October Faction auf Netflix enttäuscht als Supernatural-Ersatz

25.01.2020 - 16:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Seit Donnerstag kämpft in October Faction eine neue Monsterjäger-Familie gegen übernatürliche Kreaturen und engstirnige Kleinstädtler. Aus welchem Holz die Netflix-Serie wirklich geschnitzt ist, erfahrt ihr in unserem Seriencheck.

Ein Gigant der übernatürlichen Dramaserien geht dieses Jahr in den Ruhestand. Supernatural gibt nach 15 Jahren die Manege frei für Neuankömmlinge und Nachfolger-Serien. Nostalgische Monsterjäger-Fans dürften deshalb besonders bei der ersten Ankündigung zu Netflix' October Faction aufgehorcht haben.

Die Serie sieht auf den ersten Blick auf wie ein vielvesprechender Nachfolger mit neuer Perspektive. Wie originell und geeignet für Jäger-Fans die Serie wirklich ist, lest ihr hier.

October Faction: Ein seltsam schwerfälliger Plot

October Faction basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel-Reihe von Steve Niles und Damien Worm und erzählt die Geschichte der ungewöhnlichen Familie Allen. Vater Fred (J.C. MacKenzie) und Mutter Deloris (Tamara Taylor) sind Monsterjäger, die Kinder Viv (Aurora Burghart) und Geoff (Gabriel Darku) wissen davon nichts. Als Freds Vater (ebenfalls Monsterjäger) stirbt, kehrt die Familie in seine Heimatstadt zurück.

Familie Allen bei ihrer Rückkehr ins Kleinstadtleben

Dort warten Familiengeheimnisse, viel unerklärter Hass gegen die Allens und natürlich Vampire und Ghule. Viv und Geoff machen zudem erstmals Bekanntschaft mit dem Übernatürlichen. Dummerweise entfesselt Viv dabei etwas sehr Altes, sehr Bösartiges.

October Faction beginnt fulminant, mit einer Jagdmission der Eltern, bremst sich danach aber konsequent aus. Im Gegensatz zur Vorlage, in der die gesamte Familie von Anfang an im übernatürlichen Metier agiert und in bizarrste Szenarien geworfen wird, dürfen wir Zuschauer hier erstmal geduldig zahllosen Expositionsdialogen lauschen.

Trash und Drama, aber sympathische Figuren

October Faction macht immer dann Spaß, wenn die Jagd in den Vordergrund rückt und es ein wenig trashig wird. Allerdings ist nicht klar, welchen Tonfall die Serie anschlagen will. Laut Serienschöpfer, Drehbuchautor und Regisseur Damien Kindler soll sich der Horror langsam aufbauen, sich heimlich einschleichen (via Deadline ). Das geht allerdings meist zu schleichend. Der eingestreute, trockene Humor funktioniert, der surreale Anteil bleibt viel zu zahm.

Die Jäger-Eltern Deloris und Fred.

Was einen aber dennoch bei der Stange hält, sind die Charaktere. Besonders Familienvater Fred ist witzig, liebenswert und herrlich sarkastisch. Deloris ist die taffe Macherin, Viv die introvertierte Künstlerin und Geoff der Sunnyboy. Sie alle müssen in der seltsam feindlichen Atmosphäre Fuß fassen und zugleich das Böse bekämpfen. Keine der Figuren ist wirklich originell, doch sie alle sind äußerst sympathisch und gut gespielt.

October Faction: Im Vergleich zur Konkurrenz leider charakterlos

October Faction scheint Fans zweier spezifischer Erfolgsformeln abgreifen zu wollen: Des übernatürlichen Monster-Konzepts wie bei Supernatural, Buffy - Im Bann der Dämonen oder Chilling Adventures of Sabrina, und der Adaption düsterer, oft blutiger Graphic Novels wie The Boys oder Watchmen.

In Sachen Konzept ist October Faction ein bunter Mischmasch aus allen verwandten Serien. Familiendrama, ein bisschen Kleinstadthass und Mystery, Vampire, etc. Im Gegensatz zu einem Supernatural mangelt es der Serie aber bislang an Persönlichkeit, und wer sich Monster of the Week-Jagden erhofft, wird ebenfalls enttäuscht. Dafür könnten sich Riverdale-Fans dank dem Teenie-Aspekt vielleicht mit der Serie anfreunden.

October Faction: Eine zahn- und stillose Graphic Novel-Adaption

Bliebe der Charakter, der sich durch die Adaption einer Graphic Novel übertragen könnte. Betonung auf könnte. Weder die Bilder, die Kameraarbeit, die Sets noch die Musik von October Faction schaffen wirklich Atmosphäre. Was jammerschade ist, die Graphic Novel-Vorlage besitzt dank Künstler Damien Worm  einen absolut einzigartigen visuellen Stil:

Zwei Beispiele für den Stil der Graphic Novel October Faction

Die Bilder scheinen den wildesten Albträumen eines Tim Burton entstiegen, voll modernem Gothic-Horror. Gerade die oft monochromen Kompositionen in Rot, Blau, kränklichem Gelb und Grau sind fantastisch. Diese Optik in bewegten Bildern zu sehen, wäre genial gewesen. Leider ist der Look der Serie absolut herkömmlich. Auch der sprunghafte, abgedrehte Erzählstil und die gewisse Prise Wahnsinn bleiben im Comic zurück.

Am Ende scheint es, dass offenbar keiner der Beteiligten das Risiko eingehen wollte, den durchschnittlichen Zuschauer durch eine zu comicnahe, eigenwillige Serie zu vergraulen. Wen die Charaktere nicht an sich binden können, sollte für den nächsten übernatürlichen Kick vielleicht lieber auf Locke & Key warten. Und ein neues Supernatural ist October Faction definitiv nicht.

Die 1. Staffel von October Faction umfasst 10 Episoden, die am 23. Januar 2020 bei Netflix erschienen sind. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten die ersten drei Episoden der Serie und die ersten zwei Bände der Graphic Novel.

Wie gut ist The Witcher bei Netflix? Hört den Podcast:

Wir gehen in dieser Podcast-Folge von Streamgestöber den gespaltenen Meinungen zu The Witcher auf den Grund:

Während Ines viele Argumente gegen The Witcher findet, haben unser Kollege Dennis von GamePro und Max gemischte Gefühle und Andrea kommt bei der Serie ins Schwärmen. Wir können uns immerhin einigen, dass nach der 1. Staffel The Witcher ein Musical-Spin-off von Rittersporn angebracht wäre.

Werdet ihr einen Blick in October Faction auf Netflix werfen?

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