Deutschland 09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation: Das Großprojekt versammelt 13 namenhafte deutsche Regisseure unter seinem Dach. Von A wie Fatih Akin bis W wie Hans Weingartner sind sie dabei mit Kurzspiel- und Dokumentarfilme. Einige sind abstrakt, andere konkret und alle Beteiligten bieten ihre persönliche Wahrnehmung sowie eigene filmische Sicht auf das heutige Deutschland.
Als Vorbild diente Deutschland im Herbst von 1978. Damals setzten sich 11 Regisseure des Neuen Deutschen Films wie Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff und Alexander Kluge mit dem Zustand der deutschen Gesellschaft kurz nach dem Deutschen Herbst 1977 auseinander. Der RAF-Terrorismus hielt zu dieser Zeit ganz Deutschland in Atem. 30 Jahre später fragte sich Tom Tykwer, wer sich heute zu einer Gruppe zusammen finden würde, um den Zustand Deutschlands filmisch zu kommentieren. Er rief spontan ein paar Filmemacher an. Schnell kam heraus, dass jeder seinen eigenen Film drehen wollte. Also gab es keine Vorgaben und heraus kam ein buntes Potpourri an überraschenden Aussagen.
Hans Weingartner s Gefährder setzt sich mit dem Schicksal des Soziologieprofessors André Holm auseinander, der spektakulär verhaftet und anschließend 11 Monate vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Fatih Akin lässt Denis Moschitto als Murnat Kurnaz ein Interview aus der Süddeutschen Zeitung nachspielen. Josef Bierbichler darf in der Satire Fraktur von Hans Steinbichler einen durchgedrehten Spediteur geben, der als begeisterte FAZ-Leser entsetzt ist, als die FAZ die Frakturschrift abschafft. In Wolfgang Becker s Krankes Haus liegt der Sozialstaat darnieder, Nicolette Krebitz inszeniert ein fiktives Treffen von Susan Sontag und Ulrike Meinhof, Tom Tykwer lässt den Vertriebschef eines Modelabels um die Welt reisen, Romuald Karmakar befragt einen iranischen Bordellbesitzer in Berlin zu den Sexualpraktiken seiner Kunden, Dominik Graf filmt zum Abbruch vorgesehene Häuser und Angela Schanelec zeigt die Natur als Gegenstück zum Alltag.
Die rein assoziative Auswahl der Filme ist Deutschland 09 anzumerken und die Kritik ist nicht gerade begeistert von dem Film. Für Daniel Haas im Spiegel hat Deutschland 09 “die gefühlte Länge eines ICEs, der im Schneckentempo zwei thematische Schienen verfolgt: Deutschland, ein Überwachungsstaat. Deutschland, die Heimat krankhafter Spießer.” Ohne roten Faden und ohne Leitidee zerfällt er laut Christiane Peitz vom Tagesspiegel in herrenlose Einzelteile. “Da tröstet höchstens der Gedanke, dass eine Nation, die so belanglose, beliebige Ansichten produziert, unglaublich saturiert sein muss. Wer das Unbehagen am eigenen Land derart krampfhaft artikuliert, der hat wohl keine ernsthaften Probleme. Jammern im Paradies.”
Hier findet ihr Links zu Interviews mit den einzelnen Regisseuren. Dort könnt ihr auch mehr zum Inhalt der einzelnen Filme lesen.
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