Neue Fantasy-Serie: His Dark Materials ist das bessere Phantastische Tierwesen

26.11.2019 - 10:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Mit His Dark Materials wird die faszinierende Fantasy-Welt des Autors Philip Pullman in Serie gebracht. Lest hier, was euch erwartet und warum die Serie an Phantastische Tierwesen erinnert.

Mit His Dark Materials geht eine der beliebtesten Romanreihen aus dem Fantasy-Genre in Serie. Die in Deutschland als Der Goldene Kompass, Das Magische Messer und Das Bernstein-Teleskop bekannten Bücher aus der Feder von Philip Pullman sollten schon 2007 als große Filmtrilogie ins Kino kommen. Doch der erste Teil Der Goldene Kompass wurde den finanziellen Erwartungen nicht gerecht und so blieb es bei nur einem Leinwandabenteuer.

Jetzt starten die BBC und Game of Thrones-Sender HBO einen neuen, ambitionierten Versuch und produzieren gemeinsam die teuerste BBC-Serie überhaupt. Drei Staffeln soll es von His Dark Materials insgesamt geben, eine für jedes der Bücher. Die erste davon ist jetzt auch in Deutschland gestartet und beginnt vielversprechend.

His Dark Materials ist eine spannende Fantasyserie für alle, ...

  • ...denen Phantastische Tierwesen zu wenige Tierwesen hat.
  • ...deren Lieblingsfigur in Game of Thrones Arya Stark ist.
  • ...die sich gerne in eine Welt voller Mysterien begeben.

Darum geht's in His Dark Materials

His Dark Materials spielt in einer Welt, die unserer sehr ähnlich ist. Es ist eine Art Viktorianisches England, doch existieren darin auch Technologien, die eigentlich zu fortschrittlich für diese Zeit sind. Viel wichtiger ist jedoch eine andere Eigenart: Die Seele eines jeden Menschen manifestiert sich in tierischer Form, dem sogenannten Daemon. Als Kind verwandeln sich diese stetig, doch sobald die Person erwachsen wird, nimmt auch ihr Begleiter die feste Form eines bestimmten Tieres an.

Lyra (Dafne Keen) und ihr Daemon Pantalaimon

In dieser Welt wächst auch Lyra Belacqua (Dafne Keen) zusammen mit ihrem Daemon Pantalaimon als Waisenkind in Oxford auf. Ihr einziger noch lebender Verwandter ist der Forscher Lord Asriel (James McAvoy), der sich regelmäßig auf waghalsige Expeditionen in den Norden begibt. Gegenüber ihrem besten Freund Roger (Ben Walker) schwärmt Lyra von der Idee, ihm dabei zu folgen.

  • Wo könnt ihr His Dark Materials sehen? Die Serie besteht aus 8 Episoden à 60 Minuten und läuft ab dem 25. November 2019 bei Sky Ticket . Wöchentlich erscheint jeweils montags eine neue Folge.

Doch Asriel hält seine Nichte noch nicht für reif genug, um auf Abenteuerreisen zu gehen. Dann taucht allerdings die mysteriöse Mrs. Coulter (Ruth Wilson) auf, die ebenfalls in den Norden reist und Lyra aus unerfindlichen Gründen zu ihrer Assistentin macht. Zur ungefähr gleichen Zeit entführen die sogenannten Gobbler einige Kinder, darunter auch Roger. Dass beide Ereignisse zusammenhängen, ahnt Lyra noch nicht.

His Dark Materials entführt uns in eine zauberhafte Welt

Es wird schon früh in der Serie klar, dass die BBC und HBO keine Kosten und Mühen gescheut haben, um aus dem fantasievollen Buchstoff eine überzeugende Welt zu kreieren. Lasst euch von einer der frühen Szenen nicht abschrecken, in der das geflutete Oxford etwas billig aussieht. Was danach kommt, lässt den negativen Ersteindruck schnell vergessen. Stattdessen überzeugt His Dark Materials fortan mit hochwertigem Set-Design und beeindruckenden Panoramen der alternativen Version Londons.

Mrs. Coulters namenloser Daemon in Affengestalt und Pantalaimon

Das optische Highlight sind jedoch die Daemonen. Sei es der Schneeleopard von Lord Asriel, der Affe von Mrs. Coulter oder der Begleiter von Lyra, der meist als Hermelin oder Wiesel zu sehen ist. Sie alle fügen sich glaubhaft in die Welt ein. Anders als in Game of Thrones, wo gegen Ende das Budget für Jons Schattenwolf gefehlt hat, weicht Pantalaimon nie von Lyras Seite.

Die Daemonen wuseln auch gerne mal im Hintergrund durch die Gegend, auch wenn es nicht nötig wäre, und die vielen Nahaufnahmen lassen uns vergessen, dass visuelle Effekte Geld kosten. Stattdessen können wir uns voll und ganz in der Welt von His Dark Materials verlieren.

Als jemand, der die Bücher von Philip Pullman nicht gelesen hat, fühlte ich mich an das Harry Potter-Spin-off Phantastische Tierwesen erinnert, und das nicht nur wegen den animalischen Partnern, die dessen Welt bevölkern.

Besser als der Harry Potter-Spin-off Phantastische Tierwesen

Auch in der Adaption von Der Goldene Kompass spielt sich viel in mysteriösen Institutionen ab. Was bei J.K. Rowling das Zaubereiministerium ist, ist bei Pullman eben das Magisterium. Hier spielen Macht und Kontrolle über das vorherrschende Gedankengut oft eine größere Rolle als individuelle Schicksale und wir fragen uns oft, welche Ziele die skrupellosen Beamten im feinen Zwirn verfolgen.

Wer von Phantastische Tierwesen enttäuscht ist, könnte Trost in His Dark Materials Ersatz finden.

Doch während das Harry Potter-Spin-off seine Faszination allein aus der Beliebtheit seines Mutterfranchises zieht und einen konfusen, aufgeblähten Plot für mehrere Filme aus einem nur 64 Seiten langen Buch herausquetscht, kann His Dark Materials aus der reichhaltigen Fantasy-Trilogie von Philip Pullman schöpfen. Die bietet neben deutlicher Religionskritik und dem faszinierenden Konzept der Daemonen auch eine spannende Protagonistin, die schnell unsere Sympathien gewinnt.

Zwischen Arya Stark und Elfi

Zunächst lernen wir Lyra in ihrem gewohnten Umfeld kennen. Deren Schauspielerin Dafne Keen hatten Wolverine-Fans bereits als junge Mutantin in Logan gesehen, wo ihre Sprechrolle allerdings sehr beschränkt war. Jetzt schlüpft sie in eine deutlich tiefgründigere Rolle und kann zeigen, dass ihre Schauspieltalent noch viel mehr Facetten bietet.

Lyra (Dafne Keen) und Mrs. Coulter (Ruth Wilson) in His Dark Materials

In His Dark Materials kreiert Dafne Keen eine Figur, die sich irgendwo zwischen Arya Stark aus Game of Thrones und Elfi in Stranger Things ansiedelt. Mit ihrer frechen Art und Abenteuerlust wirkt sie wie das kleine Mädchen aus Winterfell, doch die Art und Weise, wie nuanciert und souverän Dafne Keen ihren Charakter verkörpert, erinnert eher an Millie Bobby Brown aus der Netflix-Serie.

Das einzige, was man der Lyra-Darstellerin deshalb etwas vorwerfen kann, ist, dass sie für das Alter ihrer Figur fast schon zu erwachsen wirkt und das Kindliche etwas dabei verloren geht. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau. Denn ihre Darbietung hält uns bei der Stange, auch dann, wenn es uns die Serie schwer macht.

His Dark Materials hat viele Geheimnisse

Für Neulinge von His Dark Materials ist vieles in der Serie ein großes Rätsel. Das gilt nicht nur für den Goldenen Kompass selbst, den Lyra erst entschlüsseln muss, oder die mysteriöse Substanz namens Staub - Auslöser für die Handlung - sondern auch für fast alle Figuren.

Die meisten Akteure im alternativen England haben einen sehr undurchsichtigen Charakter. Wir wissen nicht, auf welcher Seite sie stehen und wenn doch, ist oft nicht klar, warum sie aus solcher Überzeugung offensichtlich böse Taten begehen.

Der Goldene Kompass spiegelt sich in Lyras Auge.

Ständig müssen wir uns wie Lyra anhören, dass es besser ist, manche Dinge nicht zu wissen. Da tut es gut, wenn das Mädchen genau dann, wenn es anfängt zu nerven, selbst ausrastet und diesen Umstand kritisiert. Lyra ist smart, handelt nachvollziehbar und spricht uns oft aus der Seele. Sie ist damit essentiell, um bei all der Geheimniskrämerei in His Dark Materials nicht frustriert abzuschalten.

Tatsächlich machen die vielen Mysterien aber auch neugierig, gerade weil sich die Welt im Rahmen des Fantasy-Genres so glaubhaft anfühlt und Lyra eine sympathische Protagonistin ist. Wenn die Serie demnächst etwas mehr in die Gänge kommt und unsere und Lyras Abenteuerlust endlich befriedigt, steht uns ein echtes Fantasy-Highlight bevor.

Als Grundlage für diesen Seriencheck dienen die ersten drei Episoden der 1. Staffel.

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Werdet ihr euch His Dark Materials ansehen?

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