Cannes 2025: Die 15 besten Filme, die man unbedingt gesehen haben muss

26.05.2025 - 12:25 UhrVor 17 Tagen aktualisiert
Resurrection gehört zu den besten Filmen beim Festival in Cannes 2025
Plaion
Resurrection gehört zu den besten Filmen beim Festival in Cannes 2025
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Das Filmfestival von Cannes ist vorbei, Jafar Panahi hat die Goldene Palme gewonnen, aber welche Filme aus dem Programm lohnen sich wirklich? In diesem Artikel gibt es 15 Tipps direkt aus Cannes.

Das bedeutendste Filmfestival der Welt ist mal wieder Geschichte, aber welche Filme waren 2025 die besten im Programm von Cannes? Ich habe dieses Jahr 43 Filme gesehen, was bei Weitem nicht alles ist, aber genug, um ein paar Tipps mit nach Hause zu bringen. Wer schnell die wichtigsten Tipps mitnehmen will, findet hier eine spoilerfreie Übersicht mit meinen 15 Highlights aus den unterschiedlichsten Sektionen.

Cannes 2025: Das sind die 15 besten Filme im Programm

Alle reden bei Cannes nämlich immer über den Wettbewerb und die Frage, wer die Goldene Palme gewinnt. Dabei hatten einige der Glanzpunkte der 78. Filmfestspiele von vornherein keine Chance auf den Hauptpreis des Festivals, verdienen aber unsere Aufmerksamkeit ebenso oder vielleicht sogar ein Stückchen mehr.

Wo es bereits deutsche Kinostarts gibt, wurde er notiert. Alle Film-Checks direkt aus Cannes – die enttäuschten wie auch die begeisterten – gibt es auf der verlinkten Übersichtsseite.

Sirat: Hypnotischer Rave zwischen Himmel und Hölle

Stellt euch die Rave-Szene aus Matrix Reloaded vor, kreuzt sie mit Mad Max und ihr kommt in der Nähe des hypnotischen Road Movies Sirat raus. In dem Film von Oliver Laxe (Fire Will Come) sucht ein Vater-Sohn-Gespann bei einem Rave in Marokko nach der Tochter und beginnt eine Reise durch atemberaubende Landschaften, die ein paar höllische Fallen bereithalten.

Der treibende Soundtrack von Sirat nagelt einen förmlich in den Sitz, auch wenn man im düsteren Finale am liebsten davonrennen würde. Die absolut sehenswerte Auseinandersetzung mit Tod und Verlust gehört zu den intensivsten Filmerfahrungen in Cannes dieses Jahr.

Kinostart: noch nicht bekannt

Eddington: Western-Satire mit Joaquin Phoenix und Pedro Pascal

Neben Ari Asters Eddington sieht die Endzeit aus The Last of Us wie ein Urlaub auf den Malediven aus. Der neuste Streich des Regisseurs der Horrorfilme Hereditary - Das Vermächtnis und Midsommar benötigt dafür keine Zombie-Epidemie, sondern steht knietief in unserer Realität. Er wartet mit Joaquin Phoenix, Pedro Pascal und einer extrem garstigen Abrechnung mit dem Amerika der 2020er auf. Es ist einer lustigsten und fiesesten Filme der letzten Jahre, der erstaunlich viele explodierende Körperteile vorweisen kann.

Mehr zu Eddington gibt es im Film-Check aus Cannes.

Kinostart: 17. Juli 2025

The Plague: Beklemmender Mobbing-Thriller im Ferienlager

In ebenso präzise wie aufreibend geschriebenen 95 Minuten taucht der Film in ein Ferienlager des Grauens ein und zeigt, wie Jungen einander das Leben zur Hölle machen. Es ist ein beklemmender Film über die Anpassungszwänge in der Pubertät. Dabei beginnt er wie eine harmlose Teenie-Komödie.

Mehr zum Thriller mit Joe Edgerton als hilfloser Sportlehrer im Film-Check aus Cannes.

Kinostart: noch nicht bekannt

Resurrection: Bildgewaltige Reise durch ein Jahrhundert des Kinos

Die erste Episode von Bi Gans neuem Film Resurrection ist für sich schon ein Meisterwerk aus visueller Erzählung, Caligari-esken Bauten und handgemachter Tricktechnik. Da trifft die große Shu Qi in einem farbenfrohen Stummfilm ein Nosferatu-gleiches Monster. Nur handelt es sich nicht um einen Vampir, sondern um einen Träumer.

In der fantastischen Welt von Resurrection leben Träumer nämlich eine verborgene Existenz, während der Rest der Welt diese Illusionen aufgegeben hat – und als Dank dafür ewig lebt. Jede der fünf Episoden entspricht einem der fünf Sinne und folgt unterschiedlichen Filmstilen und Genres, etwa einem Film Noir mit Jean-Pierre Jeunet-Einschlag, oder eine Fantasy-Fabel über einen schlecht gelaunten Geist, der in einem faulen Zahn haust. Es ist eine technisch brillante Entdeckungsreise, die sich eine Sichtung auf der größtmöglichen Leinwand redlich verdient.

Kinostart: noch nicht bekannt

Sorry, Baby: Tragikomödie über das Leben nach dem sexuellen Übergriff

Auf den ersten Blick scheint Agnes (Eva Victor, die auch Regie führt) nichts aus der Ruhe bringen zu können. Die Welt, ihre Abgründe und vor allem ihre heuchlerischen Bewohner:innen prallen am regungslosen Deadpan der ehemaligen Studentin und Uni-Mitarbeiterin ab, dass es eine Freude ist. Erst im Nachhinein erfahren wir, dass Agnes Opfer eines sexuellen Übergriffs ihres Mentors wurde.

Ausgestattet mit einer Wagenladung schwarzem Humor und Agnes' bester Freundin Naomi Ackie, beobachtet die berührende und durchweg lustige Tragikomödie Sorry, Baby genauestens, wie der Vorfall Agnes aus der Bahn wirft und wie sie versucht, ein Mindestmaß an Normalität zurückzugewinnen.

Kinostart: noch nicht bekannt

Sentimental Value: Ein Leben ohne Stellan Skarsgård ist möglich, aber sinnlos

Nach Der schlimmste Mensch der Welt widmet sich Regisseur Joachim Trier in Sentimental Value einem Vater-Töchter-Drama mit Meta-Einschlag. Stellan Skarsgård liefert als alternder Regisseur, der seinen womöglich letzten Film drehen will, die Performance seiner Karriere ab.

Es ist das zärtliche Porträt eines Mannes im Angesicht seiner Sterblichkeit. Ihm gegenüber stehen die ebenbürtigen Renate Reinsve und Inga Ibsdotter Lilleaas, die seine entfremdeten Töchter spielen. Das Familiendrama mit einem der amüsanteren Netflix-Seitenhiebe der jüngeren Vergangenheit gehört zu den besten unter den sehr guten Filmen im diesjährigen Programm von Cannes.

Kinostart: noch nicht bekannt

It Was Just An Accident: Der Palmen-Gewinner von Jafar Panahi

Der Fokus liegt ganz klar auf den Opfern des Regimes. Es sind Fremde und Freunde unterschiedlicher sozialer Hintergründe, die durch das geteilte Trauma zusammen geworfen werden. Es ist keine quasi-therapeutische Zufallsgemeinschaft, sondern eine, die von Schmerz und Rachefantasien zusammengehalten wird, was Panahi in langen, bitteren Streitgesprächen wirkungsvoll zum Ausdruck findet. Von Sentimentalität fehlt weit und breit jede Spur.

Der Rache-Thriller It Was Just An Accident bescherte Jafar Panahi verdientermaßen den Hauptpreis des Festivals.

Kinostart: noch nicht bekannt

Splitsville: Zwei Pärchen und die Filmprügelei des Jahres

Romantische Komödien aus den USA sind mehr oder weniger in die Streaming-Welt abgewandert. Ein gutes Argument gegen diese traurige Entwicklung entwirft Splitsville mit Dakota Johnson und Adria Arjona. Das Duo Michael Angelo Covino und Kyle Marvin (The Climb), das auch die männlichen Hauptrollen unter sich aufgeteilt hat, packt die turbulente Beziehungskomödie voll mit kinotauglichen visuellen Gags und inszenatorischer Verspieltheit.

Die Auftaktsequenz, in der ein Blowjob-Versuch auf dem Highway in Wiederbelebungsmaßnahmen endet, muss man in einem vollen Kinosaal gesehen haben. Dasselbe gilt für eine grandios choreografierte Prügelei in einem Landhaus, dessen viel zu stylisches Interieur danach schreit, zerstört zu werden.

Kinostart: noch nicht bekannt

Highest 2 Lowest: Spike Lees Thriller-Feuerwerk mit Denzel Washington

Normalerweise werden Remakes von gestandenen Filmklassikern mit Argusaugen beobachtet. Wenn allerdings Denzel Washington und Spike Lee dafür zusammenarbeiten, hat sich das Projekt Vorschussvertrauen verdient. Ihr neuer Entführungsfilm Highest 2 Lowest belohnt es. Die beiden lebenden Filmlegenden haben einen pulsierenden Thriller gedreht, der drei der schönsten Dinge der Welt zelebriert: New York City, Musik und Verfolgungsjagden.

Warum sich das Wiedersehen von Spike Lee und Denzel Washington im Detail lohnt, erklärt der Film-Check über Highest 2 Lowest.

Streaming-Start: 5. September 2025 bei Apple TV+

The Exit 8: Gefangen in einem perfiden Videospiel-Szenario

The Exit 8 kommt ganz nah ran an die nagende Apathie, wenn man wieder und wieder an einem Level verzweifelt. In der Zuschauerposition schaut man zudem aktiv nach Hinweisen auf Anomalien oder schlägt frustriert die Hände über den Kopf zusammen, wenn der Namenlose sie übersieht. Gefördert wird die Immersion durch die entschlackte Inszenierung von Genki Kawamura (A Hundred Flowers) und das ebenfalls minimalistische Szenenbild: simpel genug, um sich alles zu merken und komplex genug, um etwas zu übersehen.

Die Videospieladaption gehört zu den positiven Überraschungen des Festivals.

Kinostart: noch nicht bekannt

Miroirs No. 3: Ein Meisterregisseur in Bestform

Zwei Jahre nach Roter Himmel legt Christian Petzold bei den Filmfestspielen in Cannes seinen neuen Film vor. Paula Beer, den Waldbränden und narzisstischen Schriftstellern entkommen, wird diesmal in ein feinfühliges Mystery-Drama über eine trauernde Familie verwickelt, die alles reparieren kann, außer sich selbst. Miroirs No. 3 präsentiert einen (Meister-)Regisseur auf der Höhe seiner Kunst und hält den dramatischsten Geschirrspüler-Einsatz der jüngeren Vergangenheit bereit. Wenn das nicht ins Kino lockt, was dann?

Warum der Minimalismus in Miroirs No. 3 ans Herz geht, erklärt dieser Film-Check aus Cannes.

Kinostart: 2. Oktober 2025

In die Sonne schauen: Der Preisträger aus Deutschland

Fast hätte es mich in dem 2.300-Plätze starken Premierenkino beim Filmfestival in Cannes aus dem Sitz gehoben, wie es später noch Figuren in diesem Film passieren wird. Fast, weil ich die ganze Zeit daran denken musste, dass die Füße der beiden bereits blutige Wunden hatten, bevor sie zum Sprint über die steinige Erde angesetzt haben. Freude und Schmerz liegen in dieser epischen und doch intimen Geschichte über vier Mädchen aus vier Epochen erschreckend nah beieinander. Es ist schon jetzt einer der besten deutschen Filme des Jahres.

Mascha Schilinskis Vier-Generationen-Epos aus Sachsen-Anhalt wurde in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichnet (geteilt mit Sirat). Warum der Film eine besondere (deutsche) Erfahrung ist, lest ihr hier.

Kinostart: 28. August 2025

Enzo: Call Me By Your Name auf der Baustelle

Robin Campillo (120 BPM) vollendete in dem Coming-of-Age-Drama Enzo ein Projekt des verstorbenen Palmen-Gewinners Laurent Cantet (Die Klasse). Die Geschichte über einen Teenager aus reichem Hause, der sich als Lehrling auf einer Baustelle in einen ukrainischen Kollegen verliebt, lädt mit ihrem sommerlichen Setting zu Vergleichen mit Call Me by Your Name ein. Statt Pfirsichen lockt der Film mit Zementmischern und einem wunderbar feinfühligen Porträt jugendlicher Selbstfindung.

Kinostart: noch nicht bekannt

The Mastermind: Großartiger Heist-Film mit Josh O'Connor

Die größte Freude in The Mastermind bereitet Kelly Reichardts Auge für die Mechanismen des Heist-Thrillers. Das Genre lebt zuvorderst von Geduld und nicht Maschinengewehrsalven. Sein Spektakel besteht aus der Durchführung von Plänen. Es ist das Gefühl von absoluter Konzentration, wenn Ryan Goslings Fluchtfahrer zu Beginn von Drive sein Gefährt durch die Seitenstraßen von Los Angeles lenkt, als würde er jedes Stück Staub auf dem Asphalt beim Namen kennen. J.B. erreicht dieses Level an Perfektion natürlich nicht. Er ist nur ein Dad irgendwo in Massachusetts, obwohl er sich benimmt, als sei er der nächste Thomas Crown.

Mehr zu The Mastermind gibt's hier im Film-Check.

Kinostart: noch nicht bekannt

Der Phönizische Meisterstreich: Der neue Film von Wes Anderson

Wes Andersons unerwartet actionreiches Spionage-Abenteuer [...] eröffnet die Frage, wie viel 'Mensch' überhaupt in solch einem [allmächtigen] Geschäftsmann steckt. Und lädt dazu eine Riege von Hollywood-Stars, eine kommunistische Guerilla-Truppe, eine werdende Nonne und einen goldigen Michael Cera als Insektenspezialisten vor die Kamera.

Gradliniger als seine letzten Filme ist Der Phönizische Meisterstreich, der besonders von Benicio Del Toro und der Vater-Tochter-Beziehung im Zentrum der Handlung lebt.

Kinostart: 29. Mai 2025

Die 78. Internationalen Filmfestspiele von Cannes fanden zwischen dem 13. und 24. Mai in der französischen Küstenstadt statt.

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