Michael Caine darf endlich richtig fies werden

16.09.2009 - 12:25 Uhr
Alfred ist wütend. Sehr wütend.
Marv Films
Alfred ist wütend. Sehr wütend.
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Sir Michael Caine spielt die Hauptrolle im Film Harry Brown, welcher jetzt in Toronto vorgestellt wurde. Anfangs ein harmloser Rentner, darf Caine schon bald richtig fies werden und Bösewichte vermöbeln. Wie gefährlich der 76-jährige wirklich werden kann – findet es heraus!

Das in Toronto vorgestellte Erstlingswerk von Regisseur Daniel Barber schmückt sich gleich mit einem großen Star: Michael Caine höchstselbst spielt die Rolle des titelgebenden Harry Brown. Der Film wurde zunächst mit sehr gemischten Kritken bedacht, was nicht zuletzt an der kontroversen Prämisse des Films liegt.

Michael Caine spielt in Harry Brown einen Rentner, der täglich am Sterbebett seiner im Krankenhaus liegenden Frau wacht. Viel anderes interessiert ihn nicht, und so schlurft er teilnahmslos durch die heruntergekommene Londoner Nachbarschaft seines Hauses und ignoriert die allgegenwärtige Gewalt, den Drogenhandel und die Prostitution. Stattdessen hockt er zu Hause oder im Krankenhaus, kocht Tee, isst zum Frühstück seinen Toast und benimmt sich auch sonst wie ein trübsinniger britischer Rentner. Bis eines Tages sein guter Freund Leonard (David Bradley) das Opfer einer Gang wird, nachdem er sich zufällig in ihr “Territorium” verirrt hat. Harry (Michael Caine) wacht schlagartig auf und erkennt, das Gerechtigkeit von niemandem zu erwarten ist ausser ihm selbst. Seine Vergangenheit als Royal Marine kommt ihm da natürlich sehr gelegen, und wir Zuschauer werden nun Zeugen eines kaltblütigen Rachefeldzuges.

Viele sehen in dieser Rolle eine Parallele zu den Rache-Helden klassischer Western – vor allem zu dem Archetypen des friedlichen Typen, der von äußeren Umständen zu gnadenloser Gewalt gezwungen wird. So schreibt die Toronto City News dass Michael Caine hier wohl seinen inneren Dirty Harry rauslässt. Viele wollen auch eine urbane, britische Version von Gran Torino in dem Streifen erkennen – eine Idee, die vermutlich beiden Filmen Unrecht tut.

ScreenDaily bemängelt, dass die moralische Message des Films mehr als fragwürdig ist und die Darstellung der Gewalt zu drastisch und brutal. Timesonline moniert, dass die Rachefantasie eines Selbstjustiz übenden Rentners das Werk in billigen Sensationalismus abgleiten lässt.

Variety hingegen lobt das ehrliche und schonungslose Porträt der urbanen Hoffnungslosigkeit im Film. Vor allem aber lobt die Presse Michael Caine. Er glänzt in der Rolle durch die glaubwürdige Portätierung eines Mannes zwischen Schmerz, Angst und grenzenloser Wut. Die Kritiker wissen es zu schätzen, dass er hier eine Verletzlichkeit und emotionale Wandelbarkeit zeigt, welche ihm von seiner Rolle als Alfred beispielsweise nicht abverlangt wurde.

Schaut Euch ind diesem Sneak-Preview Interview dierekt aus Totonto an, was Michael Caine selbst über seine Rolle im Film denkt.

Der Film selbst dürfte die Gemüter erhitzen und aus gutem Grund einige Kontroversen hervorrufen. Michael Caine s eigene Einstellung stimmt da versöhnlicher: seine Kindheit in London, zufälligerweise nicht weit entfernt vom Drehort des Films, war geprägt von Armut und Not. Beim Dreh hatte er nicht das Bedürfnis, endlich mal aufzuräumen, sondern empfand eher Mitleid mit der perspektivlosen Jugend dort.

Eine Dosis dieser Nachdenklichkeit hätte dem Film sicher auch gut getan.

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