Einzigartig im MCU: Das Beste an Avengers 4: Endgame ist der Abspann

29.04.2019 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Avengers 4: EndgameDisney
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Avengers 4: Endgame bricht mit einer wichtigen MCU-Tradition: Ihm fehlt eine Abspann-Szene. Das stärkt sowohl den Film als auch alle 21 Teile zuvor. Lest hier, warum.

Vorsicht, Spoiler zu Avengers 4: Die Mediensatire Die Truman Show endet mit einem Satz, den ein Fan der Reality-Show an seinen Mitgucker richtet: "Wo ist die Fernsehzeitung?". Die Truman-Show-Ultras folgten ihrem Helden fast drei Jahrzehnte.

Aber als Truman sein Filmuniversum verlässt, zerfällt im Moment des Abschlusses die Aufmerksamkeit und die Leidenschaft für das jahrelang zärtlich Bestaunte. In der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne der Fans war kein Platz für Trauer, das endgültige Scheiden des Helden starb in Gleichgültigkeit, das Nächste verdrängte den Augenblick.

Avengers 4: Endgame vermeidet diese Gefühlskälte: Wir sollen um Tony Stark und Steve Rogers weinen. Der Abspann unterdrückt die Emotionen nicht mit einer unnötigen Lenkung auf das Neue.

Avengers 4: Endgame braucht keine Abspannszene

Avengers 4: Endgame zwingt seine Zuschauer, sich der unerträglichen Tatsache auszusetzen, dass da gerade etwas zu Ende gegangen ist. Den langen Endgame-Abspann zerschneidet kein Clip von Peter Parker, der seine Tasche für die Europa-Klassenfahrt in Spider-Man: Far From Home packt.

Der Abspann von Avengers 4: Endgame ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Das MCU, da treten wir dem knallbunten Superheldenzirkus sicher nicht zu nahe, ist nicht unbedingt bekannt für seine feinen Gesten. Auch von Selbstbegrenzung hält das Filmuniversum der unendlichen Expansion nicht viel. Jetzt sah das MCU in der Reduktion eine Chance. Es erkannte ausnahmsweise den Wert der Stille.

Brie Larson als Captain Marvel

Der Abspann wird so zur wichtigsten Geste eines vielleicht nicht großartigen, sicher aber großen Films. Weil er Erinnerungen, Gefühle, Figuren und Geschichten einkesselt und das manchmal übersprudelnde MCU mit sanfter Hand bändigt. Er stellt sicher, dass Avengers 4: Endgame nicht als weiteres Kapitel im ewigen MCU-Geflatter wahrgenommen wird, sondern als Schlusspunkt einer langen Reise.

Was macht den Abspann von Avengers: Endgame so bedeutsam?

  • Die Endgame-Macher beweisen Taktgefühl: Sie feiern die zentralen Figuren des MCU.
  • Die Avengers der Stunde Null Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Mark Ruffalo, Chris Evans, Jeremy Renner und Chris Hemsworth setzen ihren Unterschrift unter den Film - ein schlichter, aber kraftvoller Effekt.
  • Der Abspann verzichtet auf eine Überleitung zu einem x-beliebigen Post-Endgame-Film.
  • Er hebt damit die Bedeutung der Infinity-Saga hervor für das MCU, das immer weiter wachsen wird. Der szenenlose Abspann bewirkt eine bewusste Abgrenzung von allem, was noch kommt.
  • Er beendet und würdigt eine Ära.
  • Er blickt mit einem dezenten Hämmern zurück auf die Wurzeln des MCU.

Die Abspannszene ist das wichtigste Ritual im MCU

Besondere Bedeutung kommt dem Endgame-Abspann auch deshalb zu, da er mit einer festen Tradition bricht, weshalb viele Fans den Kinosaal verdutzt verlassen, manche sogar wütend. Die Abspannszene nach Iron Man ist sowas wie die erste Zellteilung im MCU. Sie verband Hulk und Iron Man und erschuf damit etwas Größeres, ein atmendes Filmsystem, das sich seither ständig weiter entwickelt.

'Mr. Stark, sie werden Teil eines größeren Universums' - Nick Fury in Iron Man (2008)

Die Abspannszene nach jedem MCU-Film ist ein Versprechen an die Fans: Es kommt noch was, und das im doppelten Sinne. Es kommt noch was nach dem Film und gleichzeitig verweist die Szene auf den nächsten, in der Marvel-Startbox mit den Hufen scharrenden MCU-Film. Die Abspannszene ist ein Marketing-Instrument. Und sie nervt manchmal.

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Abspannszenen sind toll. Sie haben MCU-Filme aber auch schon ruiniert

Da die Zuschauer der Post-Credits-Szene (PCS) im Laufe der MCU-Geschichte immer mehr Aufmerksamkeit schenkten, veränderte sie sich. Aus einer Art Hidden Track wurde erst ein populärer Insider-Witz und irgendwann blieb ein Großteil des Kinopublikums bis zum Schluss des Abspanns sitzen, weshalb Marvel die Abspann-Szene häufig wie eine Art ersten Trailer für den kommenden MCU-Film einsetzte.

Gerade die Figur Captain Marvel leidet darunter, dass Abspannszenen mit ihr elementare erzählerische Funktionen erfüllen. Anstatt zwei Filme zu verknüpfen, wurde Endgame zugunsten einer effektvollen Abspannszene zerrupft und Captain Marvel vom wiederum übermächtigen Nachfolger zerdrückt.

Die Abspannszene nach Captain Marvel wäre in den ersten Minuten von Endgame besser aufgehoben gewesen. Dort klafft jetzt ein riesiges Loch. Außerdem schwächte sie den starken Cliffhanger von Infinity War, der wiederum von einer Abspannszene vorbereitet wurde. Mit Captain Marvel hat Endgame so seine Probleme.

Endgame setzt jetzt ein klares Siegel unter die Infinity Saga

Endgame vermeidet diese Verwirrungen. Die Post-Credits-Szenen sind im MCU die Schweißnähte auf einer sich immer weiter aufgliedernden MCU-Kette, aus der Endgame nun einen sauberen Kreis bildete. Captain Americas Rückkehr in seine eigene Zeit folgte im Abspann das geschäftige Hämmern am ersten klobigen Iron Man-Anzug.

Das MCU präsentiert die Infinity-Saga hier auf poetische Weise als abgeschlossene Summe seiner Teile. Eine Ära geht zu Ende und das soll jeder wissen. Nach Endgame dachte bestimmt niemand an Spider-Man 2, sondern nur an Natasha Romanoff, Tony Stark and Steve Rogers.

Wie hat euch der Abspannszenen-lose Abspann von Endgame gefallen?

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