In 5 Schritten zum Mario Monicelli-Experten

06.06.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Mario Monicelli
Mario Monicelli
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Das italienische Kino war mal ganz groß und kein große Tradition der italienischen Komödie, die Commedia al’ll italiana derart beeinflusst wie Mario Monicelli. Wir sagen euch, welche Filme ihr sehen müsst, um zum Mario Monicelli-Experten zu werden.

Wer sich von euch moviepilot mit Filmgeschichtsbüchern über das italienische Kino beschäftigt, erfährt einiges über das neorealistische Kino der Nachkriegszeit und einige Regiegrößen wie Federico Fellini, Michelangelo Antonioni oder Luchino Visconti. Alles schön und gut. Aber was ist mit der großen Tradition der italienischen Komödie, mit den gehörnten Ehemännern, den trotteligen Putschisten, mit den melancholischen Hallodris und feigen Soldaten, die sich durch zwei Jahrzehnte Commedia al’ll italiana ziehen? Eine Filmtradition, weit entfernt von prätentiösem Autorenkino, die es unbedingt zu entdecken gilt!

Warum ausgerechnet … Mario Monicelli?
Kein Regisseur hat die ganze Bandbreite der Commedia all’italiana, von derb albernen Zoten bis zum kitschig Sentimentalen so ausgereizt, wie Mario Monicelli. Der 1915 geborene und 2011 verstorbene Regisseur und Drehbuchautor hat in seiner fast sieben (!) Jahrzehnte umfassenden Karriere diverse, luftig-leicht anmutende Meisterwerke abgeliefert und italienischen Leinwandgiganten wie Vittorio Gassman, Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi und Alberto Sordi einige ihrer besten Darstellungen abgeluchst. Dabei hat Mario Monicelli – so düster der Stoff, den er umgesetzt hat, auch war – dem Zuschauer fast immer ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Zugegeben, manchmal ein recht bitteres…

Der perfekte Start… für den Mario Monicelli-Einstieg
Mario Monicelli hat einige so wundervolle Filme gedreht, dass der Einsteiger eigentlich einen Schuss ins Blaue wagen könnte. Ich würde aber mit Diebe haben’s schwer (1958) anfangen. Die Komödie ist eine temporeiche, sanft-satirische Angelegenheit, die um einige erstaunlich inkompetente Kleinganoven kreist, die sich zusammenschließen, um einen Pfandleiher auszurauben. Zwei erfolglose Remakes haben nur bewiesen, wie großartig und charmant das Original ist. Nebenbei: Diebe haben’s schwer enthält eine der rührendsten Esszenen aller Zeiten!

In drei Filmen zur Spitze
Um die ganze Bandbreite von Mario Monicellis Filmschaffen zu erfassen, würde ich drei Filme vorschlagen, die ganz unterschiedliche Töne anschlagen: Die unglaublichen Abenteuer des hochwohllöblichen Ritters Branca Leone (1966) ist eine derbe Klamotte in der der titelgebender Ritter, eine Art Don Quixote ohne Ambition, sein wenig heroisches Ross ‘Frosinante’ und eine ausgesprochen gierige Dienerschaft auf Schatzsuche gehen. Monty Python hat ordentlich bei dem Film geklaut, für ihren Die Ritter der Kokosnuß, aber wer könnte es den Briten verübeln. Die schmissige Titelmelodie geht auch nicht mehr aus dem Kopf: Branca Branca Branca!

Deutlich weniger albern geht es in Man nannte es den großen Krieg (1959) zu. Die wundervolle Kriegssatire zeichnet die Erlebnisse eigentlich recht feiger italienischer Soldaten nach, die während des zweiten Weltkrieges zu überleben versuchen. Die Dynamik zwischen Giovanni Busacca (Vittorio Gassman) und Oreste Jacovacci (Alberto Sordi) hat etwas Don Quixote – Sancho Panza-haftes und gegen Ende nimmt der größtenteils bittersüße Filme, eine entschieden tragische Wendung.

Gar nicht mehr bittersüß geht es bei Un borghese piccolo piccolo (1977) zu. Die extrem schwarze Komödie beginnt als Satire auf das italienische Kleinbürger- und Beamtentum, um in der zweiten Hälfte in eine Art bitterbösen Psychothriller umzuschlagen. Wie es so schön heißt, bleibt einem hier das Lachen im Halse stecken, wenn Alberto Sordi plötzlich die weniger harmlose Seite des von ihm gespielten Beamten entblößt.

Geheimtipps … oder der etwas andere Mario Monicelli
Ein Film für Kenner, vielleicht aber auch ein bisschen ein Film hauptsächlich für Männer ist Ein irres Klassentreffen (1975). Die Tragikomödie handelt von vier mehr oder weniger gestandenen Mannsbildern, die sich regelmäßig zu sogenannten Zigeunertouren treffen. Diese Exkursionen bestehen letztendlich in teils dämlichen (die Passagiere eines abfahrenden Zuges werden der Reihe nach durchgeorfeigt) teils epischen Streichen (ein Kleinbürger wird in eine fiktive Gangsterintrige verwickelt), die für ein wenig Abwechslung im Leben der vier traurigen Gestalten sorgen. Ein irres Klassentreffen ist eigentlich ein tieftrauriger Film über gescheiterte Existenzen, in dem die kindischen Albernheiten der Protagonisten auch vor dem Tod nicht haltmachen – und dadurch etwas entschieden Heroisches bekommen.

Shut up and take my money!
Für die ganz großen Klassiker des italienischen Maestros müsst ihr leider entweder ins gallische Nachbarland schielen, oder etwas mehr in Geld in US-Importe investieren. Einige vereinzelte Filme, wie Casanova ’70 finden sich aber auch beim deutschen Amazon.

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