Neu bei Netflix: Spenser Confidential ist die ideale Mark Wahlberg-Bühne

07.03.2020 - 11:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Dass Mark Wahlberg eine Bereicherung für das heutige Action-Kino ist, beweist die Netflix-Produktion Spenser Confidential, die dem Superstar eine tolle Bühne bietet.

Schon häufig versuchte sich Mark Wahlberg daran, die Welt von seinem schauspielerischen Können in Kenntnis zu setzen: Mal bedauerlich (In meinem Himmel), mal bemüht (The Fighter), gelegentlich auch wirklich überzeugend (The Gambler). Die Netflix-Produktion Spenser Confidential veranschaulicht nun, wo seine wahren Stärken liegen. Der Action-Thriller markiert die inzwischen fünfte Zusammenarbeit zwischen Peter Perg und Mark Wahlberg.

Seit den späten 1990er Jahren ist Mark Wahlberg größtenteils auf krawallige Actionfilme abonniert, in denen das ehemalige Calvin Klein-Model in erster Linie von seiner muskulösen Schlagfertigkeit Gebrauch machen durfte, das nötige Maß an darstellerischer Integrität aber weitestgehend vermissen ließ. Erst mit Lone Survivor (2013) geriet ein spannender Selbstfindungsprozess ins Rollen.

Mark Wahlberg in der Lone Survivor-Ära: Amerikanische Männer, die auf Traumata starren

Dass Wahlberg definitiv kein schlechter Schauspieler ist, haben Produktionen wie Boogie Nights, The Yards – Im Hinterhof der Macht und Departed – Unter Feinden bewiesen. Seinen Auftritten im Action-Kino aber fehlte die Kontur; ein fassbares, menschliches Gegenwicht zur einfältigen Hau-Drauf-Mentalität eines The Big Hit, Shooter und Co. Peter Berg war es, der Wahlberg mit seinem Kriegs-Actioner zur nächsten Karrierestufe führte.

Obgleich der auf wahren Begebenheiten beruhende Lone Survivor einer furchtbar reaktionären wie spekulativen Gesinnung unterlag, nahm hier nicht nur das spannende Arbeitsverhältnis zwischen Mark Wahlberg und Peter Berg seinen Anfang. Auch eine innige Männerfreundschaft wurde geboren, die sich bis heute gegenseitig dazu animiert, das Beste füreinander aus sich herauszuholen.

Es folgten daraufhin die Leinwandblockbuster Deepwater Horizon, Boston und Mile 22. Wuchtige Filme, die sich größtenteils von wahren Ereignissen haben beeinflussen lassen und von Männern berichten, die sich inmitten von nationalen Traumata wiederentdecken. Männer, die Gutes für ihre Familie, ihr Land und für sich selbst tun wollen und dabei an die Grenzen des Erträglichen getrieben werden.

Mark Wahlberg & Peter Berg: Eine maskuline Romanze für die Ewigkeit

Mark Wahlberg eignete sich im Zuge dieser vierfachen Zusammenarbeit mit Peter Berg ein künstlerisches Selbstverständnis an, welches sich in ätzend-einfältigen Werken wie Max Payne, 2 Guns, Transformers: The Last Knight zu keiner Sekunde entdecken lässt. Die maskuline Romanze, in die sich Wahl/Berg Hals über Kopf begeben haben, basiert auf schöpferischer Einigkeit und zwischenmenschlichem Vertrauen.

Wie Peter Berg für die Vanity Fair  einst schrieb, teilen sich er und Wahlberg den urwüchsigen Antrieb, ihre Geschichte ändern zu wollen, wurden sie doch seit jeher unterschätzt und missverstanden.

Natürlich mag in ihren Filmen auch immer ein gewisser Anteil Selbstmitleid und Pathos stecken. Peter Berg und Mark Wahlberg aber unternehmen den Versuch, ihre Sujets zu brechen. Nicht immer sonderlich subtil, aber in ihrer letztlich gutmütigen Naivität sympathisch.

Da übt sich ein Mark Wahlberg in Deepwater Horizon und Boston ganz urplötzlich in zurückgenommener, diskreter Bescheidenheit und drängt sich, trotz grundlegendem Leading-Man-Anspruch, niemals in den Vordergrund. In Mile 22 gibt er sich dazu her, die verqueren Prinzipien toxischer, Komplex-beladender Männlichkeit zu erkunden. Peter Berg hat Mark Wahlberg die bellende Egomanie ausgetrieben, ihn reifen lassen und seine augenscheinlich eindimensionale Starpersona aufgerüttelt.

Ähnliches gilt nun auch für die Netflix-Produktion Spenser Confidential. Wahlberg mimt darin einen ehemaligen Cop, der sich nach einem fünfjährigen Gefängnisaufenthalt auf eigene Faust daran macht, die brutalen Tode einiger Ex-Kollegen aus dem Morddezernat zu untersuchen.

Spenser Confidential: Eine angenehm klassische Genre-Arbeit

Herausgekommen ist dabei kein tumber Klopper von der Stange, sondern ein angenehm klassisch gehaltener Action-Thriller mit Buddy-Movie-Anleihen, in dem Mark Wahlberg nicht nur Selbstironie besitzt, er darf auch mal ordentlich einstecken, um sich das eine oder andere blaue Auge zu holen. Peter Berg zeigt damit erneut, dass sein Wahlberg verwundbar ist. Auch wenn er sich (leider) immer noch zu Kneipenschlägereien hinreißen lässt, die mit Neil Diamonds Evergreen Sweet Caroline untermalt werden.

Wahlbergs Performance aber ist nicht grell und angenehmerweise die meiste Zeit von pubertärer Krafthuberei verschont. Vielmehr speist sich seine Präsenz daraus, dass er sich für sein Bedürfnis nach Gerechtigkeit einige elementare Lektionen aneignen darf: Nicht nur, dass man Freunde an seiner Seite braucht, um sein Ziel zu erreichen. In einer Szene darf Wahlbergs Spenser auch an die Bedeutung sowie die Notwendigkeit von Frauen im eigenen Leben erinnern. Immerhin.

Festzuhalten bleibt also, dass Spenser Confidential nicht nur Mark Wahlberg den nötigen Raum verleiht, um eine ansprechende Performance abzuliefern. Die enge Verbindung zwischen Mark Wahlberg und Peter Berg wird damit auch auf Netflix gelungen fortgesetzt.

Sicherlich keine große Kunst, aber als kompetent arrangiertes Genre-Kino, mit dem erwartungsgemäß eingestreuten Lokalpatriotismus, weiß der Film und sein dafür verantwortliches Duo zu gefallen.

Spenser Confidential ist seit heute auf Netflix verfügbar.

Werdet ihr euch Spenser Confidential ansehen?

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