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Russell-Crowe-Drama Favorit bei Australischem Filmpreis

17.01.2015 - 18:31 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Wird Russell Crowes Regiedebüt der große Gewinner?
Entertainment One (eOne) / AACTA
Wird Russell Crowes Regiedebüt der große Gewinner?
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Das Nachkriegsdrama Das Versprechen eines Lebens von und mit Russell Crowe und der Ethan-Hawke-Zeitreisethriller Predestination sind mit je neun Nominierungen die Favoriten beim Australischen Filmpreis 2015. Auch Birdman kann auf sieben Preise hoffen.

Die kalte Jahreszeit ist auf der Nordhalbkugel in Sachen Kino bekanntlich eine ganz heiße, denn die Verleihungen der wichtigsten alljährlichen Filmpreise stehen an und es bleiben mittlerweile nur noch knapp sechs Wochen bis zur Vergabe der prestigeträchtigen Oscars. In Down Under herrscht derweil Hochsommer, doch auch hier ehrt die einheimische Filmindustrie die herausragendsten Leistungen des zurückliegenden Jahres schon im ersten Kalenderquartal. Am 29. Januar 2015 werden zum 4. Mal die Australian Academy of Cinema and Television Arts Awards, kurz AACTA Awards, verliehen. Der wichtigste Filmpreis Australiens besitzt jedoch eine Besonderheit, denn er ist zweigeteilt.

Kaum ein Filmfan kann sich Hollywood ohne die großen australischen Stars wie Mel Gibson, Nicole Kidman, Russell Crowe, Cate Blanchett, Hugh Jackman, Naomi Watts, Geoffrey Rush, Toni Collette, Eric Bana, Rose Byrne, Sam Worthington, Abbie Cornish, Guy Pearce, Mia Wasikowska, Hugo Weaving, Chris Hemsworth, den trotz seines frühen Todes unvergessenen Heath Ledger, Filmlegende Errol Flynn und schließlich den gerade verstorbenen Rod Taylor vorstellen. Viele in den USA produzierte oder doch zumindest von eben diesen mitfinanzierte Filme würden sich heute nicht großer Beliebtheit erfreuen, gäbe es nicht australische Regisseure wie Peter Weir, Phillip Noyce, Baz Luhrmann, George Miller, Bruce Beresford, Fred Schepisi, Andrew Dominik, Alex Proyas, P.J. Hogan oder John Hillcoat. Schon allein diese pure Aufzählung macht klar, wie stark die US-amerikanische und die australische Filmindustrie miteinander verzahnt sind. Dem versucht die australische Filmakademie Rechnung zu tragen, indem sie ihren Award in eine nationale Sektion, dem eigentlichen Filmpreis, der sich den einheimischen Filmproduktionen widmet, und eine internationale Sektion, die sich dem weltweiten englischsprachigen Kino vornehmlich aus Hollywood und idealerweise aber nicht zwingend mit Beteiligung australischer Filmschaffender zuwendet, unterteilt.


Während die Nominierungen für die nationalen AACTA Awards 2015 laut Webseite der Branchenzeitschrift Inside Film  bereits am 3. Dezember 2014 bekannt gegeben wurden, geschah dies für die vierten AACTA International Awards laut Sound & Picture  gerade erst vor Kurzem am 6. Januar 2015. Auch die Moderatoren der offiziellen, live im Fernsehen übertragenen Zeremonie, abgehalten im The Star Event Centre in Sydney, stehen seit dem 11. Januar fest. Durch den Abend werden nach Aussage des populären australischen Filmmagazins Film Ink  die zweifache Oscarpreisträgerin Cate Blanchett und die fünffach mit dem australischen Filmpreis honorierte, die indigene Bevölkerung des Landes repräsentierende Schauspielerin Deborah Mailman führen. Die Vergabe der internationalen Preise hingegen findet nicht auf dem australischen Kontinent, sondern am 31. Januar 2015 in der kalifornischen Metropole Los Angeles erstmals als glamouröser Abschluss der Australian Week im Rahmen des diesjährigen G'Day USA  statt. Wie The Hollywood Reporter  im Zuge der Bekanntgabe der Nominierungen berichtet, übernimmt die Moderation des Galaevents Akademiepräsident Geoffrey Rush gleich höchstselbst und hat mit der australischen Staraktrice Nicole Kidman als weibliche Partnerin tatkräftige Unterstützung an seiner Seite. Im Hinblick auf die Oscars sind insbesondere die AACTA International Awards nicht ohne Aussagekraft und als einer der vielen prognostizierenden Gradmesser bezüglich potenzieller Academy-Award-Gewinner zu betrachten, denn ein Großteil der Angehörigen der australischen Filmakademie sind ebenso stimmberechtigte Mitglieder der US-amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Um Irritationen vorzubeugen, bedarf es nun eines kurzen Abstechers in die Geschichte des Australischen Filmpreises, denn sicherlich werden sich schon einige Leser gefragt haben, warum diese als AACTA Awards betitelte Ehrung bei so langer Kinotradition des großflächigen Landes erst zum 4. Mal verliehen wird. Um es kurz zu machen: Wird sie nicht! Die Verleihung des bedeutensten australischen Filmpreises erfolgte mehr oder weniger kontinuierlich seit dem Jahr 1958, nur hieß er bis 2011 anders, nämlich Australian Film Institute Awards oder kurz AFI Awards. Es handelt sich also bei der diesjährigen Preisvergabe - wenn man denn so will - um die insgesamt 56. Verleihung. In der Frühphase  der damals noch im Rahmen des Melbourne International Film Festival stattfindenden Awards kam es aufgrund der geringen Anzahl von abendfüllenden Spielfilmen aus Australien nur zu Auszeichnungen für Dokumentar-, Bildungs- und Werbefilme. Im Jahr 1969 war es dann endlich so weit, denn Jack and Jill: A Postscript, ein Liebesdrama zwischen einem Motorradgang-Biker und einer Kindergärtnerin, gewann als erster fiktiver australischer Kinofilm überhaupt den einheimischen AFI Award. Nach einem Ausbau der Kategorien stand 1976 die erste Fernsehübertragung der Preisverleihung an und 1986 kamen schließlich die Auszeichnungen für TV-Formate hinzu. Aber auch in Australien gilt: Die Wege von Filmpreisjurys sind bekanntlich unergründlich. So sucht man beispielsweise in den 70ern vergeblich bei uns als Klassiker gehandelte Filme wie Nicolas Roegs Walkabout, George Millers Mad Max oder Peter Weirs Picknick am Valentinstag unter den Gewinnern als Bester Film, obwohl teils mehrfach nominiert. Letztgenannter Regisseur gewann erst mit seinem Kriegsdrama Gallipoli - An die Hölle verraten über die gleichnamige verlustreiche Schlacht mit mehr als 30.000 australischen und neuseeländischen Soldaten während der Dardanellenoffensive im Ersten Weltkrieg auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Und damit schließt sich der Kreis zum diesjährigen Awardfavoriten, der das große australische Kriegstrauma ebenso als Hintergrund für seine Geschichte nutzt, welches sicherlich auch im Jahr 2014 nicht zum letzten Mal filmisch verarbeitet wurde.

Der Vollständigkeit halber bleibt noch zu erwähnen, dass bereits im Zuge des sogenannten AACTA Awards Luncheon, einem im Vorfeld stattfindenden Galadinner, das dieses Jahr am 27. Januar abgehalten und von Adam Zwar moderiert wird, werden nebst der Ehrung für das Lebenswerk die Gewinner in den unpopulären technischen Film- und TV-Kategorien, den Dokumentarfilmkategorien, den Kurzfilmkategorien und den Kategorien für nonfiktionale TV-Programme gekürt, um einen dem Publikumsinteresse geschuldeten straffen Ablauf der zwei Tage darauf folgenden Hauptveranstaltung mit Fernsehausstrahlung zu gewährleisten.

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