Moritz Bleibtreu wird heute 40 Jahre alt

13.08.2011 - 08:50 Uhr
Moritz Bleibtreu in Das Experiment
Senator Film
Moritz Bleibtreu in Das Experiment
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Mehr als 30 Jahre lang wertet Moritz Bleibtreu die Riege der deutschen Schauspieler nun schon bedeutend auf. Allein dafür wäre ihm ein eigenes Portrait absolut gegönnt. Nun wird er 40 und damit haben wir den entscheidenden Anlass: Wir gratulieren!

Es gibt wohl wahrlich nicht viele Darsteller, die mit schauspielernden Eltern, Großeltern und sonstigen Verwandten gesegnet (oder verflucht?) sind, und trotzdem in den Medien nicht ständig nur als ‘Sohn von…’ Erwähnung finden. Er ist so einer. Dabei hätte er als Sohn von (ja, meine Güte, das ist doch jetzt nur zu seinem Vorteil) der großartigen Monica Bleibtreu dafür die besten Voraussetzungen. Stattdessen hat sich Moritz Bleibtreu in seiner nunmehr über 30 Jahre währenden Schauspielkarriere einen eigenen Namen gemacht. Heute wird der Hamburger 40 Jahre alt.

Soll isch dir dein Hirn pusten?
Moritz Bleibtreu musste einfach immer ein bisschen anders sein. Die Schule brach er ab, um als Au-Pair nach Paris zu gehen und im New Yorker Schauspielseminar wandte er sich gegen das damals gängige Method Acting. Auch die Wahl seiner Rollen schmeichelte ihm nicht unbedingt. So verkörperte er besonders in seiner Anfangszeit oft, sagen wir… schlichte Gemüter. Unvergessen ist beispielsweise seine Rolle als Killer Abdul in Knockin’ on Heaven’s Door oder der etwas dümmliche Karl aus Stadtgespräch.

Überhaupt gibt Moritz Bleibtreu immer mal wieder den Bösen, den Kleinkriminellen, den Verbrecher. In Lammbock – Alles in Handarbeit dealt er Drogen, in Das Experiment provoziert er die Mitteilnehmer sprichwörtlich bis aufs Blut, In Lola rennt überfällt er Banken und Supermärkte und in Jud Süß – Film ohne Gewissen verkörpert er sogar Joseph Goebbels. Angesprochen auf die zweifelhafte Moral seiner Figuren, argumentiert Moritz Bleibtreu aber klar und deutlich mit dem Sinn seines Berufs: Er will Rollen annehmen, in denen er sich möglichst weit von seinem ureigenen Charakter entfernen kann.

Vom Deppen zum gefragten Charakterdarsteller
Wobei ich ja selbst zugeben muss: Der Mensch wirkt auf mich nicht unbedingt nur wie ein Sympathieträger. Da ist etwas in seinen Augen, dass nicht nur auf die pure Nettigkeit schließen lässt. Sie verengen sich zu Schlitzen, wenn er im Film eine Waffe hält, und sie blitzen auf, wenn er sich ein Wortgefecht mit Kollegen liefert. Vielleicht ist es genau dieses Quäntchen Aggression, das ihn so sehr von anderen deutschen Schauspielern abhebt, die vorzugsweise die unbescholtenen Pantoffelhelden mimen.

Würde ich Moritz Bleibtreu aber zum Rabauken abwerten, täte ich ihm Unrecht. Schließlich überzeugt er auch in der Darstellung anspruchsvoller Rollen, wie während seiner zahlreichen Zusammenarbeiten mit dem Regisseur Fatih Akin. Seit geraumer Zeit will der vielseitige Schauspieler sich aber aus Fernsehproduktionen heraushalten, da Kino für ihn eine aktive Form des Zuschauens bedeutet, Fernsehen hingegen eine passive. Mir persönlich ist diese Auffassung sehr sympathisch.

Reisen bildet
An dieser Stelle muss ich unbedingt noch eine Rolle hervorheben, in der es mir Moritz Bleibtreu besonders angetan hat: die Rolle des Daniel in Im Juli. In dem Roadmovie von Fatih Akin spielt Moritz Bleibtreu einen Lehramtsreferendar, der sich während einer improvisierten Reise durch Osteuropa und die Türkei in die alternative Schmuckverkäuferin Juli verliebt. Im Laufe der Tour wandelt er sich vom weltfremden Strebertypen zum lockeren Reisegefährten. Er klaut ein Auto, lernt einen Typen kennen, der wortwörtlich eine Leiche im Kofferraum hat, landet ohne Papiere im Knast, prügelt sich dort und entflieht wieder. Wäre Daniel Bannier nicht nur eine Filmfigur, hätte er nach dieser Reise sicher eine Menge toller Anekdoten zu erzählen. Moritz Bleibtreu zeichnet die Entwicklung seiner Rolle absolut glaubhaft nach. Wir können seine Nervosität regelrecht greifen, wenn er mit Juli im gestohlenen Auto an der Grenze zu Bulgarien sitzt. Gegen Ende jedoch gesteht er Juli seine Liebe, indem er sie zitiert. Seine Stimme ist fest, sein Blick intensiv. Sähe ich jetzt diese Szene, müsste ich meinen eigenen Artikel kürzen: Plötzlich hat der Mann so gar nichts Unsympathisches mehr.

Zwischen den beiden Sympathie-Polen werde ich mich wohl auch zukünftig je nach Rolle spontan entscheiden müssen. Erst einmal bleibt mir aber nichts weiter übrig, als noch ein weiteres Mal zu betonen: Moritz Bleibtreu, wir wünschen dir alles Gute zum Geburtstag!

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