Von Marvel direkt in die Hölle: Neuer Thriller sperrt MCU-Bösewicht in ein Horror-Apartment, aus dem es kein Entkommen gibt

22.02.2023 - 08:00 Uhr
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In Spider-Man: No Way Home hat sich Willem Dafoe mit drei Spideys angelegt. Doch selbst dieser epische Multiversums-Kampf konnte ihn nicht auf die Höllenqualen vorbereiten, die er als Dieb in Inside erlebt.

Willem Dafoe schlägt bei der Wahl seiner Rollen gerne eine extreme Richtung ein. Allein ein Blick in die vergangenen Jahre fördert mehrere Darbietungen zutage, bei denen er sich am Rand des Wahnsinns bewegt, angefangen bei Der Leuchtturm über Siberia bis hin zu The Card Counter. Selbst ins Marvel Cinematic Universe konnte er die Bedrohlichkeit seines Green Goblin aus den alten Spider-Man-Filmen retten.

Nachdem er es auf der Freiheitsstatue mit drei Versionen der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft aufgenommen hat (Tom Holland, Andrew Garfield und Tobey Maguire), steht er nun seinem bisher größten Gegner gegenüber: einem Luxus-Apartment in New York. In Inside, der am Montag bei der Berlinale seine Premiere feierte, wird Dafoe in ein kaltes Gefängnis gesperrt, aus dem es kein Entkommen gibt.

Nach dem großen Marvel-Crossover befindet sich Willem Dafoe im Kampf gegen ein Luxus-Apartment

Mit den überlebensgroßen Bauten, die die Skyline von Manhattan zieren, kennt sich Dafoe bestens aus. Nicht zuletzt besitzt seine Marvel-Figur, Norman Osborn aka Green Goblin, eines der prächtigsten Anwesen und kann die gesamte Metropole überblicken. Auch Inside beginnt mit Bildern, die uns die majestätischen Häuserschluchten von New York zeigen. Schon bald übernimmt jedoch die Klaustrophobie das Sagen.

Hier könnt ihr den Trailer zu Inside schauen:

Inside - Trailer (Deutsch) HD
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Dafoe schlüpft in die Rolle des Kunstdiebs Nemo. Der Name ist Programm: Woher er kommt und für wen er arbeitet, erfahren wir nicht. Er ist ein Niemand, der in der Dunkelheit von einem Hubschrauber abgesetzt wird und sich mit einem Mission: Impossible-Manöver Zugang zum Penthouse verschafft. Fünf Gemälde von Egon Schiele soll er stehlen. Alles läuft nach Plan, aber dann fehlt vom letzten Kunstwerk jede Spur.

Die routinierten Griffe des Profis werden nervöser. Ehe er sich versieht, aktiviert sich das Hochsicherheitssystem des Apartments und der Mann auf der anderen Seite seines Funkgeräts lässt ihn im Stich. Geschlossene Fenster, geschlossene Türen: Nemo ist eingesperrt, gefangen in einer uneinnehmbaren Festung aus Beton über der Stadt. Selbst der dröhnende Alarm ist außerhalb der dicken Wände nicht zu hören.

Wenn die Kunstgalerie zur Todesfalle wird: Willem Dafoe leidet in Inside auf der Berlinale

Inside ist ein Kammerspiel, das sich bis auf wenige einleitende Aufnahmen ausschließlich im Inneren der riesigen Wohnung abspielt. Regisseur Vasilis Katsoupis inszeniert diese Wohnung wie ein Labyrinth mit verschiedenen Levels. Genauso wie Dafoe finden wir als Zuschauende erst nach und nach die Regeln dieses Ortes heraus, der sich entgegen der durch die Kunstwerke ausgestellten Schönheit in eine Todesfalle verwandelt.

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Die Heizung verselbstständigt sich, es gibt kein fließendes Wasser und da der Besitzer für längere Zeit verreist ist, lässt auch der Inhalt des Kühlschranks zu wünschen übrig. Was folgt, ist ein Überlebenskampf, der einiges an Erfindungsvermögen von seinem Protagonisten abverlangt, wenn dieser das Gebäude eines Tages lebend verlassen will. Selbst die Aussicht auf Handschellen wirkt plötzlich reizvoll.

Doch Nemo kann so laut schreien, wie er will. Selbst die junge Frau, die Flur und Treppenhaus reinigt, läuft mehrmals an der mächtigen Apartment-Tür vorbei, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, welche Hölle gerade darin losbricht. Nach ein paar Tagen des Schwitzens und Hungerns beginnt Nemo, sein Gefängnis auseinanderzulegen – in der Hoffnung, einen Schlitz zu erreichen, die ihm die Flucht ermöglicht.

Berlinale-Highlight Inside: Um etwas Neues zu schaffen, muss das Alte zerstört werden

Er will hinter die Fassade blicken, die Oberfläche durchdringen und mehr über den Bau herausfinden, der schweigend zu seinem ultimativen Endgegner mutiert. Mit jeder Schraube, die er unter Einsatz größter Kräfte lösen kann, stößt er nur auf eine weitere massive Fläche, die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung befeuern. Aus der gezielten Eroberung des Raums wird ein planloser Tauchgang in den Abgrund.

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Willem Dafoe lässt uns alle Stadien des körperlichen wie emotionalen Zerfalls miterleben. Denken wir anfangs über Nemo in Begriffen wie Einbrecher nach, der etwas falsch oder richtig gemacht hat, steht am Ende ein abgemagerter Mensch mit tiefen Augenringen vor uns, der an seinem existenziellen Limit angekommen ist. Es ist fraglich, ob er sich mit seinen Entscheidungen rettet oder nur noch weiter zerstört.

Genau für diese Zerstörung interessiert sich Inside aber am meisten. Das Drehbuch von Ben Hopkins nutzt den Genre-Rahmen, um eine Diskussion über Bedeutung und Entstehung von Kunst anzustoßen. Nemo ist umgeben von gigantischen Gemälden, die ihn als Menschen komplett überschatten. Ratlos und machtlos lassen sie ihn wirken. Während die (Ideen der) Bilder die Zeit überdauern, gerät Nemo in Vergessenheit.

Dennoch ringt er danach, seinen Fußabdruck zu hinterlassen, selbst wenn seine Geschichte an diesem trostlosen Ort enden sollte. "Vielleicht musste [dieser Ort] zerstört werden", sinniert Nemo, wenn er sich seinen Platz in der Welt schafft. "Denn ohne Zerstörung gibt es keine Schöpfung." Das Einzige, was er nicht zerstören kann, ist der Macarena-Song, der auch in Inside in den unmöglichsten Momenten auftaucht.

Inside startet am 16. März 2023 in den deutschen Kinos.

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