Mein erstes Mal ... klassisch verliebt

28.11.2011 - 08:50 Uhr
Welcher Klassiker hat es euch angetan? Mein erstes Mal...klassisch verliebt.
moviepilot
Welcher Klassiker hat es euch angetan? Mein erstes Mal...klassisch verliebt.
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Ein Gleichgewicht muss her. Nachdem unsere Redaktion letztes Mal über ihre am wenigsten geliebten Klassiker gesprochen hat, wird das Thema heute umgekehrt. Bei welchem Klassiker hattet ihr zum ersten Mal Schmetterlinge im Bauch?

Es kann jederzeit passieren. Vielleicht geschieht es bei einem DVD-Abend, vielleicht bei einer Retrospektive im Kino. Die Liebe hält sich nicht an die kleinen Pläne, die wir für unser Leben schmieden. Liebe kennt keine Altersunterschiede. Manchmal tritt ein Film in unser Leben und schon ist es um uns geschehen. Die alten Klassiker wissen einfach noch, wie wir richtig rumzukriegen sind. Vielleicht ist es ein Stanley Kubrick, dessen ungezogene Milchbubis und Obsidiansäulen uns neue visuelle Dimensionen erblicken lassen. Oder wir wähnen uns mit einem pausbäckigen Marlon Brando im italienisch-amerikanischen Verbrechenssumpf. Es dürfen gern auch faltige Aliens mit Heimweh oder Grammatikproblemen sein. Keiner sollte sich vor nichts schämen, denn Klassiker bleibt nunmal Klassiker.

Wann hat es euch zum ersten Mal erwischt? Berichtet von dem Klassiker, bei dem es wirklich Klick gemacht hat. Welcher altgediente Film landet immer wieder im DVD-Player? Hier, bei Mein erstes Mal könnt ihr euer überschwappendes Herz erleichtern, auch wenn es mal Klassiker gab, die echt enttäuschten.

Mattes achtet die Spielregel
Viele Klassiker haben mich gut unterhalten und einiges gelehrt. So richtig doll verliebt war ich aber das erste Mal in Die Spielregel. Jean Renoir versetzt mich in eine andere Zeit, wirft mich aber auch auf universell gültige Themen und Probleme zurück. Die Spielregel sagt etwas über die Welt und über den Film als Medium aus. Und beides tut er so virtuos und gleichzeitig persönlich, so kalkuliert und doch herzhaft, dass ich mich einfach verlieben musste in diese Wucht. Er ist technisch meisterhaft und zeigt eine Lebensliebe für eine Welt, die eigentlich zum Verzweifeln ist. Die Spielregel ist das Gegenteil von Nostalgie, nämlich zeitlose Herrlichkeit in Filmform.

Malte hat Angst vor Babies
Als ich seinerzeit nachts im Bett lag, lief zufällig Rosemaries Baby im Fernsehen. Seitdem hat kein anderer Film jemals wieder eine solche Angst bei mir hervorgerufen. Die Atmosphäre der Unsicherheit, die stillen Momente, in denen irgendetwas einfach nicht stimmt und alle vertrauten Menschen in Zweifel gezogen werden haben mich nicht mehr losgelassen. Nur langsam entdeckt die mit ihrem Mann in ein neues Mietshaus gezogene Rosemary (Mia Farrow), dass ihre Nachbarn und ihr Mann nicht die Personen sind, die sie vorgeben zu sein. Sie wird schwanger nach einer dämonischen Vergewaltigung im Traum und findet sich in einer Welt der Angst wieder, der sie bald nicht mehr entkommen kann. Besonders nicht bei dem, was da in ihr wächst. Der Film von Roman Polanski hat so starke Gefühle in mir hervorgerufen, dass ich ihn gleichzeitig liebe und fürchte.

Rae auf Schatzsuche
Meine Eltern und ich hatten über Jahre hinweg eine Tradition. Jedes Silvester holten wir uns Filme aus der Videothek und sahen diese gemeinsam an, bis die Uhr zwölf schlug. Eines Jahres fiel die Wahl auf Jäger des verlorenen Schatzes. Ich war sofort hin und weg von Dr. Henry Jones Jr. Der charismatische Schatzsucher und seine Abenteuer rissen mich sofort in ihren Bann. Er sorgte sogar dafür, dass einer meiner ersten Berufswünsche Archäologe war und ich mir dementsprechend Peitsche und Hut zum nächsten Geburtstag wünschte, weil ich glaubte, dass so etwas unbedingt zur Ausrüstung eines professionellen Schatzsuchers gehört. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass mir dieser Wunsch verwehrt blieb. So konnte ich natürlich auch nicht auf Schatzsuche gehen und musste stattdessen bei Archäologie in Filmform bleiben. Gut, dass Indy niemals langweilig wird.

Sophie fühlt sich wie Vom Winde verweht
Bei mir zu Hause wurden viele Klassiker geschaut, von Charlie Chaplin und Buster Keaton über Jacques Tati bis hin zu Roman Polanski und seinem Tanz der Vampire. Aber der Film, der mein Teenagerherz erstmals höher schlagen ließ, war Vom Winde verweht. Sicher gehört dieser nicht zwingend zu den filmisch anspruchsvollsten Werken, aber danach war hier ja nicht gefragt. Ob es an den schönen Kostüme, der dramatischen Liebesgeschichte oder dem attraktiven Setting in den amerikanischen Südstaaten lag, weiß ich nicht. Aber Vom Winde verweht eroberte mein Herz quasi im Sturm und bis heute kann ich mir den Film immer und immer wieder von Neuem ansehen.

Ines mag einen ganz, ganz Frühen
Der Student von Prag von und mit Paul Wegener aus dem Jahre 1913 hat es mir angetan. Für viele damalige Zuschauer wurde der Film ein einscheidendes Erlebnis und hat ihre Sicht auf das neue Medium Film geprägt. Als sich nämlich damals auf der Leinwand Balduin, der Prager Student, im Spiegel betrachtet und sein Spiegelbild aus der gläsernen Fläche heraustritt, um selbständig zu werden … da schrien die Zuschauer auf, bedeckten sich die Augen, konnten es nicht fassen. Auch ich habe den Film schätzen gelernt und bin immer wieder fasziniert, wie viel Themen und Möglichkeiten bereits in ihm stecken, die später alle irgendwo auftauchten: ein echter Klassiker eben.

Wann wart ihr das erste Mal klassisch verliebt?

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