Schluss mit der Tierquälerei: Avatar 2 erkennt vergangenen Fehler und das ist ein erster Schritt zur Besserung

01.01.2023 - 09:30 Uhr
Avatar 2 quält Tiere, aber will sich ändernDisney
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Auch in Teil 2 verkauft uns Avatar die Tierquälerei der Na'vi noch als Tierfreundschaft. Doch anders als der Vorgängerfilm versucht das Sequel dieses Ärgernis zumindest teilweise zu korrigieren.

Bei aller visuellen Opulenz ist das Story-Konzept von Avatar - Aufbruch nach Pandora und Avatar: The Way of Water denkbar simpel: Die bösen Menschen kommen, um den Planeten auszubeuten und die einheimischen, naturverbundenen Na'vi verteidigen ihre Heimat. Für James Cameron sind sie "die Schutzengel der Natur" . Vor allem der erste Avatar-Film zeichnete allerdings ein anderes Bild.

Aufbruch nach Pandora hatte bei aller Waldverbundenheit den bitteren Beigeschmack von Tierquälerei, wenn die blauen Ureinwohner sich die Drachen-ähnlichen Flug-Kreaturen (Banshees und Ikran) mittels Zopf-Verbindung unterwerfen. Sie zähmen die Tiere Pandoras, indem sie gewaltsam ihren Willen brechen und die Kontrolle über sie übernehmen.

The Way of Water zeichnet jetzt ein etwas anderes Bild der Na’vi – und trifft damit die vielleicht beste Entscheidung für die Zukunft des Franchises.

Avatar 2 versucht vergangene Fehler (zumindest teilweise) zu korrigieren

Avatar: Kontrolle in Teil 1

Avatar: The Way of Water wiederholt zwar diese zweifelhafte Dressur unter Wasser. Wenn Jake Sully (Sam Worthington) und seine Familie lernen, auf den schwimmenden Kreaturen der Skimwing und Ilu zu reiten, haben die Wesen dabei abermals kein Mitspracherecht. Sie werden durch das "Bonding" schlicht zu Reit- und Haustieren degradiert und gefügig gemacht. Genau wie bei ihren fliegenden Verwandten wird ihr Tod im Kampf zwar betrauert, aber in Kauf genommen.

Dass das Avatar-Sequel trotzdem lernt, das Gefühlsleben nicht-menschlicher Kreaturen stärker zu beachten, zeigt die Einführung einer anderen Kreatur: des Tulkun. Während die außerirdischen Na'vi trotz ihrer blauen Farbe anatomisch und im Auftreten noch stark an Menschen erinnern, haben Pandoras riesige Meeressäuger nichts Menschliches mehr an sich. Trotzdem feierte das Publikum die "Weltraum-Wale" im Sequel besonders.

Wie der Synapsen-zählende Wissenschaftler Dr. Gavin (Jemaine Clement) uns in Avatar 2 informiert, sind die Tulkun "wahrscheinlich sogar intelligenter als Menschen". Sie verstehen Mathematik, können Musik komponieren und andere Sprachen verstehen. Hier wird eine nicht-humanoide Lebensform erstmals als ebenbürtig dargestellt.

Avatar 2: Lo'ak und Payakan

Anstelle einer Unterwerfung darf zwischen dem Metkayina-Clan und den Meeres-Giganten eine Freundschaft erblühen: Sie sind "Geschwistern im Geiste" (sogenannte "Spirit Brothers" und "Spirit Sisters") und zwar ganz ohne erzwungene Zopf-Verbindung. Wenn der Außenseiter-Wal Payakan später mittels leuchtendem Gaumenzäpfchen-Flashback Jake Sullys Sohn Lo'ak (Britain Dalton) freiwillig seine Vergangenheit offenbart, hat das dadurch umso mehr emotionale Durchschlagskraft.

Eine bessere Zukunft für Avatar 3? Die Sci-Fi-Reihe sollte sich ganz von der Unterdrückung lösen

Zu zeigen, dass eine echte Beziehung voller Rücksichtnahme zwischen unterschiedlichen Lebensformen ohne erzwungene Gedankenverschmelzung möglich ist, ist ein wichtiger Schritt in Avatar 2. Dass wir Menschen bei aller Intelligenz nicht zwangsläufig die Krone der Schöpfung sind, sollte aber keine Randbemerkung bleiben. Nicht, wenn es in den Ozeanen Pandoras Kreaturen gibt, die jegliche Form von Gewalt ablehnen.

So genial die Sci-Fi-Idee einer direkten Natur-Verbindung der Na'vi mittels eingebautem Nerven-Stecker auch ist: Pandoras blaue Ureinwohner sind nicht unfehlbar, wenn sie (wie Menschen) andere Kreaturen für ihre Zwecke instrumentalisieren, statt auf freiwillige Zusammenarbeit zu setzen. Dass sie in Avatar 3 (und weiteren Sequels) dieses Fehlverhalten erkennen und ändern, wäre der nächste große Schritt.

Ebenbürtige Kreaturen in Avatar 2

Als Film hat Avatar 2 diese Lektion mit der Einführung der friedfertigen Wale teilweise schon gelernt. Außerdem lebt die vielversprechende neue Figur Kiri eine geistige Natur-Symbiose bereits mit ihren "Kräften". Nun bleibt nur abzuwarten, ob die Sci-Fi-Reihe diese vorhandenen Ansätze zur Besserung weiterentwickelt. Denn ein Krieg steht Pandora ins Haus und der unvermeidliche Kampf von Jake wird auf die Unterstützung des ganzen Planeten (und seiner Tiere) angewiesen sein. Damit wären die Na’vi echte Vorbilder – und die "Schutzengel der Natur", die James Cameron mit ihnen schaffen wollte.

Avatar 2: Ist das der beste Blockbuster der letzten 13 Jahre?!

In der aktuellen Ausgabe des FILMSTARTS-Podcast Leinwandliebe sprechen Moderator Sebastian, Redakteur Pascal und unser Gast David Hain über "Avatar 2: The Way Of Water". Dabei werden alle wichtigen Fragen geklärt: Hat sich das Warten gelohnt? Überzeugt das Mega-Blockbuster nur technisch oder sitzen auch die Emotionen? Und was haben Nazi-Zombies auf der dunklen Seite Pandoras damit zu tun?

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