Community

Michel Legrand - Eine verkannte Legende

01.03.2016 - 13:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Bande à part
Studiocanal/Arthaus
Bande à part
6
5
Michel Legrand ist dreifacher Oscarpreisträger, fünffacher Grammy-Gewinner, sowie Pr eisträger des Cesár und des Golden Globes. Er ist Komponist von über 200 Kino- und Fernsehfilmen und dazu eine virtuoser Jazzpianist. Ihr kennt ihn nicht? Kein Problem. Ich bis vor kurzem auch nicht und ich bin froh, dass sich das geändert hat.


Zusammenarbeit mit der Nouvelle Vague

Musik und Film gehören einfach zusammen, sie bilden eine Symbiose. Ein Mann, hat das anscheinend schon sehr früh verstanden und bis heute nicht vergessen, Michel Legrand. Aufmerksam wurde ich auf den mittlerweile 84-jährigen Franzosen, durch den Nouvelle Vague-Klassiker Die Außenseiterbande (Bande à part) aus dem Jahr 1964, von dem Regievirtuosen Jean-Luc Godard. Dies war bereits die dritte Zusammenarbeit der beiden Franzosen, nach Eine Frau ist eine Frau (Une femme est une femme) und Die Geschichte der Nana S ( Vivre sa vie: Film en douze tableaux).


Michel Legrand


Godard's Hommage an die amerikanische Pulp-Literatur, ist voller kleiner Spielereien und trägt mit seiner lockerleichten Art und seiner Experementierfreudigkeit dazu bei, dass ihm trotz eines stark verdichteten Drehbuchs, dennoch ein höchst amüsanter Film gelingt.

Michel Legrand, der sich für die komplette Musikuntermalung des Filmes verantwortet, unterlegt den Film mit einem passenden aber auch dezenten Jazz/Blues/Chansonsound, der spätestens mit der ikonischen wie auch spontanen Tanzszene von Anna Karina, Sami Frey und Claude Brasseur in einem Pariser Lokal, seine komplette Wirkung entfaltet. Eine Szene, die seinen Ikonenstatus nicht einfach so besitzt, Anna Karina ist so etwas wie der personifizierte Charme und Frey und Brasseur zeichnen sich durch ihre Lässigkeit und kühles Mimenspiel aus, ebenso war diese Szene Vorbild und Inspiration für Quentin Tarantinos, Pulp Fiction. Der sogar seine Filmproduktionsfirma danach benannte, A Band Apart.


Musikalische Bandbreite und weitere Jahre

Legrand wurde spätestens in dem Jahr 1964 zu einem begehrten Musiker im Filmgeschäft, so komponierte er nicht nur die Musik zu Bande à part sondern auch zum französischen Filmmusical Die Regenschirme von Cherbourg (Les Parapluies de Cherbourg) und wurde zum ersten Mal für einem Oscar nominiert. Und das auch vollkommen zurecht, so war der Film von Jacques Demy ein Meilenstein des Musicals und ist bis heute einer der besten seines Genres.



Er arbeitete jedoch nicht nur in Frankreich und war einer der prägnantesten Komponisten der Nouvelle Vague, sondern er arbeitete auch in Hollywood und mit vielen Größen der Musikbranche zusammen, u.a. Ray Charles, Ella Fitzgerald, Aretha Franklin, Bill Evans, Miles Davis und John Coltrane, für die er das Piano spielte oder dirigierte, zudem dirigierte er ein halbes Dutzend an Orchestern in den USA.

Sein Schaffen und seine Reputation im Filmgeschäft erreichte den Höhepunkt, ab dem Jahre 1968, in dem er den Soundtrack zu Thomas Crown ist nicht zu fassen vertont und für den Song "The Windmills of Your Mind" seinen ersten Academy Award erhält.

Hier eine kleine Kostprobe:



Seine Kompositionen zeichen sich durch eine hohe Stilsicherheit aus und er vermag es sein Repertoire an Jazz/Klassik/Blues/Variete/Chanson-Musik immer passend in die Filme mit einzubringen und die Szenen noch intensiver wirken zu lassen dazu aber auch ein gewisses Maß an Gefühl miteinzubringen, genauso werden große epochale Orchester von ihm eingesetzt. Er beherrscht also die gesamte Bandbreite, genauso war es bei ihm auch nicht knapp an innovativer Arbeit. Seine musikalische Untermalung zu "Les Parapluies de Cherbourg" war für seine Zeit absolut einmalig und revolutionierte das Musicalgenre und war auch maßgebend für seine großen Engagements in Hollywood.



Fazit

An dieser Stelle bin ich auch schon am Ende, so lässt sich doch zusammenfassen, dass Legrand einer der großen Meister in der Berufung des Komponisten ist. Das schöne ist, dass er bis heute immernoch aktiver Musiker ist und letztes Jahr noch durch Europa tourte und dabei scheinbar seine Leidenschaft nicht verloren hat. So sagte er in einem Interview im Jahr 2015.

Meine Neugierde ist grenzenlos, ich könnte das, was ich mache, sonst nicht machen. Komponieren steht bei mir an erster Stelle, dann kommen die Arrangements. Ich will etwas erschaffen. Ich bin Student, kein Professor.

Ich freue mich schon darauf, in Zukunft seinen Klängen zu lauschen und mich weiter durch seine Werke zu wühlen, ob nun in Filmen oder sonstigen Medien. Material dazu, gibt es ja genügend.

So kann ich nur jedem empfehlen, gerade wenn man Jazzmusik mag, sich mit diesem Mann auseinanderzusetzen. Glaubt mir. Es lohnt sich.


Linkliste

Friedsas - Zwischen Gewalt und dem Groove - stuck in the middle with you

Amarawish - Eine musikalische Geschichte

(VINCENTVEGA) - Michel Legrand - Eine verkannte Legende

pleasent28 - Rhythmus und Percussion in der Filmmusik

HannaLotta - And in this moment, I swear, we are infinite.

Absurda - Was ist Rock n Roll und wie viel ist davon noch übrig geblieben

alex023 - Soundtrack: Life

Elsa Waltz - Fantasia - Disneys ganz besonderer Zauber

chita91 - Soundtracks und Filme oder leg da einfach einen Song drunter

Grimalkin - Joe und Takeshi am Strand


blog me if you can

Artikelübersicht

FAQ

Das Thema für den 01.April lautet "Animalisch". Bei Interesse, meldet euch bei Grimalkin oder chita91!


Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News