Barack Obama: Heute Präsident, morgen Filmfigur?

20.01.2009 - 08:30 Uhr
Jack Nicholson als Präsident in Mars Attacks!
Warner Bros.
Jack Nicholson als Präsident in Mars Attacks!
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Hollywood zeigte uns schon viele US-Präsidenten: Gute wie schlechte!

Heute ist die Amtseinführung von Barack Obama und die Welt schaut nach Washington, erhofft sich viel von dem neuen US-Präsidenten. Wir dagegen schauen nach Hollywood. Dort gab es schon viele Präsidenten, böse wie gute, witzige wie kräftige, respektvolle und betrügerische. Bis zu Nixon und seinem Watergate-Skandal hatte Hollywood eine überaus hohe Meinung vom ersten Mann im Staate, aber als Nixon den Job in Verruf brachte, war es geschehen um die würdevolle Behandlung des Präsidenten. Respektlos gingen Filmemacher nun auch mit ihm um; er wurde letztlich vom Sockel gestoßen.

Die Geschichten kreisen um Amtsmissbrauch und Korruption. Dave ist so ein Film, in dem der Präsident durch einen Doppelgänger (Kevin Kline) ersetzt wird, weil er gerade nicht fähig ist, den Staat zu führen nach einem Herzanfall als Folge von etwas anstrengendem außerehelichen Sex. Sein Pendant macht den Job besser als er und ist Hundert Mal sympathischer. In Mars Attacks! ist der Präsident (Jack Nicholson) ein selbstgefälliges Arschloch, der nur seine eigene Haut retten will. Filmischer Höhepunkt des Niedergangs des Präsident ist fraglos Absolute Power von Clint Eastwood. Hier tötet das Staatsoberhaupt (Gene Hackman) eine Frau und verschleiert den Mord.

Vielfach geht es im Sex. Sex und Politik haben schon immer eine besondere Faszination auf die Amerikaner ausgeübt und so wird jede Meldung zum Thema begierig aufgesogen. Um von einer Sexaffäre des amerikanischen Präsidenten abzulenken, inszeniert ein dubioser Berater (Robert De Niro) in Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt mit Hilfe eines Filmproduzenten elf Tage vor der erhofften Wiederwahl einen Krieg mit Albanien. Mit Aller Macht stellt den Wahlkampf eines Gouverneurs (John Travolta) nach, der Präsident werden will; eine behauptete Liebesaffäre mit einer Praktikantin bereitet ihm mehr Probleme als die schlechter aufgestellten Gegenkandidaten. Politik und besonders der Wahlkampf ist eben ein schmutziges Geschäft.

Aber natürlich gibt es auch den aufrechten, kämpferischen und idealistischen Präsidenten. Und diese Filme sind, es die in den USA die Gunst des Publikums erreichen. Die Zuschauer wollen einen Präsidenten sehen, wie sie ihn sich ersehen. Gut, dass der erste Mann im Staate in Independence Day ein Jagdflieger (Bill Pullman) war, denn sonst wären die Aliens bestimmt nicht besiegt worden. In Air Force One verfügt er über das, was Amerikaner sich von ihrem gewählten Oberhaupt versprechen: Autorität, Entschlussfähigkeit und Willen. Der Präsident (Harrison Ford) kämpft für seine Familie und für das Land, aufopferungsvoll und integer.

Aus dem Rahmen fallen die Filme von Oliver Stone, seine Präsidenten-Trilogie, die er vielleicht noch mit weiteren Filmen anreichern wird. Bisher gibt es JFK – Tatort Dallas, Nixon – Der Untergang eines Präsidenten, W – Ein missverstandenes Leben. Der Filmemacher bemüht, sich die Staatsoberhäupter zu verstehen, sie in die jeweilige Zeit einzuordnen. Insofern sind sie immer ein filmisch sehr individueller Kommentar auf politische Entscheidungsprozeße. So auch der aktuelle Film Frost/Nixon, der uns wieder jenen Präsidenten zeigt, der das Amt missbraucht hat. Auch wenn auf die Geschichte geblickt wird, ist der Film überaus aktuell, wirft er doch die Frage auf, was ein demokratisch gewählter Präsident darf oder nicht. Nixon und auch George W. Bush haben gezeigt, dass sie sich darum so gar nicht scheren. Barack Obama wird das hoffentlich anders angehen.

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