Chernobyl: Vergleicht Legasov und Co. mit ihren realen Vorbildern

29.05.2019 - 16:40 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Die Miniserie Chernobyl auf Sky behandelt die reale Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986. Doch wie nah sind die zentralen Charaktere wirklich an ihren historischen Vorbildern?

Seit dem 14.05.2019 schockiert uns die Miniserie Chernobyl auf Sky mit verstörenden Bildern über die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 - eine der größten menschgemachten Katastrophen aller Zeiten.

Die Serie hält sich dabei erstaunlich eng an die tatsächlichen historischen Ereignisse. Doch welche Persönlichkeiten stecken wirklich hinter den Hauptfiguren von Chernobyl? Wir haben recherchiert und geben euch nachfolgend einen Überblick.

Jared Harris als Valery Legasov

Jared Harris als Valery Legasov

Die Serie Chernobyl startet wirkungsmächtig mit dem Selbstmord der Hauptfigur Valery Legasov, gespielt von Jared Harris, zwei Jahre nach der Nuklearkatastrophe. Dies ist tatsächlich so geschehen, ebenso das Hinterlassen der Stimmaufnahmen. Forscher sehen Legasov laut Meduza jedoch weniger als heroischen Märtyrer denn als normalen Menschen, der zufällig in seine Rolle zum Zeitpunkt des Unfalls geraten ist.

Gemeinhin wird laut Inverse  davon ausgegangen, dass sich Legasov das Leben nahm, da er auf der Sondersitzung der Internationalen Atomenergieorganisation in Wien als Leiter der sowjetischen Delegation dazu angehalten worden war, die tatsächlichen Ausmaße von Tschernobyl herunterzuspielen. In der Serie wird zudem eine Krebserkrankung angedeutet, zu der die Quellen allerdings schweigen.

Der Chemiker Legasov war 1986 als Leiter des Untersuchungskomitees in Tschernobyl eingesetzt worden und kümmerte sich als führender Experte darum, die Folgen des Unfalls einzudämmen. Einige der abenteuerlichen Taten wie jene im Helikopter erinnern jedoch eher an die Dokumentararbeit des Fotografen Igor Fjodorowitsch Kostin.

Stellan Skarsgård als Boris Shcherbina

Stellan Skarsgard als Boris Shcherbina

Boris Shcherbina, in Chernobyl gespielt von Stellan Skarsgård, war zum Zeitpunkt der Katastrophe stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR, ein sowjetischer Politiker und hoher Parteifunktionär. Im Zuge des Reaktorunfalls wurde er Leiter der Regierungskommission von Tschernobyl. Seine Persönlichkeit entsprach laut Inverse  größtenteils der Darstellung in der Serie.

Natürlich bestand die Regierungskommission aus vielen verschiedenen Menschen und Helfern und nicht nur primär aus den zwei führenden Personen Legasov und Shcherbina, wie in der Serie teilweise suggeriert. Zwei Jahre nach Tschernobyl leitete Shcherbina eine weitere Regierungskommission während des Erdbebens von Spitak. Sein Tod 1990 wird in einigen Quellen, etwa im Buch Nuclear Energy And Security In The Former Soviet Union, als Spätfolge der radioaktiven Strahlung beschrieben.

Emily Watson als Ulana Khomyuk

Emily Watson als Ulana Khomyuk

Ulana Khomyuk, gespielt von Emily Watson, wird als sowjetische Nuklearwissenschaftlerin aus Weißrussland dargestellt, die unbedingt hinter das Rätsel des Reaktorunfalls kommen will. Sie ist laut Screen Rant  die einzige Hauptfigur, die erfunden ist, und basiert stellvertretend auf allen Wissenschaftlern und Spezialisten, die an der Aufdeckung der Hintergründe mitarbeiteten.

Eine Frau in der Regierungskommission gab es nicht, jedoch war die Sowjetunion, was den hohen weiblichen Anteil in der Wissenschaft angeht, laut Bustle  tatsächlich äußerst fortschrittlich.

Paul Ritter als Anatoly Dyatlov

Paul Ritter als Anatoly Dyatlov

Anatoly Dyatlov, gespielt von Paul Ritter, war der stellvertretende Chefingenieur des Kernkraftwerks von Tschernobyl und der leitende Verantwortliche während des fatalen Reaktortests, der zur Nuklearkatastrophe führte. Er gilt aufgrund seines Ehrgeizes als einer der Hauptschuldigen für den Unfall und wird auch als solcher in Chernobyl dargestellt.

Dyatlov wurde für seine Rolle zu 10 Jahren Lagerhaft verurteilt, jedoch bereits nach 4 Jahren wegen gesundheitlicher Probleme entlassen. Bis zu seinem Tod ging er laut Meduza  davon aus, nichts falsch gemacht zu haben und sah das Problem im fehlerhaften Reaktor. Wie in der Serie dargestellt wurde Dyatlov laut Inverse  für seinen herrischen Charakter gefürchtet, für sein Expertenwissen jedoch geschätzt.

Jessie Buckley als Lyudmilla Ignatenko und Adam Nagaitis als Vasily Ignatenko

Als beispielhaftes tragisches Schicksal der "kleinen" Retter von Tschernobyl wird jenes des Ehepaares Ignatenko, gespielt von Jessie Buckley und Adam Nagaitis, in den Mittelpunkt von Chernobyl gestellt. Der Feuerwehrmann Vasily wurde zum Brand des Reaktors kommandiert, ohne über die Ausmaße der Katastrophe unterrichtet worden zu sein. Er verstarb später an der Strahlenkrankheit.

Seine Frau verlor laut The Chernobyl Project  ihr Kind, als sie ihn im Krankenhaus besuchte und sich damit ebenfalls der Strahlung aussetzte. Trotz gegenteiliger Warnungen war Lyudmilla jedoch später in der Lage, einen lebendigen und gesunden Sohn zur Welt zu bringen.

David Dencik als Michail Gorbatschow

David Dencik as Michail Gorbatschow

David Dencik stellt in Chernobyl den damaligen Generalsekretär der Kommunistischen Partei Michail Gorbatschow dar, der von der Wucht der Katastrophe vollkommen überrascht wurde. Sein zögerliches und vertuschendes Krisenmanagement wurde 1986 laut Metro  vielfach kritisiert. Rückblickend sah Gorbatschow die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl - ihre Ursachen, Aufklärung und Folgen - als eine der Sargnägel der Sowjetunion an.

Chernobyl behandelt alle Menschen der Geschichte

Chernobyl erzählt die Geschichte der Nuklearkatastrophe größtenteils historisch korrekt aus der Sicht der tatsächlichen historischen Persönlichkeiten.

Trotzdem werden auch die Menschen nicht vergessen, die nicht in den Geschichtsbüchern zu finden sind - angefangen bei den verbürgten Mitarbeitern des Atomkraftwerks über die Taucher, die freiwillig das Löschwasser abließen, bis hin zu den Bergleuten, die einen rettenden Tunnel gruben.

Sie alle setzten sich mit ihren Aktionen einer enorm hohen Strahlung aus, um die ökologischen Folgen für Europa einzudämmen.

Chernobyl wird jeden Montag auf Sky ausgestrahlt und ist auch bei Sky Ticket  als Stream verfügbar. Die 1. und einzige Staffel der Miniserie umfasst insgesamt 5 Episoden.

Habt ihr bereits einen Blick in Chernobyl gewagt?

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