Kleine Oscar-Überraschungen bieten Spannung

03.02.2010 - 10:05 Uhr
American Academy
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In diesem Jahr hat es die Academy schwer, denn es geht wieder einmal um die Zukunft des Kinos: Auf der einen Seite haben wir traditionell erzähltes Kino mit Tiefgang, auf der anderen Seite computergeneriertes 3D-Kino für den Massengeschmack.

Der Oscar 2010 wird nicht nur als jenes Oscar-Jahr in die Geschichte eingehen, in dem wieder 10 Filme in der Kategorie Bester Film nominiert sind. Es wird auch deshalb Eingang in die Filmgeschichte finden, weil sich selten so deutlich zwei verschiedene Arten des Filmemachers gegenüberstanden. Gerechterweise haben sich die Academy-Verantwortlichen einer Vorentscheidung enthalten und jeweils neun Nominierungen für Avatar – Aufbruch nach Pandora von James Cameron und Tödliches Kommando – The Hurt Locker von Kathryn Bigelow ausgesprochen. Das Avatar – Aufbruch nach Pandora so viele Nominierungen erhält, war wahrscheinlich, aber die kleine Überraschung ist dann doch, dass Tödliches Kommando – The Hurt Locker so gut dagegen halten konnte. Dass der Film mit Drehbuch, Hauptdarsteller (Jeremy Renner), Regie und Bester Film mithalten kann, schien klar, aber nun punktet er auch in den technischen Kategorien. Das ist eine kleine Sensation und spricht für die Academy.

Nun müssen die Academy Mitglieder entscheiden. Was werden sie wohl wählen: den technisch perfekt umgesetzten Blockbuster für den Massengeschmack oder die Kriegs-Sozialstudie mit politischem Anspruch? Eigentlich hätte die Academy sich die Entscheidung, 10 Filme für die wichtigste Kategorie auszuwählen, in diesem Jahr schenken können: Im Widerstreit zwischen diesen beiden Werken steckt beim Oscar alle Spannung – moderner Blockbuster vs. politisches Kino, Publikumskino vs. Arthouse, Multiplex vs. Festivalfilm, Massenware vs. Kunstanspruch, Ex-Ehemann vs. Ex-Ehefrau, Mann vs. Frau. Was für ein Drehbuch für die Oscar-Gala!?

Positive wie negative Überraschungen gibt es auch in der Kategorie Bester Film. Immerhin hat Inglourious Basterds 8 Nominierungen erhalten. Zwar ist relativ unwahrscheinlich, dass sich die Nazi-Satire von Quentin Tarantino als lachender Dritter freuen kann, aber dass die American Academy auf einen Geschichtsbetrachtung setzt, die mit der History überaus eigenwillig und frei umgeht, ist erstaunlich. Bestes Drehbuch, Bester Nebendarsteller, vielleicht Bester Film und Beste Regie war erwartet worden, aber dass der Streifen noch mehr Nominierungen erhalten hat, ist für Kenner doch wieder eine kleine Überraschung und dürfte besonders unsere moviepilot-Community freuen.

Auch Oben, der Pixar-Animationsfilm, ist als Bester Film noniniert und auch hier beschreitet die Academy neue Wege. Schon im letzten Jahr war das Gejammer groß, als Wall-E nicht in dieser Kategorie nominiert wurde. Jetzt ehrt die Academy die rasanten Entwicklungen im Animationsbereich. Zeichentrick ist nicht mehr nur was für Kinder, hier werden erwachsene Geschichten mit Anspruch erzählt.

Natürlich dürfen wir nicht den deutschsprachigen Film vergessen. Besonders unsere österreichischen Nachbarn dürfen sich freuen: Gleich drei Nominierungen gab es für sie. Der Schauspieler Christoph Waltz, der Kameramann Christian Berger und der Film Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte. Vergessen wir nämlich nicht, dass der Regisseur Michael Haneke ein Österreicher ist und der Film eine Koproduktion. Deutschland war nur etwas cleverer und geschickter beim Einreichen des Films. Wir sind gespannt, wie das Rennen beim diesjährigen Oscar ausgehen wird.

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