The Shannara Chronicles - Wir schauen Staffel 1, Episode 5

28.01.2016 - 10:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Welche Rolle hat das Schicksal für Eretria vorgesehen?MTV
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Reaper, die fünfte Episode der ersten Staffel von The Shannara Chronicles, schlägt düstere Töne an. Das ist an sich nicht schlecht, wäre da nicht die zweite Hälfte der Folge, die jegliche Vorbereitung zunichtemacht und somit enttäuscht.

Zum Schluss der letzten Episode von The Shannara Chronicles war der Aufbruch ins Abenteuer deutlich zu spüren. Das Helden-Trio Amberle (Poppy Drayton), Wil (Austin Butler) und Eretria (Ivana Baquero) war endlich vereint, wenngleich diese Vereinigung im Fall von Eretria mehr oder weniger unfreiwillig vonstatten ging. Nicht zuletzt marschiert sie als Gefangene der Elfen mit Amberle und Wil Richtung Blutfeuer, um dem sterbenden Ellcrys neues Leben einzuhauchen. Auch in Reaper ist die Mission weiterhin klar: Der kostbare Baum, der die vier Lande vor den Dämonen in der Verfemung beschützt, darf unter keinen Umständen sterben. Am königlichen Hof von Arborlon ist man sogar bereit, sich mit einem einstigen Feind zu verbünden, um der noch größeren Bedrohung Einhalt zu gebieten - doch dafür benötigt es erst einmal zusätzliche Hintergrundfakten.

Zum ersten Mal in The Shannara Chronicles erfahren wir im Rahmen eines umfangreichen Flahbacks konkretere Details über Amberles Kindheit. Bisher gestaltete sie ihre Backstory hauptsächlich durch verzerrte Visionen und ein paar wenige Informationen, die beiläufig im Dialog zwischen den Figuren im Schloss von Elfenkönig Eventine (John Rhys-Davies) eingestreut wurden. Nach Reaper wissen wir allerdings mehr: Ihr Vater wurde vor langer Zeit von Slanter (Jared Turner), einem den Elfen gegenüber feindselig eingestellten Gnom, ermordet, als dieser in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Eventine den Garaus bereiten wollte. Wie es das Schicksal so will, gestaltet sich die Lage in den vier Landen nun jedoch als eine dermaßen verzweifelte, dass sich Arion Elessedil (Daniel MacPherson), Sohn des Königs und Bruder des Ermordeten, zu einem späteren Zeitpunkt der Episode dazu gezwungen sieht, sich mit Slanter zusammenzuschließen.

Für die Elfen ist es zweifelsohne ein Akt der Überwindung, wenn der Geächtete am Ende von Reaper nach Jahren der Verdammnis den Kerker verlässt und frische Luft atmen darf, um in der Not Unterstützung zu leisten. Wäre Slanter alleine durch diese Szene eingeführt worden, wäre den Autoren (Evan Endicott und Josh Stoddard) ein großartiger Augenblick gelungen. Durch den vorausgegangenen Flashback wurde der mordlustige Rüpel aber unlängst entmystifiziert und in seinen Motiven dermaßen klar ausbuchstabiert, dass der dramatische Einschlag im Moment der Konfrontation von Angesicht zu Angesicht weit geringer ausfällt, als er es hätte werden können. Das strategische Wagnis kommt vor seiner eigentlichen Durchführung zu oft zu Wort, um den Ambitionen des eigentlichen Plottwists gerecht zu werden. Aller verpasster Chancen zum Trotz überzeugt wenigstens Slanters verspieltes Design (eine Kreatur zwischen Fantasy und Postapokalypse) auf ganzer Linie.

Der zweite große Plotpoint der Episode dreht sich um Cephalo (James Remar), der sich - wie zuvor mit unheilvollem Grinsen angekündigt ("Don't worry. Daddy's coming.") - auf die Suche nach seiner (Nicht-)Tochter macht. Als er mit dem Rest der Rover-Bande Amberle, Wil und Eretria umzingelt, schlägt die Serie ihre bis dato düstersten Töne an. Dass Cephalo in seiner Konstruktion ein überaus ambivalenter Charakter ist, dürfte spätestens seit Fury keine Überraschung mehr sein. Reaper verschärft die Konturen seiner Figur dennoch in eine sehr deutliche Richtung. Alles, was bisher Behauptung und Andeutung war, entpuppt sich in einer erschütternden Sequenz als wahr und wird ziemlich präzise ausformuliert: Nachdem Cephalo Eretria nicht mehr haben kann, fällt er über Amberle her. Erst in letzter Sekunde rettet Eretria der jungen Prinzessin das Leben, bevor es zur Vergewaltigung kommt.

Obwohl die Roverin sofort einlenkt und behauptet, es geht ihr ausschließlich um den Reichtum, der ihr hinsichtlich Amberles Rettung winkt, ist klar, dass sich die zwei Frauen in diesem Moment endgültig gegen den Mann verbündet haben, der soeben noch gänzlich ungeniert damit geprahlt hat, nicht zum ersten Mal auf sexuelle Gewalt zurückzugreifen - von einem widerlichen "It's nothing but music to me" ganz zu schweigen. Richtig bemerkenswert ist dabei, wie offensiv The Shannara Chronicles in ihrer Eigenschaft als YA-Serie mit diesem Thema umgeht und wie präsent es im Grunde schon seit Anbeginn der Handlung ist. Das große Problem ist nur, dass Cephalo (und somit die versuchte Vergewaltigung) in der zweiten Hälfte von Reaper komplett verklärt wird, als der titelgebende Dämon auf den Plan tritt und für ein kurzweiliges Action-Intermezzo sorgt.

Während der finstere Koloss die kleine Gruppe attackiert und durchs Unterholz jagt, fleht Cephalo um Gnade: Man möge ihm doch bitte die Fesseln abnehmen, da er ansonsten dem sicheren Tod geweiht sei. Überraschenderweise zeigt gerade Amberle jene Gande ("It will be my mistake") - allerdings ohne auch nur ansatzweise die vorherige Fast-Vergewaltigung anzusprechen. Viel schlimmer noch: Die Autoren verwandeln Cephalo im Anschluss in einen charismatischen Schurken, der sich mit Wil durch den Wald schlägt und einen coolen One-liner nach dem anderen raushaut, als wäre er der neue unwiderstehliche Badboy im Shannara-Universum. Natürlich gibt es nichts gegen eine solche Figur, die das klassische Gut-Böse-Muster durchbricht, einzuwenden, wäre da nicht die Tatsache, dass die Autoren in den 20 Minuten davor ein abstoßendes Monster anstelle eines charismatischen Antihelden geschaffen haben - und das gänzlich unkommentiert.

Nach diesem Debakel fühlt sich die letzte Wendung in Reaper wie eine Wohltat an, selbst wenn dafür schon wieder der ultimative Joker der Gestaltwandlerin herhalten muss. In Form von Arion erdolcht diese König Eventine und nimmt - Achtung, Spoiler zu Thor 2 - wie Loki in den finalen Minuten von Thor 2: The Dark Kingdom - Spoiler Ende - auf dem Thron von Arborlon Platz. Die Musik schwillt an, um den fiesen Cliffhanger zu komplettieren, und sorgt dafür, dass trotz des unfassbaren Fauxpas im Mittelteil der Episode die Neugierde auf das Bevorstehende überwiegt. Bleibt zu hoffen, dass die Autoren den aktuellen Status quo in puncto Cephalo nächsten Woche korrigieren. Denn was auch immer sie in Reaper ausprobieren wollten: Das war nicht nur fürchterliches Timing, sondern hat aus viel grundlegenderen, ärgerlicheren Gründen überhaupt nicht funktioniert.

Anmerkungen am Rande:

  • Zwar bekommen Wil und Amberle keine Gelegenheit, um sich ordentlich auszusprechen. Dafür geraten Bandon (Marcus Vanco) und Catania (Brooke Williams) ins Gespräch, das unerwartete Früchte trägt: "How about tonight?"
  • Der Auftritt des Reapers war eindrucksvoll in Szene gesetzt. Besonders diese Endboss-Haltung hat für mindestens einen Gänsehautmoment gesorgt. Schade nur, dass der Berserker so unter der Cephalo-Problematik gelitten hat.
  • Oh, es gibt noch Zippos! Das dürfte das erste Mal sein, dass ein funktionierender (!) Gebrauchsgegenstand aus unserer Zeit dermaßen prominent in der Fantasiewelt von The Shannara Chronicles zu sehen war.
  • "You must be desperate to come to me." - Was wäre das für eine starke Szene gewesen, wenn wir Slanter in diesem Augenblick zum ersten Mal gesehen hätten.
  • Eretria, schlagfertig wie immer. "I leave you alone for a couple of hours and look what happens."
  • Lieblings-Herr-der-Ringe-Gedächtnisszene: Wenn die Verwüstung in den vier Landen gezeigt wird ("Demons slaughtered the entire village.") kommen Erinnerungen an den Einfall von Sarumans Uruk-hais in Rohan in Die zwei Türme hoch.
  • TIL: "An apology is not an explanation."
  • "You hear that?" - "I don't hear anything." - "Exactly."

Was bisher geschah:

The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 1: Chosen (1)
The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 2: Chosen (2)
The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 3: Fury
The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 4: Changeling

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