D-Film, 2014 sank der Wert erstmals unter 50 Prozent.

Die fleißigsten 3D-Kinogänger sind immer noch Kinder, was dank der großen Verbreitung des 3D-Einsatzes im Animationsfilm einer selbsterfüllenden Prophezeiung gleichkommt. Davon abgesehen pendelt sich der Rückgriff auf 3D auf einige wenige Genres (Fantasy, Science Fiction, Superheldenfilm) und generell Tentpoles ein. Für letztere bietet der internationale Markt den idealen Nährboden fürs Festhalten am 3D-Aufschlag. Universals Jurassic World nahm 89 Prozent seiner Einnahmen in Deutschland durch 3D-Vorstellungen ein (Quelle: Real3D ), was natürlich nicht automatisch bedeutet, dass die Zuschauer hierzulande überhaupt eine Wahl hatten. In China führte der späte Ausbau des Markts dazu, dass Tausende neu gebauter Kinos von Anfang an 3D-Screenings durchführen konnten. In einem Land, in dem Raubkopien seit Jahrzehnten zum Alltag gehören, bietet ein 3D-Event im Kino zudem einen besonderen Reiz für die wachsende Mittelschicht. So kommt Jurassic World auf stattliche 95 Prozent beim 3D-Einspielergebnis in der Volksrepublik. In den USA liegt der Wert bei 48 Prozent.

Wir werden also viele weitere Blockbuster sehen, die dank ihrer großen Marken gewissermaßen "too big to fail (in 3D)" sind. Bei den Budgets von Marvels Superheldenfilmen oder Einträgen gestandener Reihen wie Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2, fällt der Aufwand für eine Conversion weit weniger ins Gewicht als bei Franchise-Erstlingen wie Tribute von Panem. Das gravierendste Warnzeichen für den finanziellen Erfolg von Fantastic Four war schließlich weniger die famose Hunde-Homestory von Josh Trank im Hollywood Reporter , als vielmehr die kurzfristige Absage der 3D-Konvertierung einen Monat vor Kinostart . Gleichzeitig entziehen sich bestimmte Genres dem Trend regelrecht und damit sind keine Dramen oder romantische Komödien gemeint. Man denke etwa an Agentenfilme wie James Bond 007 - Skyfall, Mission: Impossible 5 - Rogue Nation oder demnächst James Bond 007 - Spectre, deren Action in geringerem Maße auf (offensichtliche) Computereffekte zu bauen scheint als ein Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron.

Steht einem kein bestehendes Franchise zur Verfügung, bieten Filme wie Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger, Gravity, The Walk und eben Everest ein alternatives Marketingmodell, das den 3D-Effekt selbst in den Alleinstellungsfaktor verwandelt. Die genannten Filme stecken eine oder mehrere Personen in Extremsituationen, doch statt Robotern, Dinos und Dino-Robotern werben sie mit dem Raum selbst als ultimativem Spektakel: die endlose See, die Todesstille im All, der Drahtseilakt über den Dächern der Stadt und schließlich die menschenfeindlichen Bedingungen am höchsten Gipfel der Erde.

Gravity wurde als erster legitimer 3D-Eventfilm seit Avatar gefeiert, was neben seiner innovativen Technik auch an seinem einmaligen Setting lag. Rund 80 Prozent des Einspielergebnisses in Nordamerika nahm das Weltraumabenteuer von Alfonso Cuaron durch 3D-Vorstellungen ein (Quelle: Box Office Mojo ). Entweder sieht du Gravity in 3D oder gar nicht, lautete das inoffizielle Motto. Nun lässt sich nicht jedes Jahr ein Film mit einer derart aufwendigen Produktionsgeschichte aus dem Ärmel schütteln.

Darüber hinaus könnte sich die Idee eines 3D-Eventfilmes in Abgrenzung zum normalen Blockbuster "in 3D" als lukrative Nische herausstellen. Dank der Dreharbeiten in Nepal, den Dolomiten sowie aufwendigen Sets lockt Everest mit den Naturaufnahmen, die - so zeigt es der Film - zwar käuflich erwerbbar geworden sind, dem durchschnittlichen Zuschauer im Tal aber trotzdem verborgen bleiben. Da mischen sich die Schauwerte einer Imax-Doku (To the Arctic 3D! The Earth Wins! Rocky Mountain Express!) mit der Dramatik der wahren Geschichte eines Überlebenskampfes. The Walk von Robert Zemeckis basiert ebenso auf einem realen Ereignis. Wenn Philippe Petit (Joseph Gordon-Levitt) im Kino zwischen den Türmen des World Trade Centers balanciert, lockt der Film nicht nur mit dem Nervenkitzel, sondern einem ikonischen Ort in New York, der so nicht mehr erfahrbar ist. Ein stärkeres Bewusstsein für den Einsatz des Raums im Film kann dem vermeintlich dreidimensionalem Kino jedenfalls nicht schaden.

Was haltet ihr von 3D-Eventfilmen? Seid ihr neugierig auf Everest?

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