Zwar gibt es nur wenige Schauspieler, die auch nach Jahrzehnten noch so sehr als Inbegriff eines Film-Charakters gelten wie Sean Connery als James Bond. Bei seiner Verpflichtung für Dr. No von 1962 wies Connery selbst allerdings recht wenige der Qualitäten auf, für die die Zuschauer den Geheimagenten im Dienste Ihrer Majestät schon bald verehren sollten. Der schottische Sohn einer Putzfrau und eines Fabrikarbeiters schlug sich vor seiner Schauspielkarriere nämlich mit so unterschiedlichen Jobs wie Milchmann, Marinesoldat, Rettungsschwimmer, Sargpolierer und Modell für Künstler durch.
Bei Letzterem kam ihm auch sein Hobby Bodybuilding zugute, das ihm zwar einerseits eine Teilnahme bei der Wahl zum Mister Universum bescherte, wodurch der raue Schotte aber andererseits so gar nicht dem Bild entsprach, das Bond-Autor Ian Fleming von seiner Schöpfung hatte. Und auch Connery war eigentlich wenig erpicht darauf, sich gleich für mehrere Filme zu verpflichten, aber da seine TV- und Kino-Karriere bis dahin nicht so recht in Schwung gekommen war, willigte er ein und ließ sich der Legende nach von Regisseur Terence Young zum formvollendeten Gentleman mit einem Hang zum Töten ausbilden.
Nicht zuletzt dank seiner unter der frisch polierten Oberfläche immer wieder hervorscheinenden Härte überzeugte Sean Connery aber schließlich nicht nur Ian Fleming, sondern schlug auch zahllose Kinogänger als Bond in seinen Bann. Dass sich Connery auch privat mehrmals dafür aussprach , Frauen 'notfalls' eine Backpfeife zu geben, ist die Kehrseite dieser Medaille. Allerdings wollte sich der schon immer mit schottischer Sturheit ausgezeichnete Sean Connery bereits zu Anfang nicht auf einen Film-Charakter festlegen lassen. Ähnlich durchsetzungsstarke Hauptrollen in Hitchcocks Marnie und dem Kriegsfilm Ein Haufen toller Hunde änderten aber zunächst nichts daran, dass das Publikum Connery am liebsten als Geheimagenten sah.
So kam es dann auch, dass er schließlich Anfang der 80er-Jahre mit dem inoffiziellen Bond Sag niemals nie zum zweiten Mal zu seiner Paraderolle zurückkehrte. Dass Sean Connery es vermochte, auch ältere Versionen bekannter Helden glaubwürdig zu verkörpern, hatte er schon einige Jahre zuvor als vollbärtiger Robin Hood in Robin und Marian bewiesen. Auch sonst hatte er in der Zwischenzeit neben sicheren Bänken wie Mord im Orient Express und Die Brücke von Arnheim Rollen in ungewöhnlicheren Filmen wie Zardoz und Time Bandits angenommen.
Nach diesem endgültig letzten James-Bond-Auftritt - Berichten zufolge verlief der Dreh alles andere als harmonisch - war es dann zumeist die Rolle des mehr oder weniger weisen und meist bärtigen Mentors, die Sean Connery in den unterschiedlichsten Filmen spielte und mit der er erfolgreich die zweite Hälfte seiner Karriere bestritt. Schwertschwingend in Highlander - Es kann nur einen geben, detektivisch in Der Name der Rose, auf Gangster-Jagd in Die Unbestechlichen, charmant-verwirrt in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, mysteriös in Jagd auf Roter Oktober, entschlossen in The Rock - Fels der Entscheidung: Stets vermittelte Connery, dass hier ein Profi am Werk ist.
Dass er auch im fortgeschrittenen Alter wenig kompromissbereit war, bewies der privat stets für die schottische Unabhängigkeit eintretende Connery schließlich angesichts seiner bislang letzten Rolle vor der Kamera: Beim Dreh der auf Krawall gebürsteten Alan-Moore-Adaption Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen geriet er dermaßen mit Regisseur Stephen Norrington aneinander, dass er sich wutschnaubend in den Ruhestand verabschiedete. Dabei richtete sich sein Zorn vor allem gegen Studio-Executives: "Ich habe genug von diesen Idioten ... der immer größer werdenden Kluft zwischen Leuten, die wissen, wie man Filme macht, und Leuten, die den Filmen grünes Licht geben", so Connery einige Jahre später .
Auch für einen nochmaligen Auftritt als Henry Jones Sr. in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels war er nicht zu begeistern. Im From Russia With Love-Computerspiel war er 2005 allerdings zumindest noch einmal in neuen Sprachaufnahmen als James Bond zu hören. Mit einer Rückkehr vor die Kamera dürfte hingegen auch nach seinem heutigen 85. Geburtstag nicht mehr zu rechnen sein, denn wie Sean Connery schon 2008 auf seiner Webseite schrieb : "Der Ruhestand macht einfach zuviel verdammten Spaß."
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