Ghostbusters 3 - Totgeglaubte leben länger

22.03.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Ghostbusters 3 - Totgeglaubte leben länger
Sony Pictures/moviepilot
Ghostbusters 3 - Totgeglaubte leben länger
21
13
Der heutige Aufreger der Woche ist im Grunde nur eines: profan, trivial, banal. Es geht um Ghostbusters 3. Schon wieder. Ein Aufstöhnen erklingt von allen Seiten. Ein Thema, zu dem längst alles gesagt wurde. Nur noch nicht von jedem. Also hört mich an!

Nach dem Tod von Harold Ramis – und der Schock sitzt immer noch in unseren Knochen – spendete ein Gedanke besonderen Trost: “Zumindest ist jetzt jeglicher Impuls für eine Fortsetzung mit ihm gestorben.” Ohne Bill Murray und ohne Ramis ist das Projekt Ghostbusters 3 tot. Muss es sein. Ebenso gut könnte man einen Turtles-Film ohne Leonardo und ohne Donatello machen. Aber da hatte ich Hollywood unterschätzt. Keine zwei Tage dauerte es, bis bekannt gegeben wurde, dass nach Ramis Tod das Drehbuch umgeschrieben werde. Was soll’s, ich hatte ohnehin vor Jahren – es muss wohl 2011 gewesen sein – endgültig mit dem Thema abgeschlossen. Nach einem Jahrzehnt der ewig währenden Ghostbusters-Phrasen und nach einigen Franchise-Vergewaltigungen wie Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels oder Tron Legacy, wer sollte einem den eigenen Widerwillen noch verübeln?

Chronik der Unverbesserlichen
Die Vorproduktionschronik von Ghostbusters entpuppte sich ohnehin längst als cineastisches M.C. Escher-Gänseblümchen. Der Film kommt, der Film kommt nicht, der Film kommt, der Film kommt nicht. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr wurde insbesondere Dan Aykroyd nicht müde, beim allmorgendlichen Gang zum Bäcker den Paparazzi seine brandheißen News zu stecken. Drehbuchseite 45 so gut wie fertig. Buchstabendreher auf Seite 73 korrigiert. Ihm war keine News zu nichtig, kein öffentlicher Auftritt zu unpassend, stets darum bemüht, den Ball am Rollen zu halten und sei es nur im Kreis. Nicht zu vergessen: Bill Murray, das wandelnde Bit unter den Schauspielern. Ja, nein, ja, nein, ja, ja, nein, nein. Kein Mann der langen Worte, aber der langen Hinhaltetaktiken. Und er tat gut daran, drückte er mit seinem Zögern schließlich nur die Skepsis aus, die die gesamte Fanbase seit Anfang an beim dritten Teil beschlich.

Wozu überhaupt einen dritten Teil, wenn es längst einen würdigen Nachfolger gibt? Das Videospiel “Ghostbusters – The Video Game” enthielt bis auf Rick Moranis’ unverwechselbare Stimme alles, was wir an den ersten beiden Teilen liebten. Sogar Bill “Fucking” Murray ist mit von der Partie! Mit dem Vorteil, selbst in die Rolle eines Geisterjägers schlüpfen zu können. Zusammen mit Games wie Blade Runner, Escape from Butchers Bay oder Tron 2.0 wurde das Spiel eine von den raren Videospielkonvertierungen, die ihre Filmvorbilder chronologisch und qualitativ überflügelten.

Filme, die niemand sehen will und alle lieben
Das Perfide an dem ganzen Zirkus passierte in dieser Woche. Nach Ramis Tod gab es zwar einige Meldungen über das Drehbuch, aber nichts, was in irgendeiner Weise von Dan Aykroyds üblichen PR-Nummern abwich. Doch ausgerechnet als Ivan Reitman bekannt gab, den Regiestuhl räumen zu wollen (noch so ein Indiz, wie fertig und am Boden dieses Filmprojekt doch in Wirklichkeit sein muss) und damit nach Murray und Ramis der Dritte aus dem Kernteam ausschied, begann sich etwas zu rühren. Anstelle des erwarteten Genickbruchs wurde ein Prozess des – nennen wir es mal – “Umdenkens” angestoßen. Es ergaben sich Chancen, die nicht bloß im Stande sein könnten, Ghostbusters zu relativieren, sondern zu legitimieren. Schuld daran ist das Regisseurenduo Phil Lord und Christopher Miller, die sich Gerüchten zu Folge in Verhandlungen um den Regieposten befinden.

Es scheint, als musste erst einer der Großen sterben, damit Hollywood seine Fortsetzung bekommt. Eine Fortsetzung, die niemand sehen will. Doch nach den jüngsten Entwicklungen könnte alles passieren. Mit etwas Glück könnte ein Film gelingen, den niemand sehen wollte und doch am Ende alle lieben werden. Zuzutrauen wäre es Phil Lord und Christopher Miller, denen ähnliches bereits zweimal gelang. Wer eine Vorlage wie das ranzige 21 Jump Street in eine clevere und zeitgemäße High-School-Buddymovie-Actionfilm-Persiflage zu verwandeln vermag, Playmobiljünger in The Lego Movie locken kann und es schafft, Pixar den Rang abzulaufen, der kann das Unmögliche wahr werden lassen: Vorfreude auf Ghostbusters 3!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News