Glückwunsch, Jurassic World 3: Das ist die dümmste Idee der Jurassic Park-Geschichte

15.06.2022 - 15:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Jurassic World 3: Ein neues ZeitalterUniversal
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Die Jurassic World-Filme waren nie für ihren intellektuellen Anspruch bekannt, aber Teil 3 Ein neues Zeitalter hat eine Idee, die so dumm ist, dass es keinen Spaß mehr macht.

Dummheit hat ein viel zu schlechtes Image. Also zumindest in Filmen. Ohne dumme Figuren-Entscheidungen gäbe es zum Beispiel 60 Prozent aller Horrorfilme nicht. Das wäre schade.

Die Jurassic-Filme leben seit Teil 1 von der Dummheit ihres Personals, immerhin muss man erstmal so dumm sein, riesige Bestien in einen Vergnügungspark zu stecken. Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter erklimmt durch eine neue Idee jedoch ein zerstörerisches Level an Idiotie, das die Reihe in bald 30 Jahren nicht erreicht hat. Herzlichen Glückwunsch!?

Diese Idee ist dümmer als alles in den Jurassic-Filmen

Es gibt ein paar Elemente in Jurassic World 3, die angesichts ihrer Stupidität Gehirnzellen noch und nöcher killen, etwa die fürchterlich zerhackten Actionszenen mit Dinosauriern. Wie kann man Dinos nur so tumb verschwenden? In Sachen Drehbuch geht jedoch nichts über die Heuschrecken-Plage im Zentrum der Story. Die ist um ein Vielfaches schlimmer als die übliche Dummheit, die uns in Filmen begegnet.

Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter - Trailer (Deutsch) HD
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Falls ihr die Handlung von Ein neues Zeitalter wieder verdrängt habt: Der Konzern Biosyn züchtet Riesen-Heuschrecken, die die Felder der Konkurrenz vernichten. Der Gedanke dahinter: Nur Biosyn-Saatgut ist sicher, wer keines kauft, dessen Ernte wird weggeputzt. Ellie Sattler (Laura Dern) geht dem nach, sucht Hilfe bei ihrem alten Jurassic Park-Kumpan Alan Grant (Sam Neill) und reist mit ihm zum Hauptquartier von Biosyn. Ellie will nämlich eine DNA-Probe der Viecher als Beweis für die Schuld des Konzerns. Dort treffen sie auf Ian Malcolm (Jeff Goldblum), der mit Hilfe von Biosyn-Mitarbeiter Ramsay Cole (Mamoudou Athie) die Wahrheit ans Licht der Öffentlichkeit bringen will.

Falls es euch nicht aufgefallen ist: Das sind 680 Zeichen, die den halben Film beschreiben, ohne dass ein Mal das Wort Dinosaurier vorkommt.

Deswegen ist die Heuschrecken-Plage in Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter so dämlich

Die Inhaltsangabe allein klingt nach einem Wissenschaftsthriller, wie ihn Jurassic Park-Erfinder Michael Crichton vielleicht an einem schlechten Tag gepitcht hätte. Im Kontext von Ein neues Zeitalter sind die Heuschrecken aus mehreren Gründen einfach nur dämlich.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter

Fangen wir an mit einer grundsätzlichen Frage: Heuschrecken??? Dem Drehbuch-Team Colin Trevorrow und Emily Carmichael liegen Hunderte Millionen Jahre zu Füßen, aus denen sie schöpfen können wie die Wissenschaftler:innen von Biosyn, aber sie wählen Riesenheuschrecken. In der Nahaufnahme sehen die Viecher durchaus eklig aus, aber erstens nutzt die Inszenierung das kaum und zweitens sehen wir sie häufig als Schwarm. Damit sind sie nichts weiter als eine austauschbare CGI-Wolke, wie sie jeder drittklassige Blockbuster aus dem Hut zaubern kann. Dabei besitzt die Jurassic-Reihe doch etwas, was sie einzigartig macht!

Gehen wir also weiter zu diesem Alleinstellungsmerkmal. Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter verbringt lieber Zeit mit einem Insektenschwarm, als mit den zig Dinosauriern, die herumstreunen. Es gibt einige neue Dinos in dem Blockbuster. Durch die Aufteilung der Story werden sie aber extrem schnell abgehandelt, weil das Drehbuch jedes Mal zur nächsten langweiligen Diskussion über gefräßige Insekten hetzen muss.

Die Heuschrecken zeigen das Grundproblem des Jurassic World-Finales

Nun der letzte Punkt: Das Ende von Jurassic World 2: Das gefallene Königreich stellte mit der Freilassung der Dinosaurier die ganze Welt auf den Kopf. Jurassic World 3 schließt mit fiktiven TV-Berichten daran an und... vergisst das Thema bis kurz vor Abspann.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter

Das "neue Zeitalter" des deutschen Titels spielt in dem Film faktisch keine Rolle. Stattdessen führt das Drehbuch-Team diese egalen Heuschrecken ein, weil es irgendwas über Gentechnik und Verantwortung aussagt, was man ebenso gut mit Dinosauriern hätte tun können – und was Jurassic Park im Jahr 1993 schon getan hat. Der Mensch muss den wissenschaftlichen Fortschritt verantwortungsvoll vorantreiben und nicht der Gier der Märkte überlassen. Sonst wächst seine Schöpfung ihm über den Kopf (und beißt ihn ab).

Statt sich damit auseinander zu setzen, wie das Leben mit Dinosauriern aussehen würde (oder was sie in fremden Ökosystemen anrichten), vertrödelt das Drehbuch Zeit mit einer Insektenplage. Am Ende schwingt sich die Musik zu einem pathetischen Epilog über das Zusammenleben von Mensch und Saurier auf. Parasaurolophus und Pferd galoppieren Seite an Seite über die Prärie. Ein hübsches Bild, das sich der Film in keiner Minute verdient hat. Jurassic World: Ein neues Zeitalter hört nämlich genau da auf, wo er angefangen hat. Am Ende von Teil 2 Das gefallene Königreich.

Es gibt gute Dummheit in Filmen, die Spaß macht. Die Heuschrecken zählen nicht dazu. Sie sind ein Symptom der grundsätzlichen Planlosigkeit der Jurassic World-Filme.

Sie gehören zu einer ätzenden Dummheit, die sich zeigt, wenn Hunderte Millionen Dollar teure Filme in Zeitlupen-Tempo gegen die Wand fahren. Das zersetzt jeden Spaß im Keim.

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