Männerfilm – Geschichte der Missverständnisse

01.06.2011 - 08:50 Uhr
Männer unter sich
Columbia Pictures/20th Century Fox/moviepilot
Männer unter sich
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Den maskulinen Vertretern der Spezies Homo Sapiens wird häufig ein Filmgeschmack nachgesagt, der sich auf die Stichworte schlicht, laut, nackt reduzieren lässt. Dabei ist diese Sichtweise so nicht haltbar.

Morgen ist Männertag und wir haben auf Männerfilme geschaut. Die Definition des Männerfilms ist so einfach wie einleuchtend: Jeder Film ist ein Männerfilm. Jeder Film ist auch ein Frauenfilm . Persönliche Vorlieben sind geschlechtstunabhängig, es gibt kein Werk, das sich exklusiv an einen bestimmten Sexus richtet. Aber es gibt bestimmte Themen, Handlungen oder Eigenschaften, die einen Film für das Gros der Männer attraktiv wirken lassen, attraktiver als für Frauen. Eine Diskussion über anerzogene Rollenmuster können wir hier leider nicht durchführen, weshalb die Frage der Gründe unbeantwortet bleiben muss. Ziel ist es aber auch vielmehr, Mann und Film abseits von Titten, Tote, Explosionen zu zeigen.

Freundschaft
Wir Männer sind sehr emotionale und wertgebundene Wesen. Filme, die Aufrichtigkeit, Loyalität und Zusammenhalt behandeln, sprechen uns an. Freundschaft und Kameradschaft sind uns wichtig. Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers ist z.B. ein Film, der auf eindrucksvolle Weise demonstriert, welchen Stellenwert eine freundschaftliche Beziehung besitzt. Es sind die engen Bande, die uns Sicherheit verleihen, die uns gemeinsam durchs Leben gehen lassen. Freundschaft ist mehr als eine Floskel, es ist ein Schwur, es ist Winnetou und Old Shatterhand, Die drei Musketiere oder Riggs und Murtaugh aus Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis. Und auch wenn manchen der Film nicht zusagt, ein Zitat aus Bad Boys II bringt es auf den Punkt: “Wir stehen zusammen und wir fallen zusammen. Bad Boys für’s Leben!”

Aufopferungsvoller Held
Heldentum ist eine tiefe Sehnsucht von uns Männern. Wir möchten gerne diejenigen sein, die gegen den Sturm, der uns ins Gesicht bläst, ankämpfen, um am Schluss zu triumphieren. Dabei geht es aber nicht darum zu demonstrieren, wer, um es ganz platt auszudrücken, die dicksten Eier hat, sondern die Heldentat steht meist in Verbindung mit dem Kampf für ein hehres Ziel, einer tiefempfundenen Emotion, eines Instinkts, der weit über egoistische Motive hinausgeht. William Wallace möchte in Braveheart nicht nur Rache üben, sondern will seinen Landsleuten die Freiheit schenken. John McClane hat in Stirb langsam das Ziel, seine Frau und die anderen Geiseln zu retten. In Zwölf Uhr mittags wird die klassische Western-High-Noon-Heldenhaftigkeit zelebriert. Es gibt Dutzende Beispiele, die männliche Aufopferung zeigen, ein Thema, das wir nur allzu gerne verfolgen.

Kampf gegen alle Widerstände
Zu beweisen, dass trotz aller Widerstände der Sieg errungen werden kann, ist ein weiteres Merkmal, das einen Film für Männer auszeichnet. Sylvester Stallone zeigte in Rocky, wie ein Mann sich von ganz unten nach ganz oben kämpft, mit nichts weiter als seinem eigenen Ehrgeiz. Auch Tim Robbins in Die Verurteilten hält den unwürdigen Bedingungen stand, gibt nie auf und behält sein Ziel im Auge. Oder Steve McQueen in Papillon, der seinen Traum von Freiheit stets weiterträumt. Nicht selten sind solche Siege jedoch ein pyrrhischer Art, entbehren somit also nicht eines persönlichen Dramas. Rambo z.B. bekämpft nicht nur seine Widersacher, sondern auch seine verwundete Seele. Ein aussichtsloses Unterfangen. Oldboy folgt ebenso dem rachezentrierten Kampf gegen widrige Umstände, um letztlich einen inneren Bruch herbeizuführen.

Abenteuer, Action, Fiktion & Spannung
Fraglos mögen wir Männer auch Filme, die den Jungen in uns ansprechen. Wir lieben es, mit Indiana Jones auf Expedition zu gehen oder mit den Bikern aus Easy Rider über die Straßen zu gleiten; wir lassen uns von der phantastischen Geschichte im fremden Universum von Krieg der Sterne oder der apokalyptischen Welt in Mad Max begeistern; wir mögen es, wenn in Bullitt die Autoreifen quietschen oder Clint Eastwood in Dirty Harry das Gesetz in die eigenen Hände nimmt; wir genießen es, wenn James Bond die Welt rettet und gleichzeitig den Frauen den Tag versüßt oder in Der Pate die Macht des organisierten Verbrechens beschworen wird; und wir haben etwas dafür übrig, wenn Dinosaurier wie in Jurassic Park ein heilloses Durcheinander anrichten oder wenn sich Arnold Schwarzenegger in Predator in Begleitung seiner muskelbepackten Kollegen im Dschungel gegen einen jagenden Außerirdischen wehren muss. Nur besitzen diese Filme eine intelligente und/oder ansprechende Story, haben Charme, Coolness oder stehen in Verbindung mit uns wichtigen Themen wie z.B. Kameradschaft oder Kampf gegen Widerstände. Es ist nicht ausreichend, Raumschiffe, Knarren, Dinos und Autos in einen Film zu packen, etwas in die Luft zu jagen und noch ein paar leichtbekleidete Frauen durch das Bild laufen zu lassen. Männer wollen, es dürfte eigentlich nicht überraschen, nicht nur aneinandergereihte Schauwerte, sondern tatsächlich einen Film.

Humor
Der typisch männliche Humor wird gerne einmal als zotig umschrieben. Und verkehrt ist das auch nicht unbedingt. Aber einfach nur Fäkalhumor oder sexistische Witze reißen, macht keinen Männerfilm aus. Wir lachen über Frank Drebin in Die nackte Kanone, amüsieren uns über den Dude in The Big Lebowski, haben Freude an den Filmen von Bud Spencer und Terence Hill oder freuen uns über den skurrilen Trip der beiden Chaoten in Fear and Loathing in Las Vegas. Die Art des männlichen Humors ist vielfältig und geht natürlich über diese Beispiele hinaus, auch wenn viele Vertreter des “starken” Geschlechts durchaus über derbere Späße und Klamauk lachen können. Aber auch hier gilt: Es muss ein Mindestmaß an Intelligenz, thematischer Übereinstimmung und Niveau geben. Eine Komödie, die nur auf Plattheiten fußt und keine ansprechende Story besitzt, mögen die wenigsten Männer.

In der gebotenen Knappheit wurde versucht, Filmtypen zu zeigen, die Männer ansprechen. Ohne jede Frage trifft das nicht auf alle zu, wie könnte es auch. Wichtig ist nur, dass klargemacht wurde, dass Filme für Männer keineswegs so sein sollen, wie sie oft definiert werden: schlicht, laut, viel nackte Haut. Und so groß sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern gar nicht. Oder um es mit Loriot zu sagen: “Männer sind, und Frauen auch, überleg dir das mal.”

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