King of Comedy - Martin Scorseses König des Etikettenschwindels

31.10.2017 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
King of Comedy mit Robert De Niro20th Century Fox
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Mit dem Titel King of Comedy und Jerry Lewis in einer tragenden Rolle wurden die Erwartungen vieler Zuschauer nicht getroffen. Ich möchte Martin Scorseses Drama trotzdem mein Herz für Klassiker ausschütten.

Obwohl King of Comedy 1982 mit Martin Scorsese, Robert De Niro und Jerry Lewis einen der besten Regisseure, einen der besten Charakter-Darsteller und einen der besten Comedians seiner Zeit vereinte, war der Film ein finanzieller Misserfolg und fliegt auch heute noch unter dem Radar vieler Fans der oben genannten Legenden. Tatsächlich war es einer der erfolglosesten Filme Scorseses. Dabei handelt es sich - wie bei jeder De Niro Scorsese-Zusammenarbeit - um ein erstklassiges Drama, in diesem Fall gespickt mit schwarzem Humor. De Niro stellte als verzweifelter Comedian schon recht früh in seiner Karriere seine Vielseitigkeit unter Beweis. Viele Leute hatten unter einem Film namens King of Comedy mit Jerry Lewis eben leichtere Kost erwartet, als ein Drama, das die Medien und den Traum vom Ruhm auf die Schippe nimmt.

Stalker, der holprige Weg zum Ruhm und Realitätsverlust in King of Comedy

King of Comedy begleitet Rupert Pupkin (Robert De Niro), der von seinen Mitmenschen gerne mal fälschlicherweise Rupert Pumpkin genannt wird, beim Verfolgen seines Traums. Er denkt nämlich, er sei dazu prädestiniert der nächste Stern am Comedy-Himmel zu werden. Nur leider ist der Gute eben nur bedingt witzig, deshalb schlägt er einen ziemlich fragwürdigen Weg ein, um sein Ziel zu erreichen. Erst lauert er seinem Vorbild Jerry Langford (Jerry Lewis) nach seinem Auftritt auf und drängt sich in sein Auto, um eine Rolle in seiner Show zu ergattern. Nach einer vagen Zusage, die Langford Pupkin gibt, um ihn loszuwerden, lungert der dauernd vor Langfords Büro rum, um ihn anzutreffen - vergebens. Gemeinsam mit Stalker-Freundin Masha (Sandra Bernhard) beschließt er also, sein großes Idol zu entführen, um einen Auftritt in seiner Show zu erzwingen.

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Ähnlich wie schon in Scorseses Taxi Driver, überzeugt De Niro auch in King of Comedy als Psychopath, der den Bezug zur Realität schon lange links liegen gelassen hat. Um seinen Traum zu erfüllen, ist eine Entführung für den Einzelgänger das normalste auf der Welt. Später, als Pupkin die Grenze des gesetzlich Erlaubten längst überschritten hat, beschreibt er sein Opfer Jerry Langford immer noch als einen engen Freund. Die verrückte Geschichte verhilft ihm tatsächlich zum Erfolg, seine Autobiographie wird zum Bestseller.

Jerry Langford erfüllt Rupert Pupkin endlich seinen Wunsch

Der ernste Jerry Lewis

Der vor wenigen Monaten verstorbene Jerry Lewis gilt als einer der einflussreichsten Comedians in Hollywood. Er machte als Autor, Filmemacher, Schauspieler und Komiker von sich reden. Stars wie Robert De Niro und Jerry Seinfeld nannten ihn als Inspiration und guten Freund. Bereits im Kindesalter sammelte er gemeinsam mit seinen Eltern erste Bühnenerfahrung, bis er nach der 10. Klasse die Schule abbrach, um sich seiner Karriere zu widmen. Gemeinsam mit dem Sänger Dean Martin bildete er nach dem Zweiten Weltkrieg das Comedy-Duo Martin & Lewis. Die beiden waren gemeinsam nicht nur in ihrer eigenen Show auf NBC, sondern auch in 16 Filmen zu sehen. Darunter waren zum Beispiel Der Agentenschreck und Schrecken der Division.

In King of Comedy zeigte Jerry Lewis 1982, dass er viel mehr kann, als Witze zu reißen. Auf der Bühne stets gut gelaunt, im Privatleben grantig und schnell genervt. So könnte man seine Rolle des Jerry Langford beschreiben. Als zynischer Stand-Up-Comedian überzeugte er die Kritiker und Fans. Viele Zuschauer waren verwundert von seinem schauspielerischen Talent, denn ernstere Rollen kannte man von Lewis bis dato kaum.

Ein Film so erfolglos wie sein Protagonist

Vielleicht war eben das das Problem an den Kinokassen. Zuschauer wollten lieber über den typischen Jerry Lewis lachen, als das Leben eines Psychopathen erläutert zu bekommen. Ich persönlich habe den Film wegen seines Titels auch lange Zeit gemieden. Robert De Niro als Comedian schreckte mich irgendwie ab. King of Comedy konnte gerade mal ein Achtel seiner Produktionskosten einspielen und brachte Scorsese und Co auch keine großen Auszeichnungen ein.

Als großer Fan von Martin Scorsese und Robert De Niro im Doppelpack habe ich mir den Film dann doch angesehen und wurde positiv überrascht. Vor allem die Szenen mit Rupert und seiner bekloppten Freundin Masha wussten mich zu überzeugen. Natürlich ist King of Comedy keine Komödie im klassischen Sinn, die Mediensatire und überzogene Darstellung des Star-Wahnsinns bringen einen trotzdem immer wieder zum Schmunzeln. Der Zuschauer merkt, wie Lewis und De Niro in ihren untypischen Rollen förmlich aufgehen. Der junge De Niro abseits der Unterwelt ist doch ziemlich erfrischend.

Wie fandet ihr King of Comedy?

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