Top 7 der todgeweihten Filmschicksale

10.03.2011 - 08:50 Uhr
Biutiful
Prokino
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Zum Kinostart von Biutiful suchen wir eine Top 7 der ergreifendsten Pre-mortem Schicksale der Filmgeschichte. Menschen, deren Tod bereits in Stein gemeisselt ist und deren Leidensweg auf Film gebannt wurde.

An plötzlichen Sterbefällen fehlt es im Kino wahrlich nicht. Interessant wird es, wenn der eintretende Tod des Protagonisten zu Beginn vorweggenommen wird und wie ein Damoklesschwert über dem ganzen Film hängt. Die Ankündigung des Todes gewinnt somit von Minute zu Minute – mit wachsender Empathie – an Gewicht, bis es sich auf oft tragische Weise entlädt.

Biutiful ist ein solcher Film, der kein Geheimnis um den physischen Zerfall seiner Hauptfigur macht. Ein Vater wird von Krebs gepeinigt, von den sozialen Zuständen des Viertels und seinen Verlustängsten, ausgelöst durch seinen eigenen Vaterkomplex. Regisseur Alejandro González Iñárritu gelang mit seinem neusten Film eine ungeschliffene und ergreifende Hymne ans Vatersein. Dass Biutiful selbst einen Platz in der Top7 verdient hätte, steht außer Frage.

Spoilerwarnung: Alle hier genannten Filme machen kein Geheimnis darum, dass das Leben ihrer Protagonisten kurz davor steht zu erlöschen – was aber nicht zwangsläufig auch eintreten muss. Trotzdem sollte die gesamte Liste als Spoiler betrachtet werden.

7. Knockin’ on Heaven’s Door – tic
Quentin Tarantino trifft auf deutsche Romantik. Martin leidet an einem inoperablen Hirntumor, Rudi an Knochenkrebs. Zusammen beschließen sie, nicht abzutreten, bevor sie nicht noch einmal das Meer gesehen haben. Der darauf folgende letzte Gang in Form eines turbulenten und aberwitzigen Roadtrips unterstreicht die ernste Thematik, anstatt sich darüber lustig zu machen. Nicht zuletzt wegen den urkomischen Nebencharaktere und des exzellenten deutschen Casts hat der Film bis heute nicht an Charme und Wirkung verloren.

6. Henry Poole – Vom Glück verfolgt – tac
Nachdem Henry Poole erfuhr, dass sein letztes Stündchen geschlagen hat, kauft er sich kurzerhand ein Haus mit dem Vorsatz, seiner Krankheit zuvor zukommen, in dem er sich ins Koma säuft. Doch Gott hat andere Pläne mit ihm und lässt einen Wasserfleck in Form von Jesus Christus an seiner Hauswand erscheinen – mit weitreichenden Konsequenzen. Henry Poole – Vom Glück verfolgt behandelt mehrere schwierige Themen auf einmal auf eine immens leichte, fast spielerische Art und begegnet dem Ernst des Leben auf kindliche Art. Ein modernes Märchen, in dem alles möglich ist, wenn sich der Zuschauer den Wundern nicht verschließt.

5. Philadelphia – tic
Philadelphia war der erste große Hollywoodfilm, der sich mit den Themen Homosexualität und HIV auseinandersetzte. Vielleicht noch etwas zurückhaltend, doch Tom Hanks als HIV infizierter Yuppie trägt den Film praktisch von allein. Tom Hanks Figur, die vor den Augen der Zuschauer langsam von Innen heraus zu Grunde gerichtet wird, gezeichnet von der Krankheit und der Strapazen seines Kampfes um Toleranz und Gerechtigkeit, macht den Film unvergesslich – selbst 18 Jahre nach Veröffentlichung.

4. Adams Äpfel – tac
Ein anderer Ansatz verfolgt Adams Äpfel, in dem er den tödlichen Hirntumor von Dorfpfarrer Ivan als lebensbejahenden Auslöser nutzt. Egal wie schwer das Leben dem Geistlichen auch zusetzt, das Glas ist stets halb voll. Bis Neonazi Adam in sein Leben tritt und Gottes Liebe plötzlich in Hass umschwenkt. Adams Äpfel muss nicht lange vorgestellt werden. Makaber bis ins Mark, glänzt der Film mit Verstand und enormen Einfühlungsvermögen. Am Ende kommt ohnehin alles anders als gedacht – ganz wie wir es vom Dänen Anders Thomas Jensen kennen.

3. Wenn Träume fliegen lernen – tic
Johnny Depp ist hier als James M. Barrie zu sehen, den Schöpfer des legendären Peter Pan. Seine unbändige Fantasie vermag selbst die Trennlinien zwischen Traum und Realität zu verwischen. Kindliche Fantasie wird zum Schlüssel, um mit dem Schrecken der Welt fertig zu werden, auch mit solchen, die Familien erschüttern. Wenn Träume fliegen lernen hält eine eigene Sicht auf gewisse Dinge – das Leben, den Tod und das Sterben – bereit und schafft es, einem die Angst vor dem Sterben ein ganz klein wenig zu mindern.

2. Das Meer in mir – tac
Ramóns leidet an keiner tödlichen Krankheit, sondern hegt eine innige Todessehnsucht und fragt verzweifelt nach Sterbehilfe. Der Zuschauer begleitet Ramóns, der vom Hals abwärts querschnittgelähmt ist, bei seinem Kampf um Selbstbestimmung und Erlösung. Antworten werden keine geboten, doch wenn am Ende der Abspann einsetzt und der Zuschauer Tränen überströmt im Stuhl sitzt, werden solche ohnehin hinfällig.

1. Leaving Las Vegas – Liebe bis in den Tod – tot
Nicolas Cage als gescheiterter Drehbuchautor, der nach Las Vegas reist, um seine Erlösung in einem ultimativen, selbstzerstörerischen Suff und den errettenden Gnadenstoß durch die Flasche zu erfahren. Auf seinem Weg nach ganz unten begegnet er einer Prostituierten, und sie treffen eine Vereinbarung: Sie verkneift sich den Gesundheitsapostel, während er den Sittenwächter stecken lässt. Ein einfacher Pakt, der sich mit steigender Intimität und Vertrautheit zunehmend verkompliziert. Denn die Liebe will sich als rettender Anker der zwei verlorenen Seelen beweisen, die selbst Trinker von ihrem Leid befreien könnte. Wenn…

Ergänzend erwähnt werden müssen noch zwei andere Filme, die todgeweihte Charaktere in einem völlig neuem Licht darstellen. Einerseits Dead Man Walking über einen reuigen Häftling, auf dem Weg zu seiner Hinrichtung, andererseits The Fountain über die Suche nach dem ewigen Leben und der Überwindung der eigenen Sterblichkeit, erzählt in drei verschiedenen, generationsübergreifenden Abschnitten.

Euch juckt es bestimmt schon unter den Fingernägeln. Welche Todgeweihten müssen sich im Grabe umdrehen, weil sie von mir schändlich übergangen wurden? Sagt es uns!

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