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Stefan Ishii fängt das moviepilot-Stöckchen #6

18.12.2015 - 13:04 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Das Jahr ist bald rum. Lasst es uns etwas feiern! (Szene aus "Unsere kleine Schwester")
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Das Jahr ist bald rum. Lasst es uns etwas feiern! (Szene aus "Unsere kleine Schwester")
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2015 war ein tolles Jahr. Trotzallem auch im Kino. Wie immer ließen sich viele großartige Werke entdecken. Und die uninteressanten Filme werden einfach ignoriert - auch wenn sie leider die große Masse der aktuellen Filme ausmachen.

Mein Dank geht erstmal an sciencefiction, dafür, dass ich einen kleinen Rückblick auf mein persönliches Kinojahr 2015 geben darf. Meine drei Stöckchen werfe ich Richtung Laudania, Desmond42 und Thomas Hetzel. Viel Spaß beim Schreiben! Und nun zu meinen Antworten:

1. Beschreibe dein persönliches Kinojahr 2015 in einem Wort!

International. Die 68 Filme, die ich 2015 im Kino sah, kamen aus 25 verschiedenen Ländern, darunter die Philippinen, Vietnam, Russland, Irland, Portugal oder die Türkei. Aus Japan sah ich 11 Filme, die USA hat es auf 10 Produktionen geschafft, Frankreich steht bei 8 und Deutschland kommt immerhin noch auf 5 Filme (die zwei nordamerikanischen Produktionen von Wim Wenders und Werner Herzog mal nicht mit gerechnet).

2. Bei welchem Film hast du 2015 im Kino am meisten geweint/gelacht/geschlafen?

Diese Frage beantworte ich kurz und knackig. Am meisten geweint: Zweite Chance, weil er mich dann doch stark berührt hat, auch wenn der Film seine Schwächen hat. Am meisten gelacht: Yakuza Apocalypse: The Great War of the Underworld, weil der Film von Takashi Miike komplett verrückt ist. Am meisten geschlafen: Gone with the Bullets, da das Ganze einfach nur langweilig ist.

3. Welcher Regisseur ist deine persönliche Neuentdeckung des Jahres?

Dank der Französischen Filmwoche Berlin  habe ich gerade erst kürzlich einen Regisseur kennengelernt, der bereits seit 1964 Filme macht, es bisher auf 32 Werke gebracht hat und mir doch verborgen blieb: Philippe Garrel. Dabei macht er eigentlich genau die Art von Filmen, die mich sehr ansprechen. Er thematisiert zwischenmenschliche Beziehungen auf eine Art wie es auch einer meiner anderen Lieblingsregisseure gerne tat: Eric Rohmer. Garrels Stil kennzeichnet sich durch eine sehr reduzierte Erzählweise und einer distanzierten Gefühlsdarstellung aus. Damit schlägt er scheinbar in die etwas typische Kerbe des französischen Intellektullenkinos. Er dreht sogar zumeist in Schwarz-weiß. Allerdings geht Garrel dann auch sehr ironisch und hinterfragend mit dieser Thematik um. Philippe Garrel ist übrigens der Vater des Schauspielers Louis Garrel (Die Träumer oder Mein ein, mein alles), der in den letzten Jahren auch immer mal wieder Rollen in den Filmen seines Vaters spielte.

4. Auf einer Skala von 1 (Wäh!) bis 10 (Wuhu!) - wie toll war das Kinojahr 2015?

Wenn ich nur die Filme zugrunde lege, die ich auch gesehen habe, war das Jahr doch eigentlich ganz gut. Wunderbare Filme wie Knight of Cups, bewegende Dokus wie The Look of Silence oder faszinierende deutsche Werke wie Victoria waren nur einige der vielen Highlights. Aber abseits davon läßt sich weit und breit nur noch Langeweile ausmachen. Gerade die Hollywood-Blockbuster, die sich nichts mehr trauen und nur noch auf Wiederholung und Sicherheit setzen, können mich kaum noch ins Kino locken. Auch aus Südkorea kommt kaum noch Gutes. Insgesamt vergebe ich deshalb nur magere 6 Punkte für das Kinojahr 2015.

Aber ich habe auch großartige Filme in diversen Retrospektiven sehen können. Darunter so bekannte Klassiker wie Panzerkreuzer Potemkin, African Queen, Kinder des Olymp, Nackte Jugend oder Bataillon der Verlorenen. Sowas stimmt mich dann immer wieder versöhnlich und meine Liebe zum Kino wird wohl so schnell kaum verlöschen können.

5. Bei Norte - The End Of History hab ich Lust auf mehr Filme von Regisseur Lav Diaz bekommen.

Leider sind die Filme des Filipinos hierzulande einfach nicht zu sehen. Auch Norte wurde lediglich zu ganz wenigen Terminen und meist dann auch nur einmalig aufgeführt. Ist ja irgendwie schon verständlich angesichts der Lauflänge und dem Erzähltempo seiner Filme. Trotztdem möchte ich einfach mehr von ihm.

6. Was war dein größter Fremdschäm/Hype-Moment im Kinojahr 2015?

Diese Frage kann ich einfach nicht beantworten. Ich habe nichts gesehen, für das ich mich schämen müßte. Natürlich waren auch schwache Filme darunter, aber das ist doch nicht schlimm. Wenn man sich für etwas schämen muß, dann höchstens für den Hype, der um bestimmte Filme - meist eher unverdient - gemacht wird. Aber dafür bin ich kaum anfällig.

7. Welcher ist dein Lieblingsfilm 2015?

Diese Frage kann ich jedoch erstaunlich eindeutig beantworten. Mein Lieblingsfilm 2015 ist ohne Frage Eisenstein in Guanajuato von Peter Greenaway. Auch wenn der Film, für mich etwas unverständlich, sowohl bei Kritik als auch Publikum nicht so begeistert aufgenommen wurde wie es bei mir der Fall war, so kann kein anderer Film für mich persönlich auf Platz 1 stehen. Der Film hat mich 105 Minuten einfach nur überwältigt und meine Liebe zu Greenaway auf's Neue entfacht. Das Merkwürdige daran ist, dass sich zumeist meine favorisierten Filme durch eher ruhige Erzählweise und hohem Einfühlungsvermögen auszeichnen. Eisenstein in Guanajuato ist jedoch nun wirklich das komplette Gegenteil dessen. Er ist wild, experimentierfreudig, sexuell freizügig und unglaublich rasant. Einen ausführlicheren Kommentar zu diesem Film habe ich natürlich auch geschrieben.

Bleibt nur noch, allen ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Geniesst die Feiertage und habt einen guten Rutsch ins neue Jahr!


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