Es gibt Menschen, die dem Boxsport nicht viel abgewinnen können: Da stehen sich zwei muskelbepackte Riesen gegenüber und hauen sich gegenseitig auf die Nase, bis einer von beiden nicht mehr stehen kann – so die weit verbreitete Meinung. Dass hinter diesen eindimensionalen Vorurteilen viel mehr stecken kann, beweist David O. Russell mit dem gestern gestarteten The Fighter, in dem er die wahre Geschichte des einstigen Box-Weltmeisters Micky Ward inszeniert. Mark Wahlberg in der Hauptrolle wird glänzend durch die im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Christian Bale und Melissa Leo ergänzt. Wir schicken sieben Boxfilme gegeneinander in den Ring: Wo reiht sich The Fighter ein und welcher Streifen ist der unangefochtene Champion in diesem Genre?
7. Ali (2001) – Will Smith schnürt die Boxhandschuhe
In dem oftmals dokumentarisch anmutenden Spielfilm über das Leben des vielleicht größten Sportlers aller Zeiten erzählt Regisseur Michael Mann den Aufstieg des Muhammad Ali. Das spannende Portrait schaut neben Ali’s Box-Karriere vor allem auch auf sein Privatleben, seine Prinzipien und sein politisches Engagement. Für die intensive Darstellung des Weltstars Ali strich Will Smith eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller ein, verlor aber gegen Denzel Washington in Training Day.
6. The Fighter (2010) – Oscar-Power aus der amerikanischen Unterschicht
Neben der schwankenden Karriere des aufstrebenden Boxers Mickey Ward (Mark Wahlberg) zeichnet David O. Russell außerdem ein eindrucksvoll authentisches Bild der amerikanischen Unterschicht. Christian Bale als Ward’s Halbruder Dickey stellt einmal mehr unter Beweis, dass er im Moment eindeutig zu den besten Schauspielern Hollywoods zählt und auch Melissa Leo verdient sich ihren Academy Award als aufbrausende Mutter der beiden allemal.
5. Million Dollar Baby (2004) – Eastwood vor und hinter der Kamera
In dem von L.A. Crash -Macher Paul Haggis geschriebenen Film führte Clint Eastwood Regie und übernahm neben Hilary Swank zudem die Hauptrolle. Eastwood spielt den ausgebrannten Box-Coach Frankie Dunn, der sich auf seine späten Tage noch mal einer neuen Herausforderung stellt: Er springt über seinen Schatten und trainiert erstmals in seiner Karriere eine Frau. Die hochmotivierten Maggie Fitzgerald (Swank) eilt unter der Leitung Wards von Sieg zu Sieg, bis ein Unfall alles verändert.
4. Rocky (1976) – Stallone lebt den amerikanischen Traum
Rocky Balboa ( Sylvester Stallone) will an die Spitze der Boxwelt. Für dieses Ziel schuftet er für einen Hungerlohn in einer Fleischfabrik und verdient sich als Geldeintreiber etwas hinzu. Als er die Chance bekommt, gegen Schwergewichts-Champion Apollo Creed anzutreten, scheint der Traum greifbar nahe. Stallone, der das Drehbuch in nur drei Tagen selbst schrieb, schuf mit Rocky den bekanntesten fiktiven Boxer der Filmgeschichte und beschwor gleichzeitig einen kaum vergleichbaren Kult um seine Titelfigur herauf.
3. Die Hölle ist in mir (1956) – Somebody up there likes me
Eines dieser zahllosen Beispiele für grenzenlose Geschmacksverirrungen bei der Titelübersetzung bildet Die Hölle ist in mir, der im Original nach dem Roman Somebody Up There Likes Me deutlich schöner benannt wurde. Paul Newman spielt in der wahren Geschichte den Heißsporn und Tunichtgut Rocko Barbella aka Rocky Graziano, der bei einem Knast-Aufenthalt seinen kriminellen Lebensstil überdenkt und seine Fäuste ab sofort nur noch bei legalen Kämpfen im Boxring einsetzt. Die Rolle des Rocky Graziano war zunächst für James Dean vorgesehen, der aber kurz vor Drehbeginn bei einem Autounfall ums Leben kam; Newman übernahm.
2. When We Were Kings – Einst waren wir Könige (1996) – “Ali, töte ihn!”
Am 30. Oktober 1974 riefen die Menschen in Kinshasa: “Ali, boma ye!” (“Ali, töte ihn!”). When We Were Kings – Einst waren wir Könige ist ein eindrucksvoller Dokumentarfilm, der sich um die Ereignisse des Rumble In The Jungle-Kampfes zwischen Muhammad Ali und George Foreman in Zaire (heute D.R. Kongo) dreht. Foremans verzweifelte Versuche, die Menschen auf seine Seite zu ziehen, die Arbeit des berühmten Box-Promoters Don King und der unbändige Wille Alis: Der Film ist ein tolles historisches Dokument eines hochbrisanten Boxkampfes und gewann zu Recht 1997 den Oscar als bester Dokumentarfilm. Bei der Verleihung zeigten sich neben den Filmemachern auch Ali und Foreman auf der Bühne und demonstrierten somit, dass sie seit dem großen Kampf Jahre zuvor längst Frieden geschlossen haben.
1. Wie ein wilder Stier (1980) – Scorsese und De Niro als One-Two-Punch
Der unangefochtene Champion unter allen Boxer-Filmen ist eindeutig Jake La Motta in Martin Scorsese ’s Wie ein wilder Stier. Paul Schrader verwandelte die Memoiren La Mottas in ein Drehbuch, das Robert De Niro als aufstrebenden Boxer in der Titelrolle sieht, der zunächst versucht mit seinen Fäusten auf ehrliche Weise Geld zu verdienen. Als er sich aber mit der Mafia einlässt, geraten seine Karriere und Privatleben völlig außer Kontrolle. In seinem Meisterwerk konfrontiert Scorsese den Zuschauer wie so oft in seinen Filmen mit dem Scheitern seiner Titelfigur. Mit acht Nominierungen war Wie ein wilder Stier neben Der Elefantenmensch von David Lynch der Topfavorit bei den Oscars 1980, ging mit zwei Awards (Bester Schauspieler und Bester Schnitt) aber vergleichsweise leer aus. Die Verleihung wurde zudem überschattet von dem Attentat auf den US-Präsidenten Ronald Reagon tags zuvor. Scorsese ließ sich aus Angst vor einem Anschlag von verdeckten FBI-Bodyguards begleiten und verließ den Saal noch bevor der Preis für den besten Film (Eine ganz normale Familie) vergeben wurde.
Was meint ihr? Verdient sich The Fighter zum Kinostart (7.4.2011) seinen Platz in dieser Liste? Welche Filme fehlen euch?