Jugendbuch-Reihen im Kino: Nicht jedes Scheitern ist gleich

19.08.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
(Noch) unbeendete Jugend-Franchises: Percy Jackson, The Darkest Minds , DivergentFox / Fox / Concorde
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Immer wieder scheitern die Verfilmungen von mehrteiligen Jugendbuch-Reihen daran, nach dem ersten Film weitere Sequels hervorzubringen. Doch wenn wir es genau betrachten, ist nicht jede abgebrochene Adaption ein Versagen.

Genau wie andere Bücher, werden auch Jugendromane immer wieder fürs Kino adaptiert und häufig handelt es sich bei den verfilmten Büchern nicht nur um abgeschlossene Geschichten, sondern um den ersten Roman einer Reihe. Erst diese Woche wurde zum Beispiel mit dem Kinostart von The Darkest Minds - Die Überlebenden ein dystopischer Trilogie-Auftakt nach den Büchern von Alexandra Bracken für das jugendliche Publikum in Angriff genommen. Die Hoffnung, dass daraus eine erfolgreiche Kinofilm-Reihe entstehen könnte, ist nicht schwer zu durchschauen. Doch statt Sequels hervorzubringen, passiert es viel häufiger, dass die begonnenen Jugendbuch-Reihen nach einem Film nicht fortgesetzt werden. Doch dieses Scheitern muss nicht bei allen Adaptionen die gleichen Auswirkungen haben.

Nicht fortgesetzte Jugendbuch-Filmreihen: Warum Scheitern nicht gleich Scheitern ist

Außerst selten entwickeln sich die "Young Adult"-Stoffe zu erfolgreichen weltumspannenden Franchises wie den vier Hunger Games-Filmen, den fünf Twilight-Abenteuern, der Maze Runner-Trilogie oder gar den acht Harry Potter-Verfilmungen. Doch dass Einspielergebnisse und Besucherzahlen über die Fortführung einer Filmreihe entscheiden, ist nichts Neues und längst nicht nur ein Jugendfilm-Phänomen. Mich interessiert hierbei nicht so sehr der Grund des jeweiligen Scheiterns (denn was ein guter Film ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden), sondern eher der Umgang mit einer unabgeschlossenen Geschichte. Denn einen solchen bringt der Abbruch einer angefangenen Buchreihe fast unweigerlich mit sich.
Franchise-Vorbild: Jugendbuch-Reihe der Hunger Games

Am schmerzlichsten ist der frühzeitige Abbruch eines geplanten Jugend-Franchises natürlich, wenn hier der erste Film die Tür in eine Welt aufstößt, durch die der Zuschauer dann doch nicht weiter gehen darf. Das geschah beispielsweise in Vampire Academy, Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter, Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse, Chroniken der Unterwelt - City of Bones und Der Goldene Kompass, wo all das Worldbuildung des "Einführungsfilms" nicht nutzte: Teil 2 blieb aus und Fans bekamen keine Fortführung der offengelassenen Geschichte zu sehen. Dass bei vielen das Interesse an einer vollständigen Umsetzung aber durchaus vorhanden war, lässt sich daraus schlussfolgern, dass die letzten drei genannten (im Kino versagt habenden) Filme mittlerweile einen zweiten Anlauf als Serie spendiert bekamen. So erhielt die Story für Anti-Leseratten eine Chance auf ein richtiges Ende. Andere Franchises waren da hingegen von vornherein vorsichtiger: Sie planten zumindest einen "gefühlten Abschluss" von vornherein mit ein.

Jugendbuch-Adaptionen: Vorsichtige Abgeschlossenheit und Fortsetzungspotenzial

Manche Jugendbuch-Adaptionen scheinen es von vornherein gar nicht auf ein Sequel anzulegen. Der diesjährige Film Letztendlich sind wir dem Universum egal besitzt zum beispiel eine so abgeschlossene, runde Geschichte, dass ich ganz erstaunt war, zu erfahren, dass der Autor hierzu noch weitere Roman hervorgebracht hatte. Das hängt natürlich häufig auch mit der Buchvorlage zusammen, die wie bei Ein ganzes halbes Jahr durchaus auf den Neubeginn oder die Neuausrichtung einer Geschichte setzen kann, ohne dabei eine zu starke Abhängigkeit zwischen den Teilen heraufzubeschwören.

Die Narnia-Strategie: in sich abgeschlossene Filme eines Ganzen

Doch auch solche Filme, die durchaus als klare Reihe funktionieren, arbeiten häufig mit einer gewissen Absicherung. Weil Erfolg nicht berechenbar ist, wissen die Filmemacher zwar um das schlummernde Franchise-Potenzial ihrer Adaption, gehen beim ersten (und vielleicht letzten) Film aber trotzdem kein Risiko der Unabgeschlossenheit ein. So hatte zum Beispiel der erste Film der Tribute von Panem-Reihe (genau wie seine Buchvorlage) ein vorzeigbares Ende, während Teil 2 sich seiner Sache schon sicherer war und deshalb einen Cliffhanger wagen konnte, der das Publikum nach Teil 3 lechzen ließ. Auch die zwei Percy Jackson-Filme sind so gestrickt, dass sie als einzelne Abenteuer funktionieren: Sie schließen keine Fortsetzung aus, bleiben aber auch nicht in der Leere hängen, wenn wahrscheinlich keine Sequels mehr produziert werden. Eine ähnliche Herangehensweise lässt sich bei den drei bisher Filme der Chroniken von Narnia beobachten, deren Romanvorlagen ohnehin nur wenige Querverweise untereinander haben.

Diese Pseudo-Abgeschlossenheit Cliffhanger-loser erster Teile ließ sich zuletzt auch bei Filmen wie Tintenherz, Jumper, Ender's Game und Warm Bodies finden. Eine Nicht-Weiterführung der Geschichte schadete den jeweiligen alleinstehenden Film hier nicht. Selbst das Divergent-Franchise, dessen vierter Kinofilm nach dem gefloppten 3. Teil abgesagt wurde und sich nun an eine TV-Beendigung, aber ohne Hauptdarstellerin, klammert, könnte (meiner Meinung nach) durchaus als abgeschlossen betrachtet werden, wenn da nicht die Buchvorlage wäre, die ein deutlich anderes Ende als das von Allegiant bereithält.

Die Insel der besonderen Kinder

Verfilmte Jugendreihen: Offene Enden und Buch-Verkäufe

In meinen Augen gilt außerdem: Auch ein offenes Ende kann ein Abschluss sein, zumindest in manchen Fällen. Es gibt genug (Nicht-Franchise-)Filme, die das bewiesen haben. Die Fantasie des Zuschauers reicht hier aus, um sich die weiteren Abenteuer ihrer Helden auszumalen. Nur weil Tim Burtons Die Insel der besonderen Kinder am Ende einen Aufbruch zeigt, brauche ich zum Beispiel keine Zusicherung, dass auch die nachfolgenden Jugendbuch-Bände noch verfilmt werden. Nicht immer schadet die Entscheidung gegen eine Weiterführung also der Geschichte. Besonders Interessierte können zur Not ja danach immer noch die Buchvorlage zur Hand nehmen, wenn sie es noch nicht längst getan haben.

Zumindest aus der Sicht einer Romanvorlage kann die Verfilmung einer Buch-Reihe also eigentlich nur von Vorteil sein - ganz egal, ob der Film anschließend als Franchise Erfolg hat oder nicht. Denn schon allein durch die Ankündigung einer Adaption steigt das Interesse an dem literarischen Werk und die Buch-Verkäufe steigen mit. Wenn dann daraus eine Reihe entsteht: umso besser. Denn mehr Filme bedeuten natürlich auch mehr Aufmerksamkeit für die Vorlage.

Zu welchem fortsetzungslosen Jugendbuch-Franchises hättest du gerne ein Sequel gesehen?

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