Traum vom Franchise - Wie Statham zu Dirty James Bond werden soll

25.08.2016 - 11:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Mechanic: ResurrectionUniversum Film
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Vor dem Kinostart von Mechanic: Resurrection mit Jason Statham hatten wir die Möglichkeit, mit Regisseur Dennis Gansel zu sprechen. Der deutsche Filmemacher spricht über seinen Dirty James Bond, die Idee eines Franchise und seinen Umgang mit Kritik.

Am heutigen Donnerstag startet mit dem Actionfilm Mechanic: Resurrection das Sequel zum Remake von The Mechanic aus dem Jahr 1972. Vorab hatte ich die Möglichkeit, den deutschen Regisseur Dennis Gansel zum Interview zu treffen.

Im idyllisch-ruhigen Innenhof eines Berliner Hotels traf ich auf einen entspannten Dennis Gansel, der mir Einblicke in seine Idee für den Film mit Jason Statham und der Hoffnung auf ein Franchise gewährte. Der Kritik, mit der ich den Action-affinen Filmemacher (Wir sind die Nacht, Die vierte Macht) konfrontierte, begegnete er mit offener Gelassenheit. Als kommunikativer Fixpunkt sollte sich schon früh Martin Campbells James Bond 007 - Casino Royale etablieren, auf den er immer wieder zu sprechen kam.

Die Idee für seinen Film Mechanic: Resurrection beschrieb Gansel entsprechend: "Mein Pitch war im Grunde: Dirty James Bond." Im Zuge dessen äußerte er den Wunsch, mit seiner Statham'schen Bond-Variante in Form des Killers Arthur Bishop ein Franchise etablieren zu wollen und zog Vergleiche zur Reihe des britischen Geheimagenten sowie Tom Cruises Mission: Impossible:

Ich hab' gesehen, dass Jason [Statham] jetzt kein Franchise mehr hat. Nach dem Transporter gibt's jetzt momentan nichts mit ihm. Er spielt zwar in Fast & Furious [8], ist aber "nur" Teil des Ensembles. Mir war es schon wichtig, dass, wenn man schon einen zweiten Teil macht, dann auch als ein Franchise. [...] Das ist ja der Versuch, Stathams Mission Impossible zu machen. Oder Stathams Bond. Das ist sein Franchise und wenn es gut läuft, kann er das die nächsten zehn Jahre machen.

Konfrontiert mit der Kritik am wenig geglückten Versuch, eine Liebesgeschichte zwischen Jason Statham und Jessica Alba zu etablieren, zog er einen Vergleich zu Daniel Craigs erstem Auftritt als Bond heran, den er als den "absoluten Glücksfall eines Relaunches" sieht:

Ich kann eine Kritik dahingehend verstehen, dass die Liebesgeschichte sehr schnell passiert. Aber man darf auch nicht vergessen: Wir befinden uns in einem Actionfilm. Wenn wir uns mal ganz genau anschauen, was in Casino Royale passiert: Da sitzt die großartige Eva Green James Bond gegenüber, sie unterhalten sich ein bis zwei Minuten lang im Zug. Danach muss die Liebesgeschichte klar sein.

Für den Regisseur seien diese Elemente "dem Genre selber geschuldet". Nicht unerwähnt bleiben sollte allerdings der Umstand, dass Martin Campbells Bond-Neustart sich trotz jener Genre-Konvention deutlich mehr Zeit im Etablieren seiner Liebesgeschichte nahm.

Angesichts des Umstandes, dass Mechanic: Resurrection versucht, dem Film nicht nur mit einer Lovestory, sondern auch dem Blick in Arthur Bishops Vergangenheit Tiefe zu verleihen, fand ich im Vorfeld des Interviews Stimmen, die der Figur ob ihres stereotypischen Erscheinungsbildes des weißen, frauenrettenden Mannes fehlende Diversität vorwarfen. Dennis Gansel ging dabei zunächst auf das für ihn breit aufgestellte Action-Genre per se ein:

[...] Wenn man sich das moderne Actionkino der letzten Jahre anschaut, da gibt es ja sehr viele: Bastille Day mit Idris Elba. Gunman mit Oscar-Preisträger Sean Penn, der aus der Arthouse-Schiene in die Actionlinie reingeht. Wir haben wieder, und das hat Mr. Besson [Luc Besson] erfunden, die alten Männer, die wieder zu Actionhelden werden.

In Bezug auf den konkreten Platz der Figur des "klassischen" Arthur Bishop im Action-Bereich fügte er an:

Ich finde schon, dass der Actionbereich sehr breit gestreut ist. Und einen klassischen Charakter zu haben, wie Jason, wo wir zumindest noch ein bisschen erfahren, wie er zum Mechanic geworden ist, finde ich durchaus zeitgemäß. [...]

Als wenig zeitgemäß stoßen dagegen die zu großen Teilen vor Greenscreen gedrehten (Action-)Szenen ins Auge, die dem Film bei aller Ernsthaftigkeit seiner Illusion berauben. Dennis Gansel ließ mich auch da offen in die Hintergründe schauen und führte den Umstand der Künstlichkeit auf das Budget zurück, das er selbst mit rund 30 Millionen US-Dollar angab. Doch auch Probleme, welche die Dreharbeiten unmittelbar betrafen, spielten eine entscheidende Rolle:

In Brasilien z.B. haben wir kein Café gefunden, das groß genug war. Jason Statham war gar nicht in Brasilien, sondern nur in Thailand. Aber letztlich ist das dem Budget geschuldet. [...]

Dem fügte er den Vergleich zum im kommenden Jahr erscheinenden achten Teil der The Fast and the Furious-Reihe Fast 8 an, über dessen Drehbedingungen Statham ihm einiges verriet:

Jason erzählte mir einiges über Fast & Furious. Da wird in Kuba gedreht, auf der Straße, da wird ein Café angemietet für vier Wochen und wenn Vin Diesel sagt: „Mir gefällt's nicht, ihr Idioten.“ Dann ziehen nochmal 400 Mann um und es wird nochmal gedreht. Das ist leider, wenn wir nun mal realistisch sind, der Unterschied zwischen den 30 Millionen und den 190 Millionen.
Werdet ihr zum Mechanic?

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