Der Zusatz "nach wahren Begebenheiten" ist ein Siegel, das die wenigsten Horrorfilme vorweisen können. The Pope's Exorcist hat dieses Vergnügen, weil er auf den Memoiren * von Pater Gabriele Amorth basiert, dem einstigen Chef-Exorzisten des Vatikans. Seine Schriften sind, wie der Film versichert, "wirklich gute Bücher". Wie viel Wahrheit im feurig-epischen Dämonen-Kampf wirklich steckt, sei dahingestellt. Aber dank Gladiator-Star Russell Crowe ist das Film-Ergebnis, das heute, am 6. April 2023, im Kino startet, eine teuflisch unterhaltsame Angelegenheit.
The Pope's Exorcist ist ein typischer Exorzisten-Film mit untypischem Exorzisten
Der katholische Priester Gabriele Amorth (Russell Crowe) hat sich zur Handlungszeit des Films, Ende der 1980er, seinen Posten als Chef-Exorzist bereits verdient. Er eckt mit seiner unkonventionellen Art im Vatikan aber auch an, da er viele "besessene" Opfer lieber an Ärzte überweist. Doch der Papst (Franco Nero!) steht hinter ihm und so kommt bei einem neuen Fall in Spanien nur einer als entsandter Dämonen-Profi infrage: In einer alten renovierten Abtei zeigt der junge Henry (Peter DeSouza-Feighoney) Zeichen einer übernatürlichen Besessenheit und Amorth soll ihn untersuchen.
Auf den ersten Blick präsentiert sich The Pope's Exorcist als klassischer Vertreter des Exorzisten-Films: Wir haben die besorgte Mutter (Alex Essoe), die rebellische Tochter (Laurel Marsden), den besessenen Jungen und den erfahrenen Exorzisten mit einem jüngeren Priester-Neuling (Daniel Zovatto) an seiner Seite. Menschen werden durch Räume geschleudert, Kinder sprechen mit verzerrter Stimme und Gesichter nehmen entstellte Formen an. Das volle Programm, wie Der Exorzist es 1973 vorgemacht hat.
Dass The Pope's Exorcist dem Bannkreis des unzählige Male kopierten Genres trotzdem entkommt, ist Russell Crowe zu verdanken. Denn der Gladiator-Star kehrt nach Rom zurück und spielt sein historisches Vorbild so verschmitzt, dass sich sein Spaß unweigerlich auf das Publikum überträgt. Er spricht mit italienischem Akzent und fährt stilsicher eine winzige Vespa, die jedes Papamobil in den Schatten stellt. Gelegentlich flucht er, trinkt, schwingt den Vorschlaghammer oder nutzt Weihwasser, um seinen Schweiß abzuwaschen. Im Vorbeigehen schäkert er mit Nonnen und sein größter Albtraum ist es, dass Frankreich Fußballweltmeister wird. Er hat eine tragische Vergangenheit, aber auch Humor, weil "der Teufel keine Witze mag".
Russell Crowes Gottesmann mag trotz seines festen Glaubens der weltlichste Priester sein, der uns je untergekommen ist. Dennoch ist die ungewöhnliche Hauptfigur ein Segen. Sie bringt den nötigen frischen Wind in ein angestaubtes Erzähl-Schema und hilft The Pope's Exorcist im nächsten Schritt sich weiterzuentwickeln.
The Pope's Exorcist lässt Horror zum Spektakel reifen
Schon Russell Crowes Komik bringt The Pope's Exorcist immer wieder an die Grenze zum liebevollen Trash. Spätestens wenn gegen Ende blutüberströmte nackte Frauen gegen Priester kämpfen, sollte aber allen klar sein, dass dieser FSK-16-Streifen kein Werk religiöser Bescheidenheit ist, sondern ein Horror-Blockbuster sein will.
Alles, was hier geschieht, passiert mit großer Geste. Wofür der Horror-Film sich zum Glück nicht entschuldigt. Entweder man hat Spaß an Russel Crowes Freidrehen und der Ekstase des höllischen Kirchen-Kriegs oder eben nicht. Ein Dazwischen existiert nicht. Den Exzess von Explosionen, Verwandlungen und Effekten in der zweiten Hälfte nutzt The Pope's Exorcist schließlich, um sich von der Masse ähnlicher Filme abzuheben und loszusagen.
Beachtenswert: Hier ist das Interesse am Exorzisten stärker als an den Besessenen. Hier wird eine teuflische Verschwörung auf dem Gerüst des Bekannten errichtet. Hier werden Dämonen ebenso ausgetrieben wie falsche filmische Zurückhaltung. Ob diese Ganz-oder-gar-nicht-Rechnung für The Pope's Exorcist aufgeht, muss das (un)gläubige Kino-Publikum des zufällig zu Ostern starteten Horrorfilms entscheiden.
Fortsetzungs-Potenzial ist am Ende auf jeden Fall vorhanden. Und bei so viel Freude, wie Russell Crowe mit seinem spitzbübischen Pater ausstrahlt, wäre er sicherlich jederzeit wieder dabei.
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