Jared Leto ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten Hollywoods und das nicht nur wegen seiner ausgefallenen Frisuren und Outfits. Neben seinem wandelbaren Äußeren ist er auch vielseitig talentiert. Während manche von einer Karriere als Musiker träumen und andere in Hollywood groß rauskommen möchten, ist Jared Leto beides: Oscar-Gewinner und Rockstar. Da es sich hier um eine Filmseite handelt, wollen wir uns aber nicht um seine Band 30 Seconds to Mars kümmern, sondern um sein filmischen Schaffen. Dabei fallen vor allem zwei Dinge auf.
Erstens ist Jared Leto enorm wandelbar. Obiges Bild zeigt den Schauspieler als übergewichtigen Mörder von John Lennon in Chapter 27, als aalglatten Gangster in Lonely Hearts Killers, als langhaarigen Sandalenträger Hephaistios in Alexander und als kriminellen Clown-Pimp Joker in Suicide Squad. Darüber hinaus spielte er in Der schmale Grat einen Soldaten unter der Regie von Terrence Malick, in Fight Club bekam er als blonder Schönling von Edward Norton eine brutale Tracht Prügel, in American Psycho erlitt er als Banker und Rivale von Christian Bale ein ähnliches Schicksal und in Lord of War war er der Bruder von Nicolas Cage. Unter all dieser Vielfalt sind Jared Letos denkwürdigste Auftritte noch gar nicht dabei. Welche das sind schauen wir uns später an.
Erstmal kommen wir zum zweiten auffälligen Merkmal seiner Arbeit: Jared Leto ist Method-Actor durch und durch. Seine verrückten Eskapaden am Set von Suicide Squad sind hinlänglich bekannt. So verkörperte er den Joker nicht nur während des Drehs, sondern ging einen Schritt weiter und machte Margot Robbie und den anderen Darstellern verstörende Geschenke, wie lebendige Ratten oder benutzte Kondome. All das, nur um in die verrückte Psyche seiner Figur einzutauchen. Doch nicht nur seine Kollegen zieht er in Mitleidenschaft. Für seine Rollen nimmt er selbst enorme Anstrengungen und sogar gesundheitliche Schäden in Kauf. So zum Beispiel bei Chapter 27, für den er über 30 Kilogramm zunahm und daraufhin an Gicht erkrankte . Leidenschaft ist, was Leiden schafft: Diesen Spruch verkörpert Jared Leto wie kaum ein anderer. Mit drei weiteren Beispielen will ich euch zeigen, welche Anstrengungen er auf sich nimmt, um in seine Rollen zu schlüpfen.
Extrem mager in Requiem for a Dream
Die massive Gewichtszunahme für Chapter 27 ist zwar beeindruckend, doch
in Sachen körperlicher Tranformation hatte Jared Leto bereits zuvor
Erfahrungen gemacht. In Requiem for a Dream
spielte er einen heroinsüchtigen jungen Mann und musste dafür Gewicht
verlieren. Zwar waren es "nur" rund 11 Kilogramm, die er für die Rolle abnahm ,
doch das reichte bei Letos ohnehin schon schlanker Figur bereits aus,
um ihn in eine magere und krank wirkende körperliche Verfassung zu
bringen.
Allerdings war es nicht nur sein Erscheinungsbild, das ihn in Requiem for a Dream so glaubwürdig machte. Einen Teil seiner Vorbereitung auf den Film verbrachte er auf den Straßen New Yorks mit echten Heroinabhängigen. Dort bekam er die verheerende Wirkung der Droge zu spüren. Während Menschen, die er am Tag zuvor noch gesehen hatte, an Überdosis starben, ging für die Süchtigen der Alltag weiter. Eine sicherlich schreckliche Erfahrung, doch für Jared Leto hat sich der Einsatz gelohnt. Seine starke Performance in Darren Aronofskys Meisterwerk war ein Meilenstein in der noch jungen Karriere des späteren Oscargewinners.
Extrem alt in Mr. Nobody
9 Jahre später - Jared Leto war mittlerweile ein angesehener und erfahrener Schauspieler - drehte er den Film Mr. Nobody. Dort schlüpfte er gleich in mehrere Varianten der Titelfigur Nemo Nobody, die sich auf unterschiedlichen Zeitsträngen unterschiedlich entwickelte. So wechselte er zwischen einem Philosophen mit Hornbrille, einem verwahrlosten Poolreiniger und einem reichen Poolbesitzer hin und her. Das stetige Ändern seiner Persönlichkeit war für den Method Actor eine ganz neue und einzigartige Herausforderung. Anstatt sich wie gewohnt voll und ganz in eine bestimmte Psyche hineinzuversetzen, musste er nun oft zwischen den Charakterzügen und Verhaltensmuster seiner Figur hin und her wechseln.
Unter all den verschiedenen Varianten von Nemo Nobody ist die 118 Jahre alte Version, die wohl auffälligste. Unter etlichen Schichten Make-Up verrät nur das Funkeln seiner Augen, dass es sich bei dem Mann unter der Maske um Jared Leto handelt. Hier wurde dem Method Acting allerdings Grenzen gesetzt, denn um die Figur authentisch zu verkörpern, hätte er knapp 80 Jahre warten müssen und das wäre wohl selbst für Jared Leto zu viel des Guten gewesen. Für den schrumpeligen Look war er deshalb auf die Maskenbildner angewiesen und musste dafür an jedem Drehtag erstmal einige Stunden still sitzen bleiben, während diese sein Gesicht transformierten - auch nicht jedermanns Sache.
Extrem feminin in Dallas Buyers Club
Dallas Buyers Club ist Jared Letos bisheriger Karriere-Höhepunkt. Für seine Rolle der HIV-infizierten Transgender-Frau Rayon wurde er mit Preisen überschüttet, unter anderem mit dem Oscar für die Beste Nebenrolle. Zwar musste der Film durchaus Kritik einstecken, da er die Rolle mit Jared Leto anstatt einer echten Transgender-Frau besetzte, allerdings ändert das nichts an dessen herausragender Performance. Viele andere hätten aus dieser Rolle eine Karikatur gemacht, sich übertrieben in vermeintlich weibliche Gestiken und Verhaltensmuster gestürzt und diese in peinlich überspitzter Form wiedergegeben. Jared Leto verhält sich ruhig. Anstatt wild zu rotieren, macht er das, was er am besten kann: Sich tief in das Innenleben seiner Rolle hineinversetzen und sich darstellerisch zurückhalten. Ein Blick reicht ihm aus, um die inneren Qualen seiner Figur offenzulegen. Jared Leto schafft es scheinbar spielend leicht, uns Rayon als eine hochspannende und faszinierende Person zu präsentieren. Die Hingabe und akribische Arbeit dahinter, ist ihm dabei kaum anzumerken.
Wir dürfen gespannt sein, welche Persönlichkeiten Jared Leto in Zukunft annehmen wird. Im nächsten Jahr wird er in einer unbekannten Rolle in Blade Runner 2049 zu sehen sein und in The Outsider spielt er einen ehemaligen US-Soldaten, der sich der japanischen Mafia anschließt. Außerdem hat er noch einiges als Joker im DC Extended Universe nachzuholen. Nun gönnen wir ihm aber erstmal eine Pause und sagen: Alles Gute zum 45. Geburtstag, Jared Leto!
Was haltet ihr von Jared Leto?