Tom Waits - Coolness, von der Tarantino nur träumen kann

25.08.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
I'm an outsider, but I'll revel in being an outsider!
Kinowelt/moviepilot
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Tom Waits begeistert seit 1973 als eigenwilliger Musiker, genialer Songwriter und als voll und ganz einzigartiger Schauspieler - es gibt anscheinend nichts, was dieser Mann nicht kann. Außer mainstreamig weichgespült zu werden.

Er ist einer dieser Künstler, die seit Jahrzehnten immer wieder auftauchen, mal hier in einem Film, mal da in der Musik. Einer dieser Künstler, die groß gefeiert werden und dann wieder, völlig ungerechtfertigt und eigentlich unerklärlicherweise, verschwinden, ohne dem Mainstream jemals wirklich und nachhaltig aufzufallen. Er ist einer dieser Künstler, die uns erst, wenn wir ganz jung sind, gar nichts sagen - und dann, etwas älter, und wenn wir Glück haben, nie mehr aufhören, zu uns zu sprechen. Er hat einen ganz eigenen Geschmack, an den man sich erst gewöhnen muss. Wie Zigaretten oder Whiskey. Und von dem man dann nicht mehr loskommt ...

ViktorHowlett hat die Würdigung eines großen Künstlers verfasst, der schon längst einmal an dieser Stelle hätte zu Ehren kommen sollen. Aber aus irgendeinem Grund ist er immer viel leichter zu übersehen als Leonard Cohen oder Bob Dylan - bis zu dem Moment, in dem Tom Waits (mal wieder) nicht zu übersehen ist!

Der Kommentar der Woche von ViktorHowlett zu Tom Waits

Erwähnt man den Namen Tom Waits, werden diejenigen, die schonmal von ihm gehört haben, vermutlich an Jazz denken. Dass gerade seine Anfangsphase viel mit Folk- und Jazzeinflüssen hantiert hat, ist in seinen Alben Closing Time (1973) bis hin zu Blue Valentine (1978) deutlich hörbar. Seinen typischen Humor, den gesellschaftlichen Pessimismus (oft auch Zynismus) entwickelte er bereits in dieser frühen Phase. Wie auch die raue, von Whiskey gestählte Stimme, gepaart mit dem exzessiven Konsum zehntausender Zigaretten. Was Waits aber so unglaublich interessant macht, ist nicht nur seine ganz eigene Art, zu sprechen und sich zu bewegen. Natürlich ist das Charisma seines Charakters unerreicht und jede Tarantino-Figur träumt davon, nur einen Bruchteil seiner Coolness zu besitzen. Was ihn aber zu einem der größten Künstler unserer Zeit macht, ist neben seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten als Musiker, sein Songwriting.

Songtexte, die voll sind mit kulturellen Referenzen, Metaphern, Wortspielen, Gesellschaftskritik und tragischen, gesellschaftlichen Außenseitern, die Waits, trotz allen Humors in seinen Texten, auf eine innige Weise liebt und sich mit ihnen verbunden fühlt. Die verschiedenen Methoden, die Tom über die Jahre verwendet hat, um seine Beat-Generation-Geschichten in unsere Ohren zu katapultieren, umfassen etliche Musikeinflüsse (Avantgarde, Rock, Vaudeville, Theater, Blues, Rock, Latin, Hip-Hop) und literarische Ausdrucksweisen. Was Tom trotz seiner späteren immer experimenteller-werdenden Kunst niemals vergessen hat, ist die Menschlichkeit in seinen Werken. Niemals verkommen seine neuen Alben zu einem bloßen avantgardistischen Konzept der Abstraktion. Sie strahlen immer noch die unbeschreibliche Kraft aus, die Waits schon immer nicht nur in seiner Stimme, sondern in seinem gesamten Künstlerdasein hatte.

Als einer der wenigen Künstler, der auch in seiner späten Phase von der Musikkritik gefeiert wurde, bewahrte er sich bis heute die komplette Kontrolle über sein Schaffen.
Was leider oft vergessen wird: Waits ist ebenso ein guter Schauspieler, der nicht nur in Filmen von seinem Busenkumpel Jim Jarmusch sehr gut spielt, sondern beispielsweise auch in Bram Stoker's Dracula, 7 Psychos und Das Kabinett des Doktor Parnassus gute Leistungen gezeigt hat.

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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