Christopher Nolan ist einer der größten Regiestars des bisherigen Jahrtausends mit einer riesigen Fangemeinde im Rücken. Die Academy jedoch wurde mit seinen Filmen bislang einfach nicht so richtig warm. Das Kriegsepos Dunkirk ist nach Inception erst sein zweites Werk, das eine Oscar-Nominierung in der Königsdisziplin Bester Film abgreifen konnte. Nun allerdings, bei den Oscars 2018, könnte die große Stunde des Christopher Nolan schlagen, zumal der 47-Jährige in diesem Jahr erstmals auch in der Kategorie Beste Regie ein Wörtchen mitzureden hat. Bevor die Academy Awards in der Nacht auf den 5. März in Los Angeles verliehen werden, prüfen wir die Chancen von Dunkirk in der hart umkämpften Hauptkategorie.
Die Gewinnchancen von Dunkirk
als Bester Film
An den Kinokassen pulverisierte Dunkirk die Erwartungen im vergangenen Sommer regelrecht. Ebenjene waren trotz der zugkräftigen Marke Nolan ursprünglich eher moderat angesetzt, denn mit einem aufwändigen Historienfilm lässt sich erfahrungsgemäß zwar leicht die Aufmerksamkeit der Academy (das Winston-Churchill-Drama Die dunkelste Stunde ist bei den Oscars 2018 ebenfalls als Bester Film im Rennen), nicht unbedingt aber die innige Zuneigung des Publikums gewinnen. Am Ende indes spielte das Werk weltweit überraschend mehr als 500 Millionen Dollar ein und wurde von Zuschauern wie Kritikern gleichermaßen gefeiert. Ein früher Favorit für die anstehende Oscar-Verleihung war geboren.
Zwischenzeitlich jedoch haben sich die Vorzeichen geändert. Mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri sowie Guillermo del Toros Fantasy-Romanze Shape of Water hat starke Konkurrenz das Feld betreten. Zudem sitzt Dunkirk der heiße Atem der Horror-Parabel Get Out im Nacken, die das keineswegs zu unterschätzende politische Momentum auf ihrer Seite hat und zum Endspurt ansetzt. Bei den
Preisen der Berufsverbände, welche als starke Indikatoren gelten, wurde Dunkirk
jedenfalls regelmäßig der Rang abgelaufen. Die Chancen des Films bei den Oscars 2018 erscheinen daher deutlich geschmälert.
Dunkirk vereint im Hinblick auf die kommenden Academy-Awards ganze acht Nominierungen auf sich, was auf dem Papier zunächst imposant wirkt. Diese aber verteilen sich überwiegend auf (hauptsächlich technische) Nebenkategorien, während das Kriegsdrama lediglich bei zwei der fünf wichtigsten Rubriken mitmischt. Tatsächlich wäre Dunkirk in der Geschichte der Academy Awards der erste Gewinner in der Hauptkategorie seit 85 Jahren, für den parallel keine Nominierung in einer Darsteller- oder Drehbuchsparte zu Buche steht. So sind die Chancen des Films spätestens mit Bekanntgabe der Nominierungen wesentlich zusammengeschrumpft: Aus dem ehemaligen Frontrunner wurde ein Mitläufer oder bestensfalls Geheimfavorit. Die auf Gold Derby vertretenen Experten sind sich nicht zu 100 Prozent einig, wie es um Dunkirk wirklich bestellt ist. Einige wenige sehen ihn aktuell auf Platz zwei, die Mehrheit hingegen verortet ihn im Mittelfeld aller neun Kandiaten. Zumindest eine kleine Überraschung wäre ein Sieg von Dunkirk als Bester Film also definitiv.
Dass Dunkirk hier leer ausgeht, indiziert nicht zuletzt seine Machart. Nur auf den ersten Blick nämlich wirkt das Werk mit seinem historischen Setting wie potentiell klassische Oscar-Ware. Was die Academy-Wähler abstoßen könnte, ist insbesondere die Tatsache, dass Christopher Nolan mit den Mechanismen des Genrefilms kokettiert und die Figuren nur rudimentär charakterisiert werden. Der Kriegs-Actioner ist unter den Nominierten in der Rubrik Bester Film die teuerste Produktion (Budget: 100 Millionen Dollar), in den vergangenen Jahren hingegen waren die Abstimmenden verstärkt kleineren Filmen wie Spotlight oder Moonlight zugeneigt. Auch dieser Trend steht einem Sieg von Dunkirk möglicherweise entgegen. Spannend bleibt es aber trotzdem.
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Wer sind die anderen Nominierten?
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Call Me by Your Name
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Die dunkelste Stunde
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Get Out
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Lady Bird
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Der seidene Faden
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Die Verlegerin
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Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
- Shape of Water - Das Flüstern des Wassers
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