"Ich will Angst haben": The Running Man-Star Josh Brolin über KI-Zukünfte und wann er die Schauspielerei aufgeben würde

20.11.2025 - 09:48 UhrVor 1 Tag aktualisiert
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Josh Brolin hatte in The Running Man als Sci-Fi-Schurke sichtlich Spaß. Er verriet uns im Interview, woher er seine böse Inspiration zog und welche Reality-Shows er heimlich schaut.

Der Sci-Fi-Actionfilm The Running Man ist letzten Donnerstag im Kino gestartet und hat einen neuen Bösewicht mit strahlend weißem Lächeln hervorgebracht: Josh Brolin spielt in der Stephen King-Neuverfilmung den übermächtigen Widersacher, der Hauptfigur Ben Richards (Glen Powell) zu Unterhaltungszwecken durch sein tödliches Spiel jagt.

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Josh Brolin ist eine feste Größe im Kino: Die Coen-Brüder besetzten ihn in No Country for Old Men und als lilafarbener Thanos schnippte er in Avengers 3: Infinity War die halbe Menschheit weg. Ob als Verbündeter Gurney Halleck im Sci-Fi-Hit Dune oder als verzweifelter Vater im diesjährigen Horror-Hit Weapons: Brolin ist ein Multi-Talent. Nun spielt er in The Running Man den Widerling und Gameshow-Produzenten Dan Killian. Moviepilot sprach mit ihm über eigene Show-Vorlieben und KI-Bedrohungen.

Seht hier den Trailer zu The Running Man

Running Man - Spot (Deutsch) HD
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Moviepilot: Woher ziehst du als Schauspieler deine Inspiration, wenn du einen Bösewicht wie Dan Killian in The Running Man spielst? Spielst du Charakterzüge, die dir selbst unangenehm wären oder hast du dabei bestimmte Individuum im Kopf?

Josh Brolin: Ich nähere mich jeder Rolle auf unterschiedliche Weise. Kosmetisch hatte ich hier aber viel Spaß mit diesem Typ. Der Charakter [von Dan Killian] war so ganz anders als ich es bin – mit seinem Eyeliner und den Zähnen, Haaren und Anzügen, seiner Hautcreme und all diesem Zeug. Das alles könnte mir persönlich nicht egaler sein.

Aber ich haben in meinen 41 Jahren, die ich schon in der Filmindustrie unterwegs bin, viele Geschäftsleute und Milliardäre getroffen, die sich sehr zur Schau stellen und dabei verschlagen und mächtig sind. Es war toll, sie Revue passieren zu lassen und mich zu fragen: Wen habe ich getroffen? Wer war gerissen? Wer war eine gute Person und wer nicht? Das gefiel mir. Ich mag diesen Typen nicht, aber hatte eine wirklich gute Zeit mit ihm. Ich war erpicht auf diese Rolle, weil ich es wie Marlon Brando halte: Weil ich diesen Typen so sehr hasste, wollte ich, dass er ordentlich dargestellt wird.

Hast du eine persönliche Regel, nach der du deine Rollen aussuchst? Was weckt dein Interesse als Schauspieler?

Ein großartiger Filmemacher, der über den Tellerrand schaut, ist mir wichtig. Hier war außerdem wieder der Kamerfmann von Oldboy [Chung-hoon Chung] dabei. Das klingt vielleicht etwas lahm, aber so etwas weckt mein Interesse. Und ich will auch keine Rolle spielen, die ich im Halbschlaf abliefern könnte. Ich möchte nervös sein. Ich will Angst haben. Ich will in einen Charakter eintauchen und mich herausfordern. Dasselbe immer nur wieder zu tun ist langweilig für mich. Wenn das jemals passiert, werde ich das Filmgeschäft verlassen und etwas anderes tun.

Als Schauspieler bist du – genau wie Dan Killian in der Sci-Fi-Zukunft von The Running Man unterm Strich ein Entertainer. Wo geht Unterhaltung für dich heute schon zu weit?

Ich wurde kürzlich gefragt: "Was ist deine liebste Reality-Show?" Und ich habe geantwortet: "Ich glaube, die letzte Reality-Show, die ich gesehen habe, war The Bachelor." Ich weiß nicht, warum ich das mit meiner Frau angefangen habe, aber ich tat es. Und dann auch noch The Bachelorette. [lacht] Ich kann nicht glauben, dass ich das zugebe. Aber es ist wahr.

Die allererste Reality-Show fand übrigens in Santa Barbara statt [An American Family, 1973]. Diane Lane und Tim Robbins haben einen Film darüber gedreht [Cinema Verite, 2011]. Sie sprachen über die Ausbeutung und Manipulation der dortigen Charaktere durch die Produzenten. Diese Leute versuchen, von ihren Schwächen zu profitieren. Unsere Geschichte ist im Grunde dieselbe. Ich stimme dem [Format] also nicht unbedingt zu. Es erscheint mir nicht sehr gemeinschaftlich. Wir haben schon genug Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Aber ich verstehe es. Gier beginnt, die Überhand zu gewinnen, und oft sind Menschen bereit, für Geld alles zu tun.

Kannst du dir eine Welt vorstellen, in der der Todesspiele irgendwann Realität werden? In der fiktiven Unterhaltung sind sie ja bereits sehr beliebt.

Ob ich es mir vorstellen kann? Ja, das kann ich. [The Running Man- Vorlagenautor] Stephen King konnte das sogar schon 1982. Und wo sind wir jetzt gelandet? Wie viel von dem, was er vorausgesagt hat, ist wahr geworden? Wie viel setzen wir in Game-Shows aufs Spiel? Es ist viel schlimmer geworden. Wir haben noch keine Todes-Shows, und ich hoffe, das wird auch nie der Fall sein. Aber wissen wir es?

Trotzdem macht es Spaß, einen Film anzusehen, der so voller Fantasie ist. Der die Möglichkeit einer verrückten, einfallsreichen, dystopischen Welt auslotet und fragt: Was wäre, wenn ...? Ich liebe Was-wäre-wenn-Szenarien. Als Kind habe ich [die Sci-Fi-Autoren] Ray Bradbury, Isaac Asimov und Stephen King gelesen, weil sie einfach eine glorreiche Vorstellungskraft hatten.

In The Running Man benutzt deine Figur Dan Killian KI-Bilder, um die auf dem Bildschirm erzählte Geschichte zu verändern. Wie stehst du als Schauspieler zu diesem aktuellen technologischen Fortschritt? Hast du Angst, irgendwann ersetzt zu werden?

Nein, ich glaube nicht, dass wir jemals ersetzt werden. Ich sehe es ähnlich wie mit Animation: Auch Animationsfilme können einen bewegen. [KI] ist also nur eine weitere Ergänzung. Glaube ich, dass wir jemals wieder davon wegkommen können? Nein. Ich denke, es ist eine absolute Unvermeidlichkeit. Die Frage ist: Wie arbeitet man damit?

Es gab so viele Epochen, in denen es hieß: "Oh mein Gott, jetzt kommt der Ansturm des Fernsehens und Filme sind für immer vorbei." Aber es kommen immer neue Dinge dazu. Und trotzdem sind wir immer noch hier und machen das, was wir tun. Wenn das Publikum sich immer noch für einen Charakter, egal in welcher Gestalt, begeistern kann, haben wir es geschafft.

Wie ist The Running-Man-Regisseur Edgar Wright so als Filmemacher? Arbeitet er in einem bestimmten Stil?

Das erste Mal, als ich Edgar getroffen habe, war am Set von Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery. Er besuchte [Knives Out-Regisseur] Rian Johnson. Ich sah ihn hinter dem Kameramonitor und tat, was ich meistens tue. Ich sagte: "Urgh, da ist schon wieder dieser Typ." Und dann haben wir darüber gelacht. Ich liebe ihn! Wir wollten immer zusammenzuarbeiten, und ich bin froh, dass es dieser Film wurde. Ich respektiere ihn sehr als Filmemacher.

Er ist immer sehr auf alles sehr fokussiert. Edgar ist ein ausgezeichneter Multitasker. Er kann sich auf deine Performance konzentrieren und gleichzeitig sagen: "Hey, was ist das Ding da im Hintergrund? Beweg das mal hier rüber, wir sollten etwas mehr Rot in dieser Beleuchtung haben." Er ist also sehr global denkend. Und er setzt Musik in seinen Filmen sehr, sehr gut ein.

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