So gut ist ES: Welcome to Derry – Brecht die Vorgeschichte zum erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten bloß nicht zu früh ab

24.10.2025 - 15:38 UhrVor 15 Tagen aktualisiert
ES: Welcome to Derry
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ES: Welcome to Derry
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ES ist der erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten. Jetzt gibt es die Prequel-Serie ES: Welcome to Derry. Ob das Wiedersehen mit Pennywise überzeugt, verrät dieser Serien-Check.

Der Horrorfilm ES schürte nicht nur Angst vor dunklen Kanalisationen und finsteren Clownsgestalten. Die Stephen King-Adaption ergatterte sich auch den Titel des erfolgreichsten Horrorfilms aller Zeiten. Sechs Jahre nach der Fortsetzung ES Kapitel 2 gibt es jetzt ein Wiedersehen mit Pennywise in Serienform.

Am 27. Oktober startet bei Sky mit ES: Welcome to Derry die Vorgeschichte des Albtraum-Blockbusters. Die ersten fünf Folgen, die für diesen Serien-Check vorab geschaut wurden, begeistern mit erbarmungslosen Wendungen und einer spannenden Erweiterung der Stephen King-Mythologie – aber erst, wenn ihr die erste Episode durchhaltet.

Welcome to Derry ködert als lahme ES-Kopie und wird dann richtig gut

In der US-amerikanischen Kleinstadt Derry gehen realer und übernatürlicher Horror Hand in Hand. Denn unter der Stadt schlummert ein unbeschreibliches Grauen, das alle 27 Jahre erwacht und einen Zyklus der Angst entfesselt. Kinder verschwinden spurlos, Gewaltakte nehmen zu und ab und an fliegt ein roter Ballon vorbei.

Basierend auf bisher unverfilmten Zwischenkapiteln über die Vergangenheit Derrys führt die Prequel-Serie zurück ins Jahr 1962. Hinter dem Schein des Kleinstadtidylls verbergen sich omnipräsente Paranoia des Kalten Kriegs, die Angst vor einer Nuklearkatastrophe und deren Folgen sowie Rassismus trotz gesellschaftlichem Fortschritt. Und wir befinden uns mitten in einem neuen Fresszyklus des Grauens.

Wie kann sich Welcome to Derry von den ES-Filmen abheben? Erstmal gar nicht. Die erste Folge wird ab ihrer verstörenden Auftaktsequenz von reichlich Déjà-vus begleitet. Als ein kleiner Junge nach einer albtraumhaften Begegnung mit ES (in Form eines Monsterbabys!) spurlos verschwindet, beginnt eine Gruppe von Außenseiter-Kindern den Vorfall zu ergründen. Was sich zuerst wie ein lauwarmer Aufguss anfühlt, entpuppt sich aber mit einem gewaltigen Schockereignis als cleverer Twist.

ES-Regisseur Andy Muschietti sowie die Showrunner Brad Kane und Jason Fuchs spielen auf perfide Weise mit den Erwartungen des Publikums an eine ES-Serie. Erst ab Folge 2 offenbaren sich eigentliche Hauptfiguren und unerwartete Storyansätze rund um ein Geheimprojekt des Militärs, mit denen sich Welcome to Derry eine eigene Identität aufbauen kann. Denn die Albtraum-Erlebnisse einer Gruppe von Kindern sind nur ein Teilstück einer größeren Geschichte voller Mysterien und Stephen King-Verweise.

ES: Welcome to Derry ist verdammt gruselig, wiederholt aber ein nerviges Problem der Filme

Wer die Serie vor allem für ein Wiedersehen mit Pennywise (Bill Skarsgård) schaut, muss reichlich Geduld mitbringen. Im Gegensatz zu den ES-Filmen setzt Welcome to Derry stärker auf alternative Formen, die Es annehmen kann und reduziert das kosmische Horrorwesen nicht bloß auf eine sabbernde Clownsgestalt. Bevor sich diese im späteren Verlauf der Staffel ins Rampenlicht stellt, beweist die Serie gruseligen Ideenreichtum. So erscheint ES mal als kreischender Menschenhaut-Lampenschirm, als schleimiges Ekelmonster oder als gefräßiger Schwangerschaftsbauch (!) mit Reißzähnen.

Wenn sich der Horror Bahn bricht, wird Welcome to Derry laut, intensiv, blutgetränkt und nicht selten verstörend. Leider wird der Grusel aber in vielen Fällen von schlechten CGI-Effekten und Monstern in Videospieloptik ruiniert. Den Höhepunkt der vermurksten Immersion erreicht die Serie in einer Sequenz in Folge 3. Hier flüchtet eine Gruppe Kinder auf einem Friedhof vor schwebenden Geistern. Die Verfolgungsjagd auf Fahrrädern wird dank billig wirkender Greenscreenaufnahmen aber unfreiwillig komisch statt nervenzerreißend.

In der Inszenierung des Horrors bleiben die Regisseure rund um Andy Muschietti den beiden ES-Filmen treu. Die visuell einfallsreichen Grusel-Setpieces werden mit tosenden Geräuschen, Jumpscares und CGI-Fratzen zu einer wilden Geisterbahnfahrt, die das ansonsten gemächliche Tempo immer wieder eruptiv in die Höhe schnellen lässt. Im Vergleich zu den Filmen ist der Horror sogar noch unerschrockener und grausamer.

Lohnt sich die Horrorserie ES: Welcome to Derry?

Auch, wenn der Horror nicht immer zünden mag, überzeugt Welcome to Derry vor allem als Mystery-Serie mit Kleinstadt-Setting und großem Ensemble, das uns auf unterschiedlichste Konflikte in Derry blicken lässt. Als Anker der verschiedenen Handlungsstränge dient dabei die Familie Hanlon, die frisch in die Stadt zieht. Sohnemann Will (Blake Cameron James) wird Teil einer von ES tyrannisierten Kinder-Gruppe, Mama Charlotte (Taylour Paige) wehrt sich gegen rassistische Ungerechtigkeit und Papa Leroy (Jovan Adepo) wird als Air Force Major auf überraschende Weise mit dem Derry-Monster konfrontiert.

Ein besonders interessanter Charakter von Welcome to Derry ist zudem Soldat Dick Hallorann (Chris Chalk), den Stephen King-Fans bereits als späteren Overlook-Koch aus Shining kennen. Dessen telepathische Fähigkeiten erweitern die ES-Serie um spannende neue Aspekte und lassen die Serie in unerwartet seltsame Gefilde (und Gedankenräume) abtauchen. Denn Hallorann ist Teil einer Militär-Spezialeinheit des Generals Shaw (James Remar) und wird dank seiner Shining-Kräfte zum übernatürlichen Spurensucher.

Neben dem ES-typischen Handlungsstrang um Kinder und ihre durch die Entität manifestierten Ängste ist es vor allem die Erwachsenen-Story, die Welcome to Derry in etwas Eigenständiges und Faszinierendes verwandelt. Dem Militär ist die Existenz des interdimensionalen Monsters längst bekannt. Die Jagd auf diese potenzielle Superwaffe zur Beendigung des Kalten Krieges ist nicht nur ein frischer Ansatz. Auch erweitert sie die Mythologie um aufregende Ideen zu den Verbindungen zwischen ES, Derry und der indigenen Bevölkerung, die seit Jahrhunderten in Koexistenz mit dem wahrhaftigen Bösen lebt.

ES: Welcome to Derry präsentiert sich als sehr unterhaltsame Blockbuster-Horrorserie, wie es sie nur selten zu sehen gibt, und begeistert mit eindrucksvollen Schauwerten, einem authentischen 60er-Jahre-Ambiente, einem starken Schauspiel-Ensemble und einer fesselnden Geschichte voller Überraschungen. Während der übernatürliche Horror unbarmherzig auf Anschlag eskaliert und keine Figur in Sicherheit wiegen lässt, bleibt das menschliche Grauen, das in Stephen Kings Vorlage genauso hart zuschlagen kann, allerdings noch etwas zu zahm.

Die erste Staffel von ES: Welcome to Derry startet hierzulande am 27. Oktober 2025 bei Sky. Neue Folgen gibt es immer montags im Wochentakt. Grundlage für diesen Serien-Check waren die ersten fünf Episoden.

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Die 15 Highlights im Oktober umfassen neben dem neuesten Kapiteln aus Netflix’ Monster-Anthologie und Liam Hemsworths The Witcher-Einstand in Staffel 4 auch das deutsche Euphoria, Harlan Coben-Nachschub sowie Halloween-Horror mit ES: Welcome to Derry.

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