Ein Kriegsfilm ohne überschwängliche Darstellung exzessiver Gewalt? Spätestens seit Der Soldat James Ryan ist das kaum noch vorstellbar. Erst kürzlich zeigte Mel Gibson mit Hacksaw Ridge, dass kein Gewaltakt zu comichaft ist, um die Gräuel des Zweiten Weltkrieges auf die Leinwand zu bringen. Bei Christopher Nolan sieht das offenbar anders aus. Collider berichtet, dass die MPAA in den USA die Altersfreigaben einiger kommender Filme bekannt gegeben hat, darunter Nolans Kriegsdrama Dunkirk, das überraschenderweise ein PG-13-Rating bekommen hat. Der Film spielt inmitten der Schlacht von Dünkirchen, in der insgesamt fast 100.000 Soldaten ums Leben kamen. Die Tode werden wohl kaum außen vor gelassen werden; wer sich jedoch auf ein "authentisches" Kriegsporträt im Sinne von herumfliegenden Körperteilen eingestellt hat, wird wohl enttäuscht.
Das Rating mag im Kriegskontext auf den ersten Blick irritierend wirken. Schlüsse, Christopher Nolan würde sich selbst zensieren, um ein größeres Publikum zu erreichen - wie sie bereits auf diversen US-amerikanischen Seiten gezogen werden - sind jedoch voreilig. Nolan war erstens noch nie für seine explizite Gewaltdarstellung bekannt und zweitens ist die Schlacht von Dünkirchen gerade wegen all der Soldaten, die nicht gestorben sind, in die Geschichte eingegangen. Dass der Regisseur sich auf die Evakuierung und Rettung der Soldaten konzentriert, und nicht auf die Gewalt, die die Opfer erfahren haben, sollte eigentlich niemanden überraschen.
In jedem Fall wird Dunkirk eine völlig neue Christopher Nolan-Erfahrung, wie Cillian Murphy kürzlich in einem Gespräch mit dem Guardian anmerkte, allein deshalb, weil alle wissen, wie die Geschichte ausgeht. Von Nolan "gemindfuckt" zu werden, ist dieses Mal also definitiv nicht im Kinobesuch enthalten. Ob der Regisseur sich auf diesem ihm eher fremden Gebiet des historischen Dramas trotzdem so souverän bewegt wie in Gotham und der Science-Fiction, erfahren wir in wenigen Monaten: Dunkirk startet am 27.07.2017 in den deutschen Kinos.