In Zwei an einem Tag von Lone Scherfig geht es um die Geschichte von Emma Morley (Anne Hathaway) und Dexter Mayhew (Jim Sturgess). Über zwei Jahrzehnte hinweg erzählt der Film die alte, aber treffende Weisheit, dass die Wege der Liebe unergründlich und unwiderstehlich sind. Hierbei steht eines im Vordergrund: Liebe ist viel mehr als eine gemeinsame Nacht, ein gemeinsamer Urlaub oder ein gemeinsamer Sommer. Sie prägt uns, sie macht unser Leben zu dem, was es ist. Aus diesem Grund haben wir über Film-Liebesgeschichten nachgedacht und eine Top 7 der lebenslangen Liebesgeschichten zusammengestellt. Zugegeben, lebenslang ist für viele ein beängstigendes Wort und trifft im Grunde auf nichts zu, außer auf das Leben selbst, aber im Kino sehen wir Kategeorien wie Zeit und Dauer eben ganz anders.
7. Platz: Wie ein einziger Tag
Blue Valentine hat es nicht auf die Liste geschafft, so sehr mir das auch weh tut. Doch Ryan Gosling ist trotzdem dabei, zusammen mit Rachel McAdams schnulzt er sich auf die Liste der lebenslangen Liebesgeschichten dieser Welt. Der Film besticht durch seine dramatische Rahmenerzählung: Die Liebesgeschichte zweier junger Menschen aus den 1940er-Jahren findet ihr Spiegelbild in der Beziehung eines alten Mannes und einer an Alzheimer erkrankten Frau in einem Altersheim. Regisseur Nick Cassavetes sichert sich durch seine behutsame Inszenierung den 7. Platz.
6. Platz: Oben
Carl und Ellie lieben sich ein Leben lang. In einer der schönsten wortlosen Sequenzen der Filmgeschichte wird das Eheleben von Carl und Ellie erzählt: die gemeinsamen Pläne, die Enttäuschungen und Schicksalsschläge – Jahrzehnte einer Ehe rauschen in einem wunderbaren Bilderfluss an uns vorbei. Ellie stirbt und Carl ist einsam. Doch dann erinnert er sich daran, dass sie nicht nur ein gemeinsames Leben hatten, sondern auch einen unsterblichen Traum. Als 78-Jähriger bleibt er seiner Liebe treu und macht sich auf den Weg nach Südamerika. Die wirkliche Liebesgeschichte ist hier schon nach den ersten Film-Minuten abgeschlossen. Aber selbst so kommt Oben ganz locker auf diese Liste: ein würdiger 6. Platz.
5. Platz: Bram Stoker’s Dracula
Francis Ford Coppola verfilmte den Vampirstoff vor allem unter einem Aspekt: Sex und Liebe. Dracula, das alte Monster, der ultimative Vampir ist vieles: brutal, blutdurstig, ein Wolf, grüner Nebel. Doch er ist auch liebeskrank. Gary Oldman verzehrt sich in der Verfilmung nach Winona Ryder. In ihr sieht er die Seele seiner verstorbenen Frau. Das ist sogar überlebenslange Liebe. Der Look ist Geschmackssache, aber der Film atmet Herzblut und ist vollgepumpt mit unsterblicher Leidenschaft. Die Geschichte des charismatischen Vampir-Liebhabers bekommt den 5. Platz, nicht zuletzt wegen des blutrünstigsten One-Night-Stands der Filmgeschichte.
4. Platz: Der seltsame Fall des Benjamin Button
David Fincher profitiert von seinem Exotenbonus und F. Scott Fitzgerald wird an dieser Stelle nochmal für seinen tollen Einfall des rückwärts lebenden Benjamin Button gelobt. Die extraordinäre Erzählweise lehrt uns einen ganz neuen Blick auf den Ablauf einer Beziehung. In opulenten Bildern wird uns erzählt, wie Brad Pitt und Cate Blanchett in unterschiedliche Richtungen leben und doch immer wieder zueinander finden. Das gibt den 4. Platz für das romantische Paradoxon und eine der schönsten CGI-Metamorphosen der Filmgeschichte.
3. Platz: Liebe mich, wenn du dich traust
Sophie und Julien sind keine müden, phlegmatischen Romantiker. Als Kinder lernen sie sich kennen, als Kinder entwickeln sie ihr gemeinsames Beziehungs-Spiel. Sie stellen sich gegenseitig immer wieder Aufgaben und neue Mutproben. Die kindisch-radikalen Aufgaben nehmen immer deutlicher existentielle Züge an und prägen das Leben der beiden zutiefst. Marion Cotillard und Guillaume Canet kämpfen den Kampf der Liebenden und wählen immer wieder die Flucht nach vorn. Ein bunter Bilderbogen einer lebenslangen Obsession. Leben ist ein Spiel und Liebe ist, wenn du alles setzt. Die Gefahr des Genres allzu besinnlich zu werden, wird durch ein unglaubliches Tempo und ewig kindlichen Charme umgangen. Ein stolzer 3. Platz!
2. Platz: Harry und Sally
Billy Crystal und Meg Ryan kämpfen sich auf den 2. Platz, und das liegt nicht am gespielten Orgasmus in der Sandwich-Bar. In der amerikanischen Romanze sammelt Regisseur Rob Reiner so viele sympathische und witzige Erinnerungen an, dass wir das voraussehbare Happy-End gerne annehmen. Die dialoglastigen Spaziergänge der beiden Turteltauben wider Willen sind herrlich anzuschauen und kommen locker aus der Hüfte. Die verschiedenen Lebensphasen, in denen Harry und Sally sich über den Weg laufen, machen Spaß und Billy Crystal als zynischer junger Mann ist göttlich schmierig. Magie braucht seine Zeit. Harry und Sally gibt seinen Figuren genügend Zeit, um die Welt zu verstehen: all you need is love.
1. Platz: Die Liebenden des Polarkreises
Die Geschichte von Otto (Fele Martínez) und Ana (Najwa Nimri) ist herzzerreißend und ironisch. Sie ist genauso sinnlich wie theoretisch, eben wie ein schöner, praller, runder Kreis. Otto und Ana lernen sich als Kinder kennen und verlieben sich. Weil Anas Mutter und Ottos Vater es ihnen gleich tun, müssen sich die beiden Kinder als Stiefgeschwister arrangieren. Sie wachsen miteinander auf und sie verbindet ein genauso zärtliches wie starkes Band. Ihre Wege trennen sich, als Otto in eine Krise gerät. Am Polarkreis finden sich die Fäden einer Geschichte wieder, die größer ist als die beiden. Das ist spanischer Kunstkitsch der ganz epischen Sorte! Die Konstruiertheit der Geschichte wird mit einer sinnlichen Kamera überdeckt und die Darsteller geben dem Ganzen den nötigen Saft. Die Liebenden des Polarkreis ist für mich das größte Juwel in Sachen lebenslange Liebesgeschichten.
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