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Dschungelcamp-Skandal: Janina Youssefians Rauswurf ist die beste RTL-Entscheidung seit langem

26.01.2022 - 10:29 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Dschungelcamp 2022:  Janina Youssefian ist raus
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Dschungelcamp 2022:  Janina Youssefian ist raus
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RTL hat Janina Youssefian aus dem Dschungelcamp verbannt. Zurecht, denn: In Trash-Formaten wie Ich bin ein Star, holt mich hier raus! ist zwar für vieles Platz, aber nicht für Rassismus.

Update: Der Artikel wurde mit dem Posting von Janina Youssefian aktualisiert.

Da waren es nur noch 10. Nachdem eine geplante Dschungelcamp-Teilnehmerin bereits vor Start der neuen Staffel wegen Schwierigkeiten mit ihrem Impfstatus gestrichen wurde, hat RTL in der Montagsausgabe von Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! den nächsten Z-Promi gekickt. Janina Youssefian wurde nach rassistischen Äußerungen aus der Show entfernt.

Überraschend kommt das nicht, denn Trash-TV ist in den letzten Jahren eskaliert. In den letzten Monaten war es vor allem Sat.1, das wegen unzumutbaren Situationen in Reality-Formaten auffiel. Doch auch RTL hat bei der Fahrt in immer tiefere Abgründe lange aufs Gaspedal getreten. Nun beweist der Sender ausgerechnet mit dem Königs-Format des Trash-Genres, dass auch hier moralische Grundsätze gelten. Moralische Grundsätze, die Teilen des Publikums zu fehlen scheinen.

Rassismus im Dschungelcamp 2022: Wie es zum Rauswurf von Janina Youssefian kam

Die Kandidatin Janina Youssefian hat ihre Show-Kollegin Linda Nobat rassistisch beleidigt. Mehrfach fiel in Variationen der Satz "Geh doch zurück in den Busch, wo du hingehörst" in Richtung der schwarzen Frau. Der Äußerung war ein heftiger Streit zwischen den Teilnehmerinnen vorausgegangen.

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Unter den übrigen Teilnehmenden machte sich sofort Empörung breit. Youssefian entschuldigte sich nach kurzem Zögern bei Nobat, allerdings mit einer sogenannten Nonpology – eine Entschuldigung, bei der keine wirkliche Schuld eingestanden wird: "Es tut mir leid, wenn das rassistisch rüberkam. Das war nicht so gemeint." Nobat nahm die Entschuldigung nicht an.

Der Rauswurf von Youssefian hatte sich im Laufe der Montagssendung angedeutet. Das Publikum konnte Youssefian nicht in die Prüfung am nächsten Tag wählen, was von den Moderator:nnen Sonja Zietlow und Daniel Hartwich nicht begründet wurde. Foreshadowing nennt man sowas bei Filmen und Serien. Youssefians Auszug wurde wenige Momente nach dem Vorfall gezeigt. Zeitgleich veröffentlichte RTL bei Twitter das Statement oben.

Inzwischen hat sich die ehemalige Kandidatin bei Instagram ausführlich zu ihrem Rauswurf geäußert:

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Die Aufregung um Janina Youssefians Rauswurf ist nur folgerichtig, denn Trash-TV eskaliert seit Jahren

Für einige Zuschauende mag diese Entscheidung überraschend gekommen sein. Denn "Konfros", also heftige Streits unter bestenfalls gleich starken Camp-Parteien, sind ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Teil des Dschungel-Spektakels und jeder anderen Show, in der Halbpromimente über Wochen hinweg in ein abgegrenztes Gebiet gepfercht werden.

Was passiert, wenn Shows die Eskalationshebel zu sehr durchdrücken, zeigen diese Fälle aus den letzten 2 Jahren:

Die Vorfälle wurden von den Redaktionen gar nicht oder in den Augen vieler nicht ausreichend eingeordnet. Die Sender gelobten Besserung und löschten teilweise ganze Folgen aus ihren Mediatheken. Jede einzelne Situation stellte grundsätzliche Fragen an die Grenzen von Trash-TV:

  • Sollte man gezielt toxische Personen einladen, um für größtmögliches Konfliktpotenzial zu sorgen?
  • Wann entfernt man sie aus der Show, wenn die natürlichen Ausschlussgesetze des Formats nicht greifen, also die Teilnehmenden die rassistische oder homofeindliche Person weiterhin in ihren Reihen dulden?
  • Wo hört Unterhaltung auf und fängt Psychoterror und Mobbing an?

Vor diesen Fragen stand RTL schon vor dem Start der neuen Dschungelcamp-Staffel. Wie lassen sich die "Werte" von IBES (Kakerlaken, Demütigungen, Aggressionen) mit den Werten verbinden, für die der Sender allem Anschein nach in Zukunft stehen will  (Wärme, Wokeness, soziales Bewusstsein)? Im Fall von Janina Youssefian scheint RTL die Entscheidung nicht schwergefallen zu sein: Haltung zeigen.

Rassismus ist keine Unterhaltung – egal in welchem RTL-Format

Die Dschungelcamp-Teilnehmenden klatschten und auch bei Twitter überwiegt die Zustimmung. Gleichzeitig häufen sich empörte Stimmen, die meinen, Linda Nobat hätte ebenso fliegen sollen, weil sie sich "asozial" verhalten habe.

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Es stimmt, Linda Nobat beleidigte Janina Youssefian tagelang in einer Tour. Sie schoss immer wieder scheinbar grundlos in Richtung ihrer Mitcamperin, bezeichnete sie als dumm oder als "Bitch". Das ist nicht OK aber Linda ebenso des Camps zu verweisen, würde eine vulgäre Ausdrucksweise auf eine Stufe mit offenem Rassismus stellen. Das kann und darf nicht der Erkenntnisgewinn dieser Diskussion sein.

Das Dschungelcamp ist ein Zirkus der Geschmacklosigkeiten. Hier verspeist Harald Glööckler einen Kudu-Penis. Hier schüttelt man verwundert und abgestoßen den Kopf über sich irrational verhaltende Z-Promis, die sich unter Schlaf- und Nahrungsmangel an die Gurgel gehen. Streit und Konflikt, die unaushaltbar erscheinenden Ekelprüfungen – all das gehört zum Kern der IBES-Erfahrung. All das ist Unterhaltung, auch wenn man manchmal unangenehm berührt wegschaut.

Rassismus ist aber keine Unterhaltung, bei Rassismus schaut man nicht weg. Rassismus ist kein persönlicher Konflikt, sondern eine Herabstufung eines Menschen aufgrund seiner Hautfarbe. Eine historisch dokumentierte Form von nicht nur verbaler Gewalt, der keine Bühne geboten werden sollte. Weder im Alltag, noch in einer Trash-Show. RTL hat an der richtigen Stelle die Linie gezogen. Und dass das für große Teile des Dschungelpublikums offenbar schwer zu verstehen ist zeigt nur, wie wichtig dieses Zeichen war.

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