Ich, Lügen und Die Katze auf dem heißen Blechdach

15.09.2015 - 09:45 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Die Katze auf dem heißen BlechdachWarner Home Video
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Wo gibt es sie nicht? Die kleinen und großen Lügen innerhalb einer Familie? In Die Katze auf dem heißen Blechdach treibt Regisseur Richard Brooks dieses Lügenspiel auf die Spitze. Mit den überragenden Darstellern Elizabeth Taylor und Paul Newman.

Die Katze auf dem heißen Blechdach ist der erste Film mit Elizabeth Taylor und Paul Newman, den ich gesehen habe, und ich habe mich sofort verliebt. Die beiden spielen das Ehepaar Brick und Maggie, deren Ehe nach nur drei Jahren schon am Ende ist. Brick, ein ehemaliger Football-Star, bricht sich am Vorabend des Geburtstags von Big Daddy (seinem Vater) den Knöchel. Dazu kommt, dass Brick ein starker Trinker und Big Daddy schwer an Krebs erkrankt ist. Das bringt auch Bricks Bruder und seine Schwägerin mit den fünf Kindern auf den Plan, die wie Maggie ein finanzielles Interesse am Ableben von Big Daddy haben. Der Erbschaftsstreit spitzt sich zu und bald schon brechen alle Dämme. Die Adaption des Theaterstücks von Tennessee Williams bekommt mein Herz für Klassiker.

Warum ich Die Katze auf dem heißen Blechdach mein Herz schenke

Die ersten zehn Minuten des Films sind schon Grund genug, um mein Herz dem Film Die Katze auf dem heißen Blechdach zu schenken. Da steht ein junger Mann nachts auf dem Sportplatz einer Highschool und versucht über Hürden zu springen. Seine Trunkenheit und die - für den Zuschauer bis jetzt noch mysteriösen - Stimmen in seinem Kopf spielen ihm aber einen Streich und er stürzt. Komplett lethargisch und mal wieder mit einem Drink in der Hand liegt Brick am Tag darauf wieder auf dem Sofa, umgarnt von Maggie, die ihn aber noch nicht einmal berühren darf. Es liegt noch mehr in der Luft als nur Hürden und schon bald wird klar, dass es der Selbstmord seines Freundes Skipper ist, der Brick verfolgt. Die gebrochene Krücke unter Bricks Arm wird zum Sinnbild eines gebrochenen Menschen, der Schlafanzug zur Metapher eines müden Mannes, die Störungen durch die lauten Nichten und Neffen zum Running Gag des Dramas.

Die Katze auf dem heißen Blechdach


Warum auch andere Die Katze auf dem heißen Blechdach lieben werden

Regisseur Richard Brooks schafft es, diese Geburtstagstragödie herrlich unkompliziert und doch nicht einfach zu erzählen. Basierend auf der Vorlage von Tennessee Williams schuf er ein Drama, welches jeden einzelnen Charakter an nur einem Abend in New Orleans Raum zur Entfaltung lässt. Dabei setzt er die kinematographischen Mittel leise ein und lässt diese den Dialog nicht übertrumpfen. Stattdessen funktionieren sie Seite an Seite. Während die Streitereien in Big Daddys Villa immer heftiger werden, zieht beispielsweise draußen ein Unwetter auf. Als die Gefühle überkochen und Brick und seine Familie einander endlich die Wahrheit sagen, prasselt der Starkregen über New Orleans und tränkt die Protagonisten in einer Flut von Emotionen. Nach der Mitteilung der unheilbaren Krankheit ertönt ein tobender Donnerschlag, der fast wie das schrille Klingeln eines Weckers klingt.

Dabei spielen Elizabeth Taylor, Paul Newman und Burl Ives ihre Rollen so stark, dass mich diese Geschichte fesselte. Und auch andere scheinen von dem Kammerspiel nicht genug zu bekommen. Nicht ohne Grund wurde Die Katze auf dem heißen Blechdach noch ein weiteres Mal fürs Fernsehen verfilmt. Außerdem wurde mit Scarlett Johansson ein Revival auf den Broadway geschickt (wir berichteten).

Die Katze auf dem heißen Blechdach


Warum Die Katze auf dem heißen Blechdach die Jahre überdauern wird

Das Drehbuch von Die Katze auf dem heißen Blechdach beschreibt universelle Probleme, Familienkrisen, Werte und Moralvorstellungen, die es auch heute noch gibt und auch in 50 Jahren noch geben wird. Wenn Brick mit Big Daddy im Keller auf Spurensuche in Sachen Vergangenheit geht und Big Daddy, der Tyrann, plötzlich wieder zum kleinen Jungen wird, rollen bei mir die Tränen. "Maybe he gave you more than just a suitcase, he gave you love", so oder so ähnlich fasst Brick diesen intimen Moment vollkommener Zerbrechlichkeit und Intimität zusammen. Denn es ist in genau diesem Moment, dass Big Daddy, der sonst immer nur Zynismus übrig hat, seinen menschlichen Charakter offenbart.

Mit der Zeile "Mendacity is a system we live in" (Wir leben in einem verlogenem System) umschreibt Autor Tennessee Williams bereits zum Beginn des Dramas jenen Umstand, der leider wohl nicht universeller und zeitloser hätte sein können. Eine Lüge ist manchmal schneller erzählt als die Wahrheit und wer gibt nicht manchmal, aus welchen Gründen auch immer, vor, jemand anderes oder anders zu sein, als er ist? Unwahrheiten können aber auch schnell ein heißes Blechdach werden, auf dem sich Katze und Kater die Pfote verbrennen.

Welcher 50er Jahre-Film ist euer Liebling?

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