Nach The Batman braucht wirklich niemand mehr Joker 2

12.03.2022 - 09:30 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
The BatmanWarner Bros.
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Joker mit Joaquin Phoenix wurde als Standalone-DC-Film gefeiert. Jetzt gibt es trotzdem Sequel-Pläne. The Batman mit Robert Pattinson zeigt aber, dass niemand Joker 2 braucht.

Das DC-Kino-Universum ist in etwa so übersichtlich wie die Tagebücher des Riddlers, aber eines ist unbestreitbar: Das Publikum kann nicht genug bekommen von bedröppelten Antihelden, die in Gotham City ihre Daddy Issues mit Gewalt ausleben. Neustes Beispiel dafür ist der erfolgreiche Kinostart von The Batman. Doch schon vor Corona zeigte ein Film, wie viel Lust es da draußen auf gebrochene DC-Figuren gibt: Joker.

Der – man muss es sich nochmal vor Augen halten – Oscar-Film von Hangover-Genius Todd Phillips spielte über eine Milliarde Dollar ein. Ein Sequel mit Joaquin Phoenix ist in früher Planung. Dabei beweist The Batman, dass niemand mehr Joker 2 braucht (außer vielleicht die Buchhaltung des Studios).

Achtung, es folgen Spoiler zu The Batman!

Der Riddler aus The Batman wirkt wie ein Upgrade des Jokers

Joker ließ sich 2019 mit nichts vergleichen, was Marvel Studios oder DC Films aus ihren jüngsten Comic-Verfilmungen geformt hatten. Der atmosphärische Schauplatz, die raue Grundstimmung und die Realitätsnähe vereinten sich zu einer frischen Brise im Superheldenkino.

Wer in Joker jedoch eine popkulturelle Auseindersetzung mit Incels erwartete, fand ein Drehbuch, das eher zufällig in diesen zeitgemäßen Brennpunkt stolperte. Joker ist im Wesentlichen eine Comic-Pastiche von Taxi Driver und King of Comedy.

Ausgerechnet The Batman führt das weiter, was Joker in der Superbösewichtisierung von Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) nur angerissen hatte. Paul Danos Riddler ist nämlich der bessere Joker für unsere Zeit.

Paul Dano als Riddler

Dieser Riddler ähnelt Vietnamkriegsveteran Travis Bickle aus Taxi Driver ebenfalls. Er will die versiffte Stadt im Finale sogar durch einen großen Regen säubern. Nur hat der moderne Bickle abgesehen von einem Aufenthalt in einem Waisenhaus aus dem 19. Jahrhundert ausschließlich Tastatur-Kriege bei 8chan  durchlitten.

Der Joker zeichnet sich dank Phoenix' Performance durch eine extreme Individualität aus, was die Nachahmungswelle am Ende des Films immer etwas fad und konstruiert wirken ließ. Paul Danos Riddler dagegen ist total austauschbar. Sobald er die Maske abnimmt, sitzt da nur noch ein von sich selbst eingenommener Wicht. Der Riddler entpuppt sich zu 100 Prozent als Konstruktion und damit als idealer Bösewicht für das Social Media-Zeitalter. Diese diabolische Version des Pepe-Memes  kann jeder und jede als Avatar benutzen. Wer braucht da noch Joker 2?

Der neue Joker aus The Batman schreit eher nach einem Sequel

Lob fand Joker vor allem für Joaquin Phoenix. Der gescheiterte Comedian und Gelegenheits-Clown wird von dem Star in einer Tour de Force der psychischen und physischen Verrenkungen dargestellt.

Phoenix' Darbietung lebt allerdings auch von der Freiheit, nicht der Joker sein zu müssen. Sie wird beendet, sobald die Nähe zur Comicvorlage das auf Psychodrama bedachte Konzept bedrängen könnte. Joker 2 läuft Gefahr, diesen Zauber zu vernichten, durch Storys und Twists und das übliche Genre-Gedöns.

Nun stellt sich aber einer grundsätzliche Frage: Brauchen wir überhaupt noch einen Joker? Ich gebe zu, bei mir stellte sich die Grinsekatzen-Müdigkeit bereits bei Jared Letos Casting für die Rolle in Suicide Squad ein. Trotzdem skizziert The Batman einen Joker, der überraschend neugierig macht.

Der neue Joker-Darsteller hat mehr mit Heath Ledger gemeinsam

Barry Keoghans (The Killing of a Sacred Deer) monströse Lache und die Umrisse seines Gesichts bilden die Grundlage für diese Neugier. Hinzu kommt sein Status in Hollywood. Darin ähnelt der Ire nämlich Heath Ledger aus The Dark Knight.

Heath Ledger in The Dark Knight

Wie der australische Joker-Darsteller vor ihm war er bei seinem Casting weit weniger in Hollywood etabliert als Leto und Phoenix. Genau wie Ledger steht der Endzwanziger Keoghan auf der Schwelle zum ganz großen Ruhm. Er ist die Unbekannte in der DC-Gleichung, auch nach dem kurzen Auftritt in The Batman.

Heath Ledger überraschte und schockierte das Publikum mit seinen schauspielerischen Entscheidungen. Diese Unvorhersehbarkeit war selbst bei Joaquin Phoenix nicht gegeben. Dessen Joker stand in einer Verwandtschaftslinie mit dem gequälten Helden aus The Master.

Niemand weiß dagegen wirklich, was in Barry Keoghans Joker steckt. Das macht ihn um ein vielfaches interessanter als ein Sequel für einen Joker-Film, der sowieso keine Fortsetzung braucht.

The Batman im Podcast: Öde oder Meisterwerk?

Der düstere neue DC-Film spaltet das Podcast-Team unserer FILMSTARTS-Kollegen im Verhältnis 2:1: Während Sebastian und Julius tief reingezogen wurden ins kaputte Gotham, wurde die dreistündige Laufzeit für Tobias zur Geduldsprobe.

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