Der beste Film der 2010er Jahre hat jetzt offiziell einen Klon, der auch auf einer wahren Geschichte basiert

20.02.2023 - 08:00 Uhr
BlackBerry
Budgie Films Inc.
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Der beste Film der 2010er Jahre? Das ist The Social Network! Und der hat jetzt mit dem BlackBerry-Film auf der Berlinale einen Klon erhalten. Es ist verblüffend, wie ähnlich sich die Filme sind.

Geschichten über Aufstieg und Fall haben sich schon immer sehr gut als Filmstoffe geeignet. Egal ob frei erfunden oder basierend auf wahren Begebenheiten: Wenige Dinge sind so aufregend, wie eine Montage, die uns bei der Entstehung von etwas Besonderem beiwohnen lässt, ehe wir in den Schattenseiten des schnellen Erfolgs versinken. Hier kann man viel über die Menschen und die Welt erzählen.

Das beste Beispiel der letzten Jahre: The Social Network. Als wir uns in der Moviepilot-Redaktion zusammengesetzt haben, um die Top 100 der besten Filme der 2010er Jahre zu wählen, war schnell klar, dass der Film die vergangene Dekade auf vielen Ebenen treffend zusammenfasst. David Fincher hat nicht nur den Facebook-Film gedreht, sondern Zeitgeschichte und Zeitgeist in zwei meisterhaften Stunden gebündelt.

Nach Facebook kommt BlackBerry: Der kanadische The Social Network feiert auf der Berlinale Premiere

13 Jahre nach dem Kinostart feiert auf der Berlinale ein Film seine Premiere, der The Social Network verblüffend ähnlich ist: BlackBerry. Es geht um die Geschichte des kanadischen Unternehmens BlackBerry Limited, das – genauso wie Facebook – die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, für immer verändert hat. Einmal mehr steckt dahinter deutlich mehr als die bloße Abhandlung einer Firmenhistorie.

Es ist fast schon gruselig, wie ähnlich sich The Social Network und BlackBerry sind. Angefangen bei der elektronischen Musik, die das Geschehen verschwörerisch antreibt, bis hin zu den observierenden Blicken durch beklemmende Büroräume: Sowohl auf filmischer als auch inhaltlicher Ebene lassen sich zahlreiche Parallelen finden. Spätestens, wenn die ungleichen CEOs kollidiert, beginnen die direkten Déjà-vus.

Mike Lazaridis (Jay Baruchel) ist das verschrobene Tech-Genie mit einer Vision, die das Potential besitzt, die Welt auf den Kopf zu stellen. In Worte fassen kann er diese Vision allerdings nicht. Hier kommt Jim Balsillie (Glenn Howerton) ins Spiel, der Superlative liebt und Investor:innen mit unmöglichen Versprechen um den Finger wickelt. Er ist ein gewissenloser Geschäftsmann, eine tickende Zeitbombe.

BlackBerry

Die Frage, wer das Arschloch in BlackBerry ist, beantwortet sich von selbst. Wie bei der Facebook-Gründung brauchen sich die zwei konträren Parteien gegenseitig aber, um Erfolg zu haben. Das beste Produkt bringt nichts, wenn die Welt keine Ahnung hat, dass es existiert und wie man es anwendet. Doch von Anfang an ist klar, dass diese Beziehung bzw. Abhängigkeit zum Scheitern verurteilt ist. BlackBerry wird implodieren.

The Social Network, Steve Jobs und Co.: BlackBerry reiht sich in die Riege gelungener Filme über Unternehmertum ein

Regisseur Matt Johnson, der ebenfalls in einer Nebenrolle zu sehen ist und am Drehbuch mitgeschrieben hat, versteht die kurze Erfolgsgeschichte von BlackBerry vor allem als Porträt über eine von Männern dominierte (Geschäfts-)Welt. Toxisches Verhalten wird hier in der Regel belohnt. In quasi-dokumentarischen Bildern (der größte Unterschied zu Finchers edlem Hollywood-Look) hält Johnson eine Intrige nach der anderen fest.

Gekonnt legt BlackBerry die Prozesse auseinander, bei denen der Kapitalismus eine bahnbrechende Vision zerstört, jegliche Kreativität unterdrückt und Qualitätsansprüche im Keim erstickt. Dieser Konflikt steckt in jedem Film über Unternehmertum. Zum Glück hat BlackBerry mehr von der Energie, die Steve Jobs mitbringt, und dem Spaß, den WeCrashed bereit. Noch einen The Founder braucht wirklich niemand.

Das große Vorbild bleibt aber The Social Network. Wenn am Ende Waterloo Sunset von den Kinks den BlackBerry-Niedergang besiegelt, könnte auch Jesse Eisenberg einsam in einem Büro sitzen und verzweifelt Strg und F5 drücken, während ihn die Beatles mit Baby, You're a Rich Man in den Abspann geleiten. Nicht nur das Umfeld, in dem Ideen geboren und zerstört werden, sondern die Idee selbst hier infrage gestellt.

Nur einen Schritt geht Johnson nicht: Er stellt der selbstzerstörerischen Männerwelt keine andere Perspektive gegenüber, was BlackBerry schlussendlich kleiner macht als die Geschichte eigentlich ist. Glenn Howerton liefert eine grandiose Performance ab und es macht sehr viel Freude, mit ihm durch das Haifischbecken zu schwimmen. BlackBerry dreht sich die meiste Zeit über allerdings im Kreis um sich selbst.

Dass der Film zum Beispiel jegliche Frauenfiguren komplett ausklammert, ist einerseits bezeichnend für die Welt, die er abbildet, andererseits eine verpasste Chance. Die Punktlandung im Finale bekommt Johnson jedoch ähnlich eindrucksvoll wie Fincher hin, indem er die Raserei, die wir zuvor erlebt haben, mit einem verblüffenden Moment von Machtlosigkeit kollidieren lässt. Plötzlich herrscht Ruhe.

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