Daredevil Staffel 2 - Folge 13: A Cold Day in Hell's Kitchen

21.03.2016 - 15:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
DaredevilMarvel Studios/Netflix
14
6
Über den Dächern von New York fechten Daredevil, Elektra und Nobu die Macht über Black Sky aus in einem durchwachsenen Finale der 2. Staffel.

Übers (lange) Wochenende begleite ich die 2. Staffel von Daredevil mit Recaps zu allen 13 Episoden. Hier gibt es eine Übersicht aller bereits veröffentlichter Recaps.

20 Ziele in New York City will Nobu (Peter Shinkoda) treffen, ein Bus voller Unbeteiligter wird dafür entführt, einem Typen beinahe der Fuß abgeschnitten und trotzdem - trotzdem wirkt Die Hand im 2. Staffel-Finale von Marvel's Daredevil wie ein Antagonist nachrangiger Wahl. Das mag an der Schwierigkeit liegen, die eigenen Ninja-Set-Pieces zu toppen. Es könnte auf eine Figur wie Nobu zurückgeführt werden, die bei geringfügigem Einsatz einschüchtert, aus dem Schatten gezerrt aber als drittklassiges Monster of the Week aus Buffy - Im Bann der Dämonen durchgeht. Indem der Punisher (Jon Bernthal) aus dem Endkampf weitgehend ausgeschlossen wird, fällt Daredevil im Klimax der Staffel jedenfalls auf einen eintönigen Bösewicht zurück, dessen Bedrohlichkeit durch seine Niederlage in der 1. Season nicht gerade maximiert wird. Der sich ankündigende Tod Elektras (Elodie Yung) verleiht diesen schwachen Abschluss mit multiplen Enden ein Mindestmaß an emotionaler Tragweite.

Elektra-Pod

Natürlich stirbt Elektra ganz in der Tradition des Marvel Cinematic Universe nicht wirklich, also schon irgendwie, doch sie oder was immer von ihr in der riesigen Ninja-Vase übrig bleibt, besteht als Option für die Handlung zukünftiger Folgen von Daredevil, Marvel's Luke Cage oder Marvel's Iron Fist. Was ich den Autoren nicht krumm nehme. Sie bemühen sich aufs Äußerste Elektras Akzeptanz des Guten in ihr selbst zu einem ergreifenden Abschluss zu führen. Ihr Dialog mit Daredevil über die gemeinsame Flucht, während sie sich ihres baldigen Todes sicher scheint, stellt sich als eigentlicher Höhepunkt der Episode heraus. Er kommt freilich zu früh, in seiner Struktur geht er als Genre-Klischee durch und es lässt sich ohne Weiteres kritisieren, dass Elektra auch in ihrem Tode instrumentalisiert wird, nur um Daredevil charakterlich weiter zu entwickelt. Nichtsdestotrotz saß ich bei Ansicht der paar Minuten da und habe mir irgendwo in der viel zu großen Fan-Fiction-Ecke meines Gehirns gewünscht, sie würden es machen. Mit Daredevil Staffel 3 folglich als Kontinente-Hopping im Bond-Stil und unterlegt von schrecklich romantischen Bryan Adams-Songs . Es war eine der schöneren ruhigen Szenen einer Serie, die diese häufig als Transportvehikel für gebrauchte Plot-Points missbraucht.

Ungeachtet all der Kritik bildete Elektra eine Bereicherung für Staffel 2, erst recht mit Blick auf weibliche Alternativen wie Karen Page (Deborah Ann Woll). Über deren enervierenden Handlungsbogen in dieser Season will ich nur kurz zwei der offensichtlichsten Aspekte ansprechen. Erstens: Ist Karen eine Parodie auf die Jungfrau von Nöten? Denn nur dann wäre ihre Behandlung zu Händen der diversen Autoren zu rechtfertigen. Zweitens: Dass Karen ohne journalistische Erfahrung (!) bei einer Zeitung (!) fest engagiert wird, verwandelt Daredevil in ein Historiendrama. Okay, drei Dinge: Kann man unter einer Schreibblockade leiden, ohne je geschrieben zu haben?

Diese gravierenden Nebensächlichkeiten beiseite gelassen, schließt A Cold Day in Hell's Kitchen eine Staffel ab, die Daredevil erstmals in Kontakt mit anderen Vigilanten brachte. Durch den Punisher und Elektra wurde Matt Murdock gezwungen, die Tragbarkeit seiner Doppelidentität zu hinterfragen. Elektra offenbarte ihm die Lust, nicht nur die Pflicht, des Vigilantendaseins. Der direkte Vergleich zum Punisher untermauerte indes Matts moralische Grenzen, weshalb der Bus mit den vielen Geretteten eine feine visuelle Zusammenfassung von Daredevil als Heldenkonzept darstellt. Matts Skrupel werden vielleicht, oder besser hoffentlich, in kommenden Staffeln noch einem echten, einem schmerzhaften Härtetest unterzogen. Sein "I am Daredevil" gegenüber Karen bildet damit vorerst das Ziel auf dem langen Weg zur Akzeptanz des Teufelchens in seiner Brust.


Punisher

Der echte Star dieser Staffel heißt natürlich Jon Bernthal. Ob der Punisher als Figur eine eigene Serie tragen kann, sei mal zur Diskussion gestellt. Die neuen Showrunner Doug Petrie und Marco Ramirez haben auf jeden Fall einen vielschichtigen Gegenentwurf zu ihrem Helden etabliert, der mit seinen offenen Mysterien (War Schoonover nun der Blacksmith? Und was passierte in Kandahar?) Potenzial für weitere Auftritte besitzt. Bernthals Tough Guy-Attitüde dürfte sein Markenzeichen Nummer 1 sein, sein Charisma erhielt bisher selten so viel Entfaltungsspielraum wie in Daredevil. Wie schon Ray Stevenson in Lexi Alexanders Genre-Beitrag Punisher: War Zone gelingt Bernthal die Gratwanderung zwischen abstoßender Härte und einer unterschwelligen Humanität, die in jedem Moment für immer zu verschwinden droht.

Der Punisher ist sicher kein guter Mensch und seine unbestreitbare Anziehungskraft verweist auf ein Problem, das die Autoren nicht zu lösen im Stande waren. In der 2. Staffel sucht unser Held nach dem Guten. Er will seine No-Killing-Strategie rechtfertigen. Er will die Existenz von Daredevil rechtfertigen. Er will Elektra retten. Die Ironie dieser gegen Ende aufdrehenden Staffel bleibt freilich, dass die Autoren mit den Guten nichts anzufangen wissen.


Anmerkungen am Rande:

  • Ob wir Foggy (Elden Henson) in der 2. Staffel von Marvel's Jessica Jones sehen werden? Jeri Hogarth (Carrie-Anne Moss), die einen Anwalt für "Menschen mit Komplexitäten" sucht, meint "Joah!"
  • Das Design von Kostümen und Waffen in dieser 2. Staffel ist wirklich ausgezeichnet, aber warum geht Elektra schulterfrei in den Kampf gegen potenziell giftige Ninjas?
  • "Is there a shitstorm you're not a part of?"
  • "Whithout this i'm not alive."
  • "I know now what it feels to be good."
  • Stick ex Machina strikes again
  • In einer Daredevil-Staffel von der Hitzewelle in den Winter
  • "Close us out Josie, we're done here."
  • Die Micro-CD verweist auf die Figur Microchip (in War Zone von Wayne Knight gespielt), die den Punisher in den Comics mit Waffen versorgt und später selbst zum Bösewicht aufsteigt
  • Danke fürs Mitgucken und -lesen!

Alle Recaps im Überblick:

Staffel 2, Folge 1: Bang
Staffel 2, Folge 2: Dogs to a Gunfight
Staffel 2, Folge 3: New York's Finest
Staffel 2, Folge 4: Penny and Dime
Staffel 2, Folge 5: Kinbaku
Staffel 2, Folge 6: Regrets Only
Staffel 2, Folge 7: Semper Fidelis
Staffel 2, Folge 8: Guilty as Sin
Staffel 2, Folge 9: Seven Minutes in Heaven
Staffel 2, Folge 10: Man in the Box
Staffel 2, Folge 11: .380
Staffel 2, Folge 12: The Dark at the End of the Tunnel
Staffel 2, Folge 13: A Cold Day in Hell's Kitchen



Das könnte dich auch interessieren

Schaue jetzt Marvel's Daredevil

Kommentare

Aktuelle News