Midsommar: Was bedeutet das verstörende Ende des Hereditary-Nachfolgers?

26.09.2019 - 19:00 Uhr
MidsommarWeltkino
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Ari Asters neuer Horrorfilm wartet mit einem heftigen Ende auf. Was das alles zu bedeuten hat und warum ihr Midsommar mehrfach im Kino sehen solltet, erfahrt ihr hier.

Achtung, Spoiler zu Midsommar: Nur ein Jahr nach dem verstörenden Horrorerlebnis Hereditary bringt Ari Aster mit Midsommar bereits seinen nächsten grausamen Schocker. Auch hier verstecken sich wieder viele Details, auf die ihr achten solltet, um den Film in Gänze zu verstehen. Euch hat das Ende des halluzinogenen Schweden-Albtraums verwirrt? Keine Sorge, wir erklären euch, was das alles zu bedeuten hat.

In Midsommar reist die Studentin Dani (Florence Pugh) nach dem Tod ihrer Familie gemeinsam mit Freund Christian (Jack Reynor) und seinen Kumpels in das schwedische Dörfchen Hårga, um das traditionelle Midsommar-Fest zu feiern. Die Mitglieder der sektenartigen Gemeinschaft haben allerdings mehr als nur Blumenkränze und Tanzen im Sinn. Genauer gesagt ein nur alle 90 Jahre stattfindendes Ritual.

Das passiert am Ende von Midsommar

Während des 9-tägigen Fests bringen die Bewohner von Hårga rituelle Opfergaben. Wer schon mal The Wicker Man gesehen hat, weiß, worauf der Film hinausläuft. Neben Tieropfern müssen auch 9 Menschenopfer erbracht werden. Die von Hårga-Mitglied Pelle eingeladenen US-Amerikaner kommen da wie gelegen. Übrigens: In der 1. Staffel der Serie Vikings wurde bereits das historische Vorbild dieses heidnischen Rituals verfilmt.

Florence Pugh und Jack Reynor in Midsommar

Nach und nach verschwinden die Freunde von Dani. Als diese zur Maikönigin ernannt wird, erfährt sie von dem grausamen Ritual und soll selbst das letzte Opfer auswählen. Die Wahl fällt ihr nicht allzu schwer, denn gerade erst hat sie ihren Freund Christian bei einem obskuren Sex-Ritual mit der rothaarigen Maja erwischt.

Ähnlich wie Hereditary endet auch Midsommer in einer dreieckigen Hütte. Hier werden die grotesk hergerichteten Menschenopfer hingebracht. In der Mitte des Tempels thront der betäubte Christian, der in einen ausgeweideten Bären eingenäht (!) wurde. Die Hütte wird angezündet und die Bewohner von Hårga sowie die mit tonnenweise Blumen beschmückte Dani werden Zeuge des feurigen Spektakels.

Das bedeutet das Ende von Midsommar

Im Gegensatz zu Hereditary ist Midsommar etwas einfacher zu deuten. Denn im Grunde handelt es sich um ein Beziehungsdrama und Danis Befreiung aus einer toxischen Beziehung. Denn Christian ist ein Narzisst, wie er im Buche steht. Ununterbrochen untergräbt er ihren Gemütszustand und manipuliert sie - eine solche Form von psychischer Gewalt nennt sich in der Psychologie Gaslighting.

Florence Pugh in Midsommar

Nach dem Tod ihrer Eltern erfährt Dani kaum Rückhalt von Christian. Die emotionale Entfernung zwischen den beiden wird im Verlauf des Films zu einer räumlichen Entfernung und in der Bildsprache mehrfach verdeutlicht. Aus eigener Kraft schafft sie es jedoch nicht, sich von Christian zu lösen. Zum Glück hat sie in Hårga ein Unterstützungssystem gefunden, das ihr den nötigen Rückhalt gibt und es ihr ermöglicht, einen Schlussstrich zu ziehen.

Midsommar ist ein Film über die zerstörerischen Auswirkungen einer Trennung auf sich selbst und das persönliche Umfeld. Die Thematik wird im Film durch die Rune Othala angedeutet: Die Tische beim Festmahl sind in Form dieser Rune angeordnet. Diese kann im spirituellen Sinne so gedeutet werden, dass sie dazu aufruft, sich von Altlasten und Dingen zu trennen, die einem nicht gut tun. Natürlich tauchen im Film noch viele andere Runen des Futhark auf, die weitere Interpretationen für die Handlung zulassen.

Die Verbrennung von Christian am Ende steht symbolisch für Danis Abschluss mit ihrer Beziehung. Auf krasse Weise wird hier eine Art von Trennungsbewältigung betrieben, bei der man eigentlich Gegenstände verbrennen soll, die an den Ex-Partner erinnern - und nicht den Ex selbst!

Das finale Ritual in Midsommar

Während die Geschehnisse in Hårga für Christian und seine Freunde zum Texas Chainsaw Massacre-Albtraum (inklusive Menschaut tragender Killer) werden, befindet sich Dani in einem düsteren Zauberer von Oz-Märchen, in dessen Verlauf sie zu sich selbst findet. Zu Beginn verliert sie ihre komplette Familie und am Ende hat sie eine neue gewonnen. Deshalb lächelt Dani auch in der letzten Einstellung.

Die Bedeutung der Zeichnungen in Midsommar

Die Ähnlichkeiten dieser zwei Filme sind nicht von der Hand zu weisen. Themen wie Sekten, Opferung, Wiedergeburt, Beziehungsprobleme und schrecklich grafische Bilder von abgetrennten Köpfen sind nur die offensichtlichen Parallelen. Denn auch der fatalistische Tenor aus Hereditary ist in Midsommar vorhanden.

Wer den Film ein zweites Mal anschaut, wird feststellen, dass Danis Aufnahme bei den Hårga und schließlich ihre Krönung zur Maikönigin von der Natur oder einer höheren Macht vorherbestimmt zu sein scheint. Dieser Ansatz wird auch durchs Ari Asters Inszenierung unterstützt.

Bereits im allerersten Moment des Filmes werden dem Zuschauer zahlreiche Schlüsselmomente präsentiert. Vor allem die vielen Malereien und Zeichnungen in Hårga nehmen spätere Ereignisse vorweg.

Der ganze Film in einem Bild

So hängt zum Beispiel zu Beginn des Films ein Bild des schwedischen Künstlers John Bauer in Danis Zimmer, auf dem ein gekröntes Mädchen und ein monströser Bär zu sehen sind. Später ist Christian auch vor dem Bild eines brennenden Bären zu sehen. Wie schon in Hereditary könnt ihr Midsommer mehrere Male anschauen und immer wieder neue Details entdecken, die weitere Ebenen des verstörenden Horrorfilms eröffnen.

Konnte euch das Ende von Midsommar zufriedenstellen?

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