Kaum schließen sich langsam die Festival-Türen in Venedig, steht in Toronto schon das nächste Film-Festival sprichwörtlich an der Tür, oder besser gesagt, drücken sich beide Festivals die Klinke in die Hand. Bereist zum 34. Mal öffnet das International Toronto Film Festival (10. – 19. September 2009) die Türen für allerlei Kinofilme- und Premieren und bewies dabei in den letzten Jahren immer einen guten Riecher, wenn es um die Filmauswahl ging. Oscar-prämierte Filme wie Slumdog Millionär, No Country for Old Men oder auch L.A. Crash liefen über die Toronto-Leinwände, bevor überhaupt jemand ahnen konnte, dass sich diese Filme auf den Sonnenplatz unter den Filmpreisen wiederfinden würden. Das tiff (so wird das Festival gerne abgekürzt) ist somit alles andere als ein Sammelbecken für die neuesten Hollywood-Blockbuster, Comic-Verfilmungen und x-ten Blockbuster-Remake- Reboot-Fortsetzungen von der Mainstream-Stange. Wir wollen Euch trotzdem diejenigen Filme vorstellen, die es höchst wahrscheinlich auch in unsere deutschen Kinos schaffen werden und sich somit dem Mainstream-Charakter nicht ganz erwehren können.
1. Die Coen-Brüder sind back!
Das kongeniale Bruderpaar Joel Coen und Ethan Coen zeigt in Toronto ihr neuestes Werk – A Serious Man. Richtig ernst wird es in dem Film aber nicht zur Sache gehen, vielmehr ist A Serious Man eine bitterschwarze Komödie. Nachdem der Burn After Reading-Klamauk vollbespickt mit Stars war, kommt A Serious Man mit völlig unbekannten Schauspielern daher. Der Film spielt im Jahr 1967 und soll nach Angaben der Brüder, deren Kindheit in einer jüdischen Nachbarschaft reflektieren, wahrscheinlich aber eher makaber überspitzen. Wir dürfen uns über dieses skurrile jüdische Komödien-Fest freuen, denn am 21. Januar startet das neueste (Meister?-)Werk der Coen-Brüder in den deutschen Kinos.
2. Werner Herzog mit David Lynch in Toronto
Werner Herzog wird sich ein direktes Flugticket von Venedig nach Toronto gebucht haben. Der deutsche Regisseur ist dieser Tage ein richtiger Globetrotter. Nachdem der Thriller Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen in Venedig nicht die romantischen Herzen der Italiener gewinnen konnte und von der Presse regelrecht malträtiert wurde, versucht Werner Herzog sein Glück mit anderen neuen Thriller my-son-my-son-what-have-ye-done bei dem kanadischen Publikum zu finden. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit, wenn auch sehr lose, wie Werner Herzog selbst zugab: Ein junger Mann, der im Collegetheater die Hauptrolle in der griechischen Tragödie Orestes spielen sollte, tat im wahren Leben das, was die Figur im Stück tut: Er erstach seine Mutter mit einem antiken Säbel. Produziert wurde der Film unter anderem von Kult-Regisseur David Lynch.
3. George Clooney und Woody Harrelson in der Comedy-Competition
Mit Up in the Air und Defendor feiern zwei weitere Komödien ihre Erstaufführung in Toronto. George Clooney macht zur Zeit einen auf lustig und feierte schon in Venedig Premiere mit dem Armee-Klamauk Männer, die auf Ziegen starren. In Up in the Air versucht er nun krampfhaft als Vielflieger, Bonusmeilen-König zu werden.
Auch Woody Harrelson dreht zur Zeit Komödien nach der Devise: Doppelt hält besser! Bevor er im in Zombieland als begnadeter Zombie-Schlächter Tipps für die Allgemeinheit verrät, versucht er sich in Defendor als Halbtags-Möchtegern-Superheld im Pseudo-Batman-Outfit.
Woody Harrelson besitzt meiner Meinung nach in der Comedy-Competition mit George Clooney aber die besseren Karten und ist einfach witziger.
Wie Ihr seht, hat das Toronto Film Festival auch dieses Jahr wieder einiges an potentiell guten Filmen zu bieten. Bleibt nur zu hoffen, dass wir auch in Deutschland in den Genuss dieser Filme kommen.