Game of Thrones - Staffel 7, Folge 2: Das erste Mal

25.07.2017 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Auf dem Weg in den Norden: Arya in Game of ThronesHBO
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Der Plot sticht in stürmische See in der 2. Folge der 7. Staffel von Game of Thrones, die das Treffen von Daenerys und Jon vorbereitet und die Sand Snakes auf Geschenkgröße dezimiert.

Stormborn lautet nicht zufällig einer der vielen Namen von Daenerys Targaryen, die in der letzten Folge von Game of Thrones offenbar den einzigen jährlichen Sonnentag auf Dragonstone erwischt hatte. Nun zieht wieder Menschenverbrennen-Wetter ein auf der Insel ihrer Vorväter. Dany, die Erobererin, scharrt mit den Dothraki-Hufen, denn der Kampf um King's Landing kündigt sich in dieser 2. Episode der 7. Staffel an. In Stormborn (zu deutsch Sturmtochter) werden uns ihr Schlachtplan enthüllt und mögliche Allianzen mit Jon Snow im hohen Norden vorbereitet, während Cersei ihre verbliebenen Lords im Hass gegen die fremde Targaryen-Tochter vereinen will. Der Lannister-Königin verdanken wir es auch, dass Euron Greyjoy der Drachenmutter in den letzten Minuten der Folge einen entscheidenden Rückschlag verpasst. Damit entlädt das Drehbuch kurz vor knapp ein für Game of Thrones in seiner Blockbuster-Phase obligatorisches Spektakel, das die Frage nach Eurons Geschenk genauer beantwortet als die, wer hier eigentlich auf wen einsticht.

Auf dieser Etappe der 7. Staffel von Game of Thrones tun wir also gut daran, uns zu vergegenwärtigen, wer hier genau gegen wen kämpft. Stellt euch nochmal Daenerys' Kartenraum in der Festung auf Dragonstone vor. Hier finden sich zwei Eunuchen, eine Ex-Sklavin, ein kleinwüchsiger Exilant, eine verstoßene Königstochter und ihr erniedrigter Bruder, die Bastard-Geliebte eines toten dornischen Prinzen, die spitzeste Zunge in Highgarden und eine Witwe mit WG-untauglichen Haustieren zusammen, um die Königin von ihrem Eisernen Thron zu stürzen. Besagte Königin, die von Geburt aus nie auf diesem Thron hätte sitzen sollen. Genau wie ihr Gegenpart in Winterfell, ein Bastard, der sich von kleinen (bewundernswerten, aber eben kleinen) Mädchen und stummelfingrigen Ex-Schmugglern beraten lässt, sowie die seit Jahrhunderten verfemten Wildlings zu seinen Gefolgsleuten zählt. Ist Chaos eine Leiter, dann blicken diese geborenen Außenseiter der Macht gerade auf das blutige Gedrängel unter ihnen herab. Sie profitieren natürlich auch davon, dass die Showrunner D.B. Weiss und David Benioff für die innere Logik der Erbfolge (Stichwort: Primogenitur) in etwa so viel Interesse aufbringen, wie für Entfernungen und Reisezeiten in Westeros. Die Chronik der Kriege nach dem Tod von König Robert I. hat ihr spannendstes Kapitel erreicht. In dem stehen zarte Bande der Loyalität zwischen Überleben und alles zersetzender Zerstörung.

Das erste Mal: Varys und Daenerys

Zum ersten Mal sprechen Varys (Conleth Hill) und Daenerys (Emilia Clarke) in Stormborn miteinander, möglicher Small Talk in schaukelnden Kajüten ausgenommen. Im Grunde kommt die Szene drei Folgen zu spät. Immerhin verließ sich Dany bei ihrer Überfahrt nach Westeros auf die Beziehungen eines Mannes, der den Untergang der Targaryens ebenso in nächster Nähe (üb)erlebt hat wie den Tod von Robert Baratheon. Varys saß im königlichen Rat, als Robert die Ermordung von Daenerys befahl. Das und sein Vertrauen in ihren sadistischen Bruder Viserys wirft sie ihm nun vor. Damit bescheren die Autoren Conleth Hill mit Verspätung eine seiner herausragenden Szenen, denn Varys wird nur selten in die Ecke gedrängt. Die Spinne krabbelt normalerweise mühelos durch brenzlige Situationen. In Stormborn lässt die leidenschaftliche Verteidigung seiner Motive im Kreuzverhör seiner Königin tiefer blicken. Besorgnis, ja sogar Angst, huscht über Varys' Züge, eine Szene, die ich dank der üblichen Teflon-Miene des Eunuchen als beeindruckender empfand als das feurige Schlachtengetümmel im Finale. Tyrion begründet seinen Plan zur Belagerung von King's Landing damit, Daenerys solle keine Königin über ein Reich aus Asche werden. Varys verschiebt diese royale Vogelperspektive weiter - den Blick auf menschenleere Landkarten sozusagen - hinab zum einfachen Volk, das der Willkür der Herrscher ausgeliefert ist. Er hat das Wohl der Hot Pies dieser Welt im Sinn und wählt Daenerys als beste Herrscherin für diesen Zweck. Es ist eine gesündere Art von Loyalität als jene zwischen Daenerys und Grey Worm oder Missandei. Letztere kommen sich in einer für Game of Thrones-Verhältnisse angenehm zarten Liebesszene näher.

Incompetence should not be rewarded with blind loyalty. - Varys

Zwei folgenschwere Entscheidungen trifft Daenerys in dieser Episode von Game of Thrones. Sie überzeugt Dorne und Highgarden davon, ihre vereinten Armeen zu teilen. Die gebürtigen Westerosi sollen King's Landing belagern, während die fremden Dothraki und Unsullied die Lannister-Festung Casterly Rock angreifen werden. Dafür macht sich Yara Greyjoy (Gemma Whelan) mit den Sand Snakes und ihrer Flotte nach Dorne und geradewegs in die Hände von Euron Greyjoy (Pilou Asbæk) auf. Party-Maus Yara, die wohl am Set von Spring Breakers produktiver gewesen wäre, muss erst zusehen, wie ihre Segel in Flammen aufgehen, dann wie ihr eigener Bruder die Flucht ins kalte Nass antritt, anstatt für sie zu sterben. Denn gestorben wären Yara oder Theon (Alfie Allen) oder beide, wenn der traumatisierte junge Mann seinen Onkel angegriffen hätte. Als Actionsequenz enttäuscht das Gemetzel auf und unter Deck, in dem angesichts der gewaltigen Kulisse einer brennenden Flotte unter Mondlicht die Übersicht auf den Planken abhanden geht. Als Theon-Sequenz erzählt sie seine Läuterung weiter, die mit jedem Scheitern an Wert gewinnt.

Freilich kann darüber hergezogen werden, dass Yara kurz vor dem fatalen Angriff seine Beschützerrolle kommentiert oder darüber, wie Euron im nächtlichen Nebel mit seiner feuerspeienden Flotte (?) heranschleicht und genau das Schiff rammt, auf dem sich das Geschenk für Cersei befindet. Oder warum die erfahrene Kapitänin Yara die Gefahr durch ihren Onkel ignoriert. Hier treiben die Autoren ihren Plot mal wieder auf der Überholspur voran, was bei dem Handlungsstrang um die Sand Snakes Tradition hat. Dafür könnte sich Cersei also bald über Tyene und Ellaria Sand freuen, die ihre Tochter auf dem Gewissen haben, und Yara noch dazu. Ein cleverer Schachzug der Dramaturgie, da die Sand Snakes eigentlich nicht schnell genug aus der Serie verschwinden können, Yara aber zumindest mir ans seeuntüchtige Herz gewachsen ist.

Angespornt von Tyrion und Neuankömmling Melisandre lädt Daenerys zum Zweiten Jon Snow nach Dragonstone ein, was dieser auch dank Sams Brief annimmt. In einer Folge voller später Gespräche, neuer Bekanntschaften oder lange vermisster Gefährten kündigen die Autoren von Game of Thrones die bisher wichtigste Zusammenkunft ihrer Serie an und schicken Jon Snow (Kit Harington), König des Nordens, erstmals in den Süden. Damit eröffnet die Geschichte einmal mehr unheilvolle Parallelen zum Schicksal Ned Starks. Die bleiben auch Sansa (Sophie Turner) nicht verborgen, aber darüber tröstet ihre neue Stelle als Verwalterin des Nordens schnell hinweg, wie es scheint. Parallelen, die sich auch mit Petyr Baelish (Aidan Gillen) in der Grabkammer der Starks aufdrängen, der von Jon in Wut so gewürgt wird, wie es in der 1. Staffel Jons vermeintlicher Vater Ned getan hatte. Nun liegt es an Jon zu beweisen, dass Neds althergebrachte Vorstellungen von Loyalität und Rechtschaffenheit, die keiner momentan so vertritt wie der Bastardsohn, in diesem Chaos alltagstauglich sind. Zarte Bande sind es, wie erwähnt, die die Menschen in dieser Staffel zusammenhalten, wenn beispielsweise Samwell Tarly (John Bradley) den Bolton in sich ausfindig macht und Jorah Mormont (Iain Glen) aus Treue gegenüber dessen Vater bei der Suche nach Heilung behilflich ist.

Zeiten ändern dich: Game of Thrones

Werden die Kinder die Fehler ihrer Eltern wiederholen? Wird Jon den Norden schutzlos sich selbst (und Littlefinger) überlassen? Wird Daenerys wie ihr Vorvater Westeros erobern oder doch wie ihr Vater dem Wahnsinn anheim fallen? Es gibt in Game of Thrones genügend Gründe, sich dem Pessimismus zu ergeben und auf einer entsprechend düsteren Note endet diese 2. Folge der 7. Staffel. Gerade Aryas Handlungsstrang wird diese Woche von einer Traurigkeit über all das durchzogen, was seit den ersten Folgen in Winterfell verloren wurde. Im Gasthaus an der King's Road sitzt Hot Pie (Ben Hawkey) einer Arya gegenüber, deren Alkoholkonsum dem Hound Konkurrenz macht. Von ihrem Direwolf Nymeria wird sie später kaum wiedererkannt und das Tier wendet sich mit seinem neuen Rudel von ihr ab. "That's not you", stellt Arya fest. Maisie Williams darf den Fan-Service-Racheengel ablegen und für ein paar Sekunden sehen wir, wie erwachsen und auch müde ihre kindlich großen Augen dem riesigen Tier im Wald begegnen. Kurzzeitig scheint die Hoffnung auf die gute alte Zeit auf, nur um sich sofort aufzulösen.

Stormborn setzt seine Figuren nach der Status-Quo-Episode zum Auftakt in Bewegung und auch Arya lässt ihre Rachsucht bei der ersten Erwähnung von Jon Snow in Winterfell fallen, um auf der King's Road nach Norden zu reiten. So einfach kann der Stark in ihr mit Stockschlägen und Assassinenlehrstunden also nicht ausgetrieben werden. "That's not me", erklärte sie ihrem Vater Ned in der 1. Staffel, der ihr von einer Zukunft als Prinzessin erzählt hatte. Was genau dieses "me" nach sechs Staffeln Game of Thrones umfasst, muss Arya - und da ist sie ganz Teenager - erst noch herausfinden.

Zitat der Folge: "The lords of Westeros are sheep. Are you a sheep? No, you're a dragon. Be a dragon." (Olenna)

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Anmerkungen am Rande:

  • Varys Lächeln, als Dany ihm verspricht, ihn bei lebendigen Leibe zu verbrennen, brachte mich gleich mehrfach zum Quieken.
  • "You've been making pies?" - "One or two."
  • Hot Pie braucht einen YouTube-Kanal, in dem er erklärt, wie man seinen superleckeren Teig mit brauner Butter herstellt.
  • Wie viele Ballistas müssen Qyburn und Cersei bauen lassen, um drei sehr flinke Drachen zu bezwingen? Eine antiklimaktische Enthüllung ist die Geheimwaffe in jedem Fall.
  • "I'm an excellent judge of character", erklärt Tyrion (Peter Dinklage) voller Selbstgewissheit.
  • Wer hätte gedacht, dass Oldtown der ekelerregendste Plot von allen wird?
  • Randyll Tarlys Sohn Dickon wurde mit Tom Hopper übrigens neu besetzt.
  • Der hochvalyrische "Prince that was promised" ist gender-neutral, was eher eine Erinnerung für die Zuschauer ist als eine neue Erkenntnis innerhalb der Serie.
  • Olenna Tyrell ist sehr stolz auf ihr hohes Alter, welches sie aber auch dem Fakt verdankt, dass sie nie offizielle Herrscherin war. Sie scheint sich nun ganz ihrer Rache hingeben zu wollen.
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