Wenige Kriminal-Romane sind so zeitlos wie die von Agatha Christie. Auch deshalb könnt ihr euch ab heute mit Mord im Orient Express bereits die nächste Verfilmung ihres gleichnamigen Buchs aus dem Jahr 1934 ansehen. 1974 konnte der erste Kino-Film unter diesem Namen begeistern. 2001 folgte ein in der Gegenwart spielender Fernsehfilm mit kleinerem Cast. 2010 gab es dann in der britischen Krimi-Serie Agatha Christie's Poirot eine Episode, die ebenfalls die Geschichte aus dem Roman nacherzählt.
Wie man anhand des Titels leicht ableiten kann, geht es auch im neuen Film von Kenneth Branagh um einen Mord im Orient-Express. Und wie das Schicksal es so will, ist einer der Fahrgäste der belgische Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh), der sich der Lösung des Falles annimmt. Außerdem sind Johnny Depp, Penélope Cruz, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley und Willem Dafoe mit an Bord.
Aber wie kam die Neuverfilmung bei den Kritikern an?
Hier die harten Fakten zu Mord im Orient Express:
- 6 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnitt von 6.2
- 6 Kritiken und 7 Kommentare
- 1 x Lieblingsfilm und 0 x Hassfilm
- 454 Vormerkungen, 4 sind nicht interessiert
Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu Mord im Orient Express:
Katie Walsh lobt im Tucson besonders den lockeren Anfang des Films und Kenneth Branaghs Poirot:
Der Beginn ist eine lockere Fahrt, die bei den Zuschauern wahrscheinlich das Verlangen nach mehr Christie weckt, hoffentlich kehrt Branagh als Poirot zurück - seine Interpretation ist zu witzig, um schon aufzuhören.
Todd Gilchrist von The Wrap hingegen sieht in dem Film eine Verschwendung von Potential:
Branaghs größte Straftat ist die Verschwendung eines der größten Ensemble-Casts der jüngeren Geschichte. Er reduziert Poirots 12 Verdächtige auf eindimensionale Hintergrund-Charaktere.
Anna Smith von Time Out ist hin und weg von der schnellen Erzählweise im Film:
Wenn [der Film] zu sehr mit Charakteren vollgestopft ist, führt Branaghs rasche Regie die Geschichte schnell weiter.
Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu Mord im Orient Express:
Martin Schwickert lobt in der Augsburger Allgemeine vor allem das Ende:
Branagh selbst spielt den schrägen Kriminalisten deutlich weniger als Witzfigur, schreibt sich am Schluss sogar noch einen moralischen Konflikt von Shakespeare’scher Wucht ins Drehbuch und findet damit eine weitaus zufriedenstellendere Auflösung als das Original.
Peter E. Müller vom Hamburger Abendblatt hätte den Film gerne in gekürzter Fassung gesehen:
Dieser "Mord im Orient-Express" besticht durch Ausstattung und Zeitkolorit, die Spannung kann er aber trotz eines famosen Branagh über zwei Stunden nicht halten.
Daniel Krüger vom musikexpress würde den Film nur Leuten empfehlen, die wieder das Buch noch frühere Adaptionen kennen:
[...] für Christie-Fans und Kenner des Stoffes ist die größte Überraschung, dass es keine Überraschung gibt. Branaghs Remake ist ebenso ansehnlich wie mutlos, der Regisseur und Hauptdarsteller hat sich zum Sklaven der Vorlage gemacht.
Das Fazit zu Mord im Orient Express:
Mord im Orient Express ist keineswegs ein schlechter Film, nur fehlt es ihm durchaus an Überraschungen. Das ist natürlich bei der siebten Verfilmung eines beliebten Romans kein Wunder. Wer sich trotz bekannter Geschichte für Neu-Interpretationen begeistern kann, wird mit dem Kriminalfilm seinen Spaß haben. Das gilt ebenfalls für Zuschauer, bei denen der letzte Kontakt zur Geschichte länger zurückliegt oder noch nicht stattgefunden hat. Besonders Kenneth Branagh überzeugte die Kritiker dabei als unterhaltsamer Meisterdetektiv Hercule Poirot.