1966 - Liz Taylor keift vor laufenden Kameras

26.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
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Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
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In den 60ern hielt das Verhältnis von Elizabeth Taylor und Richard Burton die Boulevardpresse in Atem. Und nebenbei drehten die beiden auch noch eine Reihe sehenswerter Filme. So wie das Kammerspiel Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Mike Nichols.

Die Filmwelt besteht nicht nur aus den neusten Kinostarts, aktuellen News über die künftigen Projekte der größten Filmemacher, wegweisenden Festivals und akademisch angehauchten Kritiken. Es gibt da auch noch Berichterstattungen von Spendengalas, Premierenfeiern und Preisverleihungen, Homestories und Paparazzifotos: Wer trägt welches Kleid? Wem steht es besser? Wer adoptiert ein Kind aus welchem Land? Wer mit wem? Und vor allem: wer nicht mehr mit wem? Durch das Internet hat sich das Phänomen sicher noch intensiviert und beschleunigt. Die Boulevardpresse und ungebrochenes Interesse der Öffentlichkeit gibt es allerdings schon spätestens seitdem die großen Hollywoodstudios entschieden, einzelne Darsteller zu großen Stars aufzubauen. Das perfekte Beispiel für eine in aller Öffentlichkeit ausgelebte Beziehung ist wohl das Verhältnis zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton.

Der Papst geht auf die Barrikaden
Letztlich war es auch ihr in der Presse breitgetretenes und zelebriertes Privatleben, das den beiden Darstellern Rollen in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? verschaffte. Ursprünglich für Bette Davis und James Mason vorgesehen, wurden die Parts von Martha und George von Warner Bros. letztlich mit Elizabeth Taylor und Richard Burton besetzt, deren Bekanntheitsgrad dem Film zu starkem Aufwind an den Kinokassen verhelfen sollte. Mit einer Million US-Dollar Gage für die weibliche und 750.000 US-Dollar Gage für den männlichen Hauptdarsteller ließ sich das Studio seine Stars dann auch einiges kosten.

Für die Darstellung eines zänkischen Ehepaares waren die beiden aber auch wirklich mehr als prädestiniert. Schon das Kennenlernen der beiden Schauspieler war ja im Grunde ein Großereignis, das Filmgeschichte und Boulevard aufeinanderprallen ließ. 1960 war Elizabeth Taylor gerade aus ihrem Vertrag mit dem Studio MGM herausgekommen und nahm die rekordverdächtig hoch bezahlte Hauptrolle im Monumentalfilm Cleopatra an. Unter der Regie von Joseph L. Mankiewicz spielte sie die ägyptische Königin an der Seite des Marcus Antonius-Darstellers Richard Burton und zwischen beiden entwickelte sich trotz ihrer jeweiligen Ehen schnell eine handfeste Romanze. Nicht nur die Presse mischte sich in die pikante Angelegenheit ein, auch der Papst kritisierte die Affäre und die US-amerikanische Abgeordnete Iris Blitch wollte dem Paar nach den Dreharbeiten in Italien sogar die Wiedereinreise in die Vereinigten Staaten untersagen.

Populäre Vorreiter der sexuellen Revolution
Richard Burton und Elizabeth Taylor ließen sich von all der Aufregung und Entrüstung jedoch nicht abschrecken. Den Paparazzi traten sie mit ebensolcher Gleichgültigkeit entgegen wie den Vorwürfen in Sachen Unmoral; sie zelebrierten auch ihre exzessiven Streitigkeiten in der Öffentlichkeit und stießen damit eine heiß geführte Diskussion um gesellschaftliche Konventionen an. „Sie haben in der Tat eine sexuelle Revolution angeführt“, schrieb J. Randy Taraborrelli 2007 in seiner Biografie Elizabeth. Auch wirtschaftlich lohnte sich die Berichterstattung für das Paar: sämtliche Filme mit den beiden Stars spielten in den Folgejahren ihre Produktionskosten locker wieder ein, selbst wenn die Kritiker wenig begeistert waren.

Mit Werken wie Hotel International, …die alles begehren oder der wunderbar unterhaltsamen Shakespeare-Verfilmung Der Widerspenstigen Zähmung von Franco Zeffirelli gaben Elizabeth Taylor und Richard Burton dem Publikum genau das, was es sehen wollte. Eine besonders wertgeschätzte Produktion war aber ohne Frage das Kammerspiel Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, das Mike Nichols 1966 drehte.

Der Anfang vom Ende
„You are cordially invited to George and Martha’s for an evening of fun and games“, stand vielversprechend auf dem Werbeplakat. In der Verfilmung des Theaterstückes von Edward Albee spielte das Paar zwei Ehegatten, deren über Jahrzehnte aufgestaute Frustration sich an einem gemeinsamen Abend mit einem befreundeten Paar mit aller Macht entlädt. Erstmals traute sich Elizabeth Taylor in dem Werk, eine nicht allzu mustergültig schöne Frau zu spielen, die auch noch um die 15 Jahre älter war als sie selbst.

Die Darstellung der komplexen Figur der Martha brachte Elizabeth Taylor den Oscar als beste Hauptdarstellerin ein. Im Nachhinein vielleicht nicht die günstigste Entwicklung, denn in den folgenden Jahren war sie deswegen nur noch auf Rollen abonniert, in denen sie die keifende und vulgäre Xanthippe gab. Und auch die Ehe mit Richard Burton hielt diverse Höhen und Tiefen bereit. 1974 ließen sich die beiden scheiden, um ein Jahr später erneut zu heiraten, aber auch der zweite Versuch hielt nur ein knappes Jahr. Glücklicherweise haben die Filme des legendären On-Off-Paares eine wesentlich längere Halbwertszeit.

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1966 bewegte:

Drei Filmleute, die geboren sind
01. März 1966 – Zack Snyder, Regisseur von Man of Steel
26. Mai 1966 – Helena Bonham Carter, singende Pastetenbäckerin aus Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
23. November 1966 – Vincent Cassel, Rächer aus Irreversibel

Drei Filmleute, die gestorben sind
01. Februar 1966 – Buster Keaton, Stummfilmstar aus Der General
23. Juli 1966 – Montgomery Clift, italienischer Liebhaber aus Rom, Station Termini
15. Dezember 1966 – Walt Disney, Produzent von Schneewittchen und die sieben Zwerge

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscars – Meine Lieder, meine Träume von Robert Wise (Bester Film, Regisseur)
Goldener Bär – Wenn Katelbach kommt von Roman Polanski
British Film Academy Award – My Fair Lady von George Cukor

Die drei kommerziell erfolgreichsten Filme
Die Bibel von John Huston
Hawaii von George Roy Hill
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Mike Nichols

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
Mai 1966 – In China beginnt die Kulturrevolution unter der Führung des Großen Vorsitzenden Mao Zedong
14. August 1966 – das deutsche Kernkraftwerk Gundremmingen erreicht seine erste Kritikalität
23. August 1966 – Die Mondsonde Lunar Orbiter 1 funkt das erste Foto der aufgehenden Erde vom Mond zur Erde

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