Oscar-Flops - Siegreich und doch vergessen

02.03.2010 - 08:50 Uhr
'Round Midnight - Der Oscar ist da, aber wo sind die Zuschauer?
Warner Bros.
'Round Midnight - Der Oscar ist da, aber wo sind die Zuschauer?
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Ein Oscar ist gleichbedeutend mit einer Eintrittskarte in die ewige Ruhmeshalle der Filmgeschichte. Doch manche Filme verschwanden direkt nach der glorreichen Oscar-Zeremonie für immer in der Versenkung.

Ein Oscar ist ein Erfolgsgarant! Dabei ist es erst einmal zweitrangig, ob Filme den Oscar erhalten, weil sie erfolgreich sind oder ob sie erfolgreich sind, weil sie den Oscar gewannen. Manchmal fällte die Zeit und das Publikum jedoch ein anderes Urteil und verbannte die einst gefeierten Filme ins dunkle Tal des Vergessens. Wir stellen Euch hier fünf Filme vor, die selbst mehrere Oscar-Trophäen und Nominierungen nicht davor bewahren konnten, als weiße Flecken der Filmgeschichte zu enden.

Die amerikanische Nacht – Nur Filmemacher wollen Filmemacher sehen
1973 brachte der Großmeister der französischen Nouvelle Vague François Truffaut seinen Film Die amerikanische Nacht in die Kinos. In diesem Film, in dem François Truffaut sogar selbst die Hauptrolle übernimmt, versucht ein verzweifelter Regisseur seinen Film zum Erfolg zu machen. Zunächst schien für Die amerikanische Nacht alles gut zu laufen: Der Film wurde für vier Oscars nominiert und gewann auch die Trophäe für den Besten Fremdsprachigen Film. Doch das amerikanische Publikum konnte nicht einmal der Titel des Filmes in die Kinos locken und er versagte an den Kinokassen. Noch heute zählt Die amerikanische Nacht zu den beinahe vergessenen Filmen des Regisseurs. Vielleicht ist das Interesse daran, Filme über das Filmemachen zu sehen, beim Publikum einfach sehr viel kleiner als in der Filmindustrie selbst.

Die Sonne, die uns täuscht – Stalin ist tot
Sicher, ausländische Filme haben es schwer. Als Die Sonne, die uns täuscht 1994 den Oscar für den Besten Fremdsprachigen Film gewann, schien er jedoch unter einem guten Stern zu stehen. Der Film über ein Dorf während der Säuberungsaktionen Stalins konnte mit 2,6 Millionen Dollar allein in den USA fast sein komplettes Budget einspielen. Doch nach dem Hoch folgte der Absturz nur umso tiefer. Bis auf die wenigen Besucher dieser Vorstellungen hat später kaum jemand diesen Film gesehen. In Deutschland müssten Filmfreunde auf eine Import-DVD oder eine VHS-Kassette zurückgreifen, wenn sie den Film in ihre Sammlung aufnehmen wollen.

Um Mitternacht – Jazz, nein danke.
Jazz ist kein Publikumsmagnet – schon gar nicht im Kino. Das musste auch Bertrand Tavernier mit seinem Film Um Mitternacht lernen. Darin spielt die Jazz-Legende Dexter Gordon einen Saxophon-Spieler in der Lebenskrise. Der Film gewann 1987 den Oscar für die Beste Filmmusik und Dexter Gordon wurde als Bester Hauptdarsteller nominiert. Dennoch spielte der Film in den USA nur magere 3,2 Millionen Dollar ein und fristete danach ein Dasein in Vergessenheit.

Dieses Land ist mein Land – Kein Erfolg für Hippies
Die Erfahrung, dass die 1960er irgendwann vorbei waren, musste auch David Carradine in Dieses Land ist mein Land machen. In dem BioPic von 1976 spielt er den amerikanischen Folk-Sänger Woody Guthrie. Der Film gewann den Oscars für die Beste Filmmusik und die Beste Kamera (für die erstmalige Verwendung einer Steadycam) und war sogar für den Besten Film, das Beste adaptierte Drehbuch, den Besten Schnitt und die Besten Kostüme nominiert. Ein rundum gelungener Film sollten wir also meinen. Schade nur, dass die Leute von Hippies die Nase voll hatten und niemand Dieses Land ist mein Land sehen wollte. Der Film, der eigentlich das Potential zum Klassiker gehabt hätte, verschwand genauso schnell in der Versenkung wie sein Star David Carradine.

Mann, bist du Klasse! – Die RomCom für Ehebrecher
Dass besonders für romantische Komödien gewisse Regeln gelten, wissen wir. Dazu gehört: Verpflichte nur bekannte Schauspieler und vermeide Tabus. Wenn ein Regisseur dennoch eine Ehebruch-Geschichte schildert, in der sich aus einer Affäre wahre Liebe entwickelt, und er dafür den ewigen Nebendarsteller George Segal mit Glenda Jackson verkuppelt, dann kann das nur schief gehen. Daran konnten 1978 sogar der Oscar für die Beste Hauptdarstellerin sowie Nominierungen für den Besten Film, die Beste Musik, den Besten Song und das Beste adaptierte Drehbuch nichts ändern.

Ihr seht: Ein Oscar schützt nicht immer vor dem Vergessen. Wahrscheinlich habt Ihr von den meisten Filmen hier noch nie etwas gehört. Immerhin haben einige von ihnen noch keine einzige Bewertung bei moviepilot. Aber es liegt an Euch: Vielleicht hat ja der eine oder andere Film Euer Interesse geweckt und Ihr wollt diese Fehler der Filmgeschichte korrigieren. Im schlimmsten Fall seid Ihr Zeugen der exklusivsten Oscar-Filme aller Zeiten geworden.

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