Was haben Hoss, Herzsprung, Herfurth, Haberlandt, Hüller, Hummer außer dem H gemein?

14.07.2009 - 11:10 Uhr
Karoline Herfurth in Im Winter ein Jahr
Constantin
Karoline Herfurth in Im Winter ein Jahr
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Neben dem H in ihrem Nachnamen verbindet die Damen, die neuen Gesichter des deutschen Films zu sein: Sie bieten Dramatisches, Aggressives, Schrilles, Hysterisches, Merkwürdiges … nie waren die Gesichter vielfältiger im deutschen Kino.

Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, sichten wir morgens die deutsche Presse für Euch und manchmal ist ein Artikel derart interessant, dass wir Euch auf ihn hinweisen. So auch heute, wo sich Andreas Kilb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ohne ersichtlichen Grund bzw. aktuellen Anlaß mit den neuen deutschen Schauspielerinnen beschäftigt und dabei zu erhellenden Ansichten kommt: “Wir haben das beste Theater, das mächtigste Fernsehen – und das am gründlichsten geförderte Kino der Welt.” Den jungen Schauspielerinnen wird mehr als ihren männlichen Kollegen zugetraut, dass deutsche Kino wieder einmal zu retten und ihre Auftritte in zahlreichen Dramen bewiesen, dass sie dazu auch in der Lage wären, wenn die deutsche Kinolandschaft es zulassen würde.

Herausgepickt hat sich der Filmjournalist mehrere Damen, die seit der Jahrhundertwende auf der großen und kleinen Leinwand präsent sind. So Diana Amft und Felicitas Woll, die nach ersten Kinoerfolgen komplett im Fernseh-Einerlei verschwunden sind. Dagegen konnten sich Karoline Herfurth, Alice Dwyer oder Hannah Herzsprung von der großen deutschen Fernsehen-Maschinerie freispielen und auf der großen Leinwand punkten. Alle die genannten Schauspielerinnen sind gut, aber die eigentliche Herausforderung für eine deutsche Darstellerin ist eine andere: “sich nicht gehenzulassen, nicht so klein zu werden wie das Medium, das noch jeden auf Normalgröße geschrumpft hat, der sich ihm ohne Widerstand überließ. Keine Geisel des Bildschirms zu werden, kein Vorabendgesicht, keine Hol-schon-mal-den-Wagen-Mimin.” Dazu gehören auch Katharina Schüttler, Jule Böwe, Fritzi Haberlandt, Johanna Wokalek, Julia Jentsch, Anna Maria Mühe oder Sandra Hüller, Nina Hoss nicht zu vergessen und allen gemeinsam ist, dass sie das Theater für sich entdeckt haben, statt dem Fernsehen ihr Gesicht zu geben. Alle gemein ist auch, dass sie das deutsche Komödie-Allerlei, welches in den 1990er Jahren vorherrschte, durch große Rollen in kleinen Filmen bereichern, durch Dramen aufwerten, die Soziales, Historisches oder Familiäres thematisieren. “Die kältere Luft, die durch das neue deutsche Kino weht (oder wenigstens durch den Teil, auf den es ankommt) prägt auch seinen Blick auf den weiblichen Körper. Die Nacktheit wird athletischer, die Gestik aggressiver, die Dulderin zur Kämpferin.”

Karoline Herfurth ist mit ihren roten Haaren und dem zarten Äußeren ein wenig verführerische Lolita, ein wenig unnahbares Fräuleinwunder. (Stern) Hannah Herzsprung wird als mutige Schauspielerin bezeichnet, die ein bisschen verträumt, sehr anmutig und trotzdem energisch auftritt. (Faz) Fritzi Haberlandt fällt als Merk-Würdige aus dem Rahmen. Schwer vorstellbar, dass sie sich jemals in einem Rollenklischee erschöpft und genau das macht sie zur Ausnahme-Akteurin. (Spiegel) Sandra Hüller wird als Extremistin mit klarem Kopf bezeichnet, die im Vollbesitz ihrer Widersprüche ist. (Zeit) Niemand vereint das Schroffe und das Sanfte so sehr wie Jule Böwe, die das Gesicht unserer nervösen Zeit präsentiert. (Tagesspiegel) Julia Hummer hat diesem trotzigen, leicht schiefen Blick kultiviert, den Blick eines Heimkinds, bei dem Unsicherheit und Übermut kaum auseinanderzuhalten sind. (Faz) Und natürlich Nina Hoss, der Liebling der Kritiker: Eine deutsche Femme Fatale, eine Frau, die zum Raubtier werden kann. Gelobt wird die perfekte Mischung aus Sinnlichkeit und Intellekt, die die blonde Schauspielerin ausstrahlt. (film-zeit).

Es gilt, die Schauspielerinnen weiter auf ihrem Weg zu verfolgen. Vielleicht versucht die eine oder andere ihr Glück in Hollywood, vielleicht schafft die eine oder andere den Sprung ins europäische Kino und wahrscheinlich werden uns alle im deutschen Kino noch einige interessante Auftritte bieten.

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