Seit gestern können wir in deutschen Kinos die vielfach gelobte Performance von Michael Shannon erleben, der in Take Shelter – Ein Sturm zieht auf den scheinbar verrückt gewordenen Familienvater Curtis LaForche spielt. Einen furchtbaren Sturm befürchtend, versucht er, eine Sturmunterkunft für seine Familie zu bauen und riskiert dafür sogar seinen Job und seine Ehe. Ist er schizophren wie seine Mutter oder ist doch etwas dran an seinen Alpträumen? Leute mit psychischen Problemen hat es in der Filmgeschichte viele gegeben, aber die meisten waren nicht so freundlich wie Curtis.
Wir haben in dieser Top 7 die für uns besten Psychopathen zusammengestellt und um uns dabei um eine nicht ausschließlich aus verrückten Mördern bestehende Liste bemüht. Der Filmgeschichte in diesem Punkt aber 100% gerecht zu werden, ist so gut wie unmöglich – es gibt einfach zu viele gute Film-Psychopathen.
7. Das Schweigen der Lämmer – Hannibal Lecter alias Anthony Hopkins
Intelligenz ist nicht immer gleich ein Garant für geistige Gesundheit, auch wenn Hannibal Lecter vermutlich keinen geistigen Mangel an sich entdecken kann. In Das Schweigen der Lämmer noch hinter einer Glaswand verbannt, entfesselt Anthony Hopkins in Hannibal den in ihm steckenden Wahnsinn. Menschenhirn isst er genauso elegant wie andere Kaviar, natürlich am Liebsten direkt vom lebenden Vieh. Obwohl er durchaus ein widerliches Monster ist, hilft er den Gesetzeshütern bei der Aufklärung von Fällen. Er ist mehr wie ein kultiviertes Raubtier, dass für seine Neigungen nichts kann. Manie kann sich auch still äußern, dafür ist Hannibal Lecter der beste Beweis.
6. A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn – John Nash alias Russell Crowe
Für einen genialen Mathematiker hätte ich Russell Crowe wirklich nicht gehalten, aber in diesem Film ist er es tatsächlich. Bekanntlich liegen Genie und Wahnsinn nah beieinander, was bei John Nash, dem Erfinder der Spieltheorie, der Fall war. Der Mann ist von Visionen geplagt und ganz offensichtlich schizophren, schafft es aber dennoch, eine der für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, nicht zuletzt auch die Mathematik einflussreiche Theorie und vieles mehr auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig stellt er sich bis zur endlichen Akzeptanz der ständigen Unsicherheit seiner Wahrnehmung. Der stets schmerzliche Blick von Russell Crowe tut für die Zuschauerempathie sein weiteres.
5. American Psycho – Patrick Bateman alias Christian Bale
Bei Patrick Bateman handelt es sich bestimmt nicht um einen Helden, sicher aber um den Helden dieser Geschichte. Im Laufe des Films gibt sich der Genesis-Fan ganz seinen zweifelhaften Leidenschaften hin, nur um am Ende vor einer großen Frage zu stehen. Besonders in der Kettensägenszene wirkt er wie ein Priester des Mordes, der gegen Ende fast zum Gott seiner eigenen Welt aufsteigt. Die Eignung von Christian Bale für die Rolle des mörderischen Broker wirft die Frage auf, ob Bruce Wayne/Batman nicht doch schizophren ist und die ganzen Verbrechen in Gotham City einfach selbst begangen hat.
4. Der Maschinist – Trevor Reznik alias Christian Bale
Für Verrückte ist Christian Bale immer eine gute Wahl. In diesem Fall wirkt der Maschinenarbeiter Trevor Reznik nicht wirklich getrieben, aber das kann er auch nicht. Seit einem Jahr hat er kaum geschlafen und aufgrund von Appetitlosigkeit ebenso wenig gegessen. Irgendetwas nagt an ihm, der auch noch von Visionen geplagt wird. Einziger Trost ist die Flughafenkellnerin Marie und ihr Sohn Nicholas, wäre da nicht der hässliche und eindeutig böse Mystery-Mann Ivan, der ständig in seiner Nähe auftaucht. Trevor schleppt sich mit wirklich spürbarer Agonie durch das Rätsel seines Zustands, dessen Aufklärung zwar Ruhe, aber nicht unbedingt Glück verspricht.
3. Blue Velvet – Frank Booth alias Dennis Hopper
Wahrscheinlich ist Frank Booth kein Held, er ist noch nicht einmal die Hauptfigur in dieser, die Sinne herausfordernden tour de force von David Lynch. Impotent, süchtig nach seinem Sauerstoffgerät und einen blauen Bademantel knabbernd schreit er Daddy wants to fuck! und jammert dabei wie ein kleines Baby. Süchtig nach dem Ray Orbison-Song In Dreams macht er das Leben von Kyle MacLachlan zur Hölle, weil er schlichtweg nicht anders kann. Frank Booth ist der wandelnde Trieb und sollte mal einen Psychologen aufsuchen. Wenn das noch hilft.
2. Uhrwerk Orange – Alex de Large alias Malcolm McDowell
Held oder nicht Held, das ist bei Uhrwerk Orange die Frage, neben vielen mehr. Das Gewalt-Opus lässt den zwanghaften, vergewaltigenden und prügelnden Delinquenten Alex de Large durch die gnadenlosen Mühlen der Gesellschaft laufen, die seinen Wahnsinn erzeugt hat. Stanley Kubrick lässt den Helden der Geschichte in seinem hoch-konzeptualisierten Kultfilm mehrere Entwicklungen durchmachen, bei denen wir nicht immer positiv mitfühlen können. Am Ende wird uns aber doch klar, dass das Wort Held bei de Large – im Vergleich zu der Welt, in der er lebt – vielleicht doch angebracht sein könnte. Milch hat noch nie so nach wahlloser Gewalt geschmeckt.
1. Natural Born Killers – Mickey & Mallory Knox alias Woody Harrelson und Juliette Lewis
Diese beiden Turteltauben sind sicher keine Engel. Als Serienkiller kämpfen sie sich durch ein Musikvideo-artiges Pop-Amerika, dass seit jeher für die Verehrung von ihresgleichen bekannt ist. Die beiden entsprechen nicht unbedingt der gängigen Definition von Held. Sie nehmen gnadenlos die psychischen Medienmechanismen der U.S.A auseinander. Die Erzählweise ist schnipselhaft, springt vor und zurück und wechselt sogar die Erzählformate, als befänden wir uns ständig im Kopf der beiden Killer selbst. Und so werden Mickey und Mallory überspitzt zu Personifikationen des ganz alltäglichen Wahnwitz.
Welche sind eure liebsten getriebenen Psychohelden?